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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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C, D, 1, 2, 3, die »local«- und die »express«-Züge. Einmal irrte er sich und fand sich in der Bronx wieder.
    Er war bereit, früher aufzustehen als alle anderen, abends länger zu arbeiten, ein Stück zu komponieren, das noch niemals jemand komponiert hatte, und sie alle auf der Ziellinie abzufangen.
    Er suchte in der Nähe der Juilliard School. Schlenderte durch die Straßen, schaute sich um, kaufte die Stadtteilzeitungen, die in den Lebensmittelläden, Bars und Boutiquen auslagen. Nahm einen Kuli aus der Tasche, kreiste die Anzeigen ein, die in sein Budget zu passen schienen, rief an. Besichtigte eine Wohnung, zehn, zwanzig, rümpfte die Nase, zuckte die Schultern und beschimpfte die Besitzer im Stillen als Halsabschneider. Kehrte entmutigt in sein Hotel zurück. Er würde nie etwas finden, zu teuer, zu hässlich, zu dreckig, zu klein. Man sagte ihm, er solle die Hoffnung nicht aufgeben, dank der Krise seien die Preise gesunken, er könne handeln. Er nahm sich erneut die Anzeigen vor, besichtigte erneut Wohnungen und fand schließlich eine in einem roten Backsteingebäude mit hohen grünen Fenstern in der 74th Street. Rot und Grün, das gefiel ihm. Die Wohnung war klein und dreckig, er würde den Teppichboden austauschen müssen, ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, eine verlassene gelbe Yuccapalme, eine Kochnische, ein Bad von der Größe eines Kleiderschranks, im fünften Stock ohne Aufzug, aber die Fenster gingen auf die Straße und zwei grüne Bäume hinaus. Der Preis war angemessen. Er musste sich sofort entscheiden. Er unterschrieb, ohne zu verhandeln.
    Riss den Teppich heraus. Kaufte einen neuen, apfelgrünen und klebte ihn auf das verrottete Parkett. Strich die Wände weiß. Schrubbte die Fensterrahmen, putzte die Scheiben, zerbrach eine davon. Ließ sie ersetzen. Vertrieb die Kakerlaken, indem er eine glühend heiße Flüssigkeit auf die Fußleisten und alle feuchten Stellen sprühte. Bekam etwas davon in die Augen und rannte zum nächsten Drugstore, um sich kühlende Tropfen zu kaufen. Stellte fest, dass er seine Schlüssel in der Wohnung vergessen hatte. Musste durchs Fenster der Nachbarin klettern.
    Sie trug ein T-Shirt mit der Aufschrift » I can’t look at you and breathe at the same time « 7 . Er nahm dies als ein Zeichen und küsste sie zum Dank.
    7 »Ich kann dich nicht anschauen und gleichzeitig atmen.«
    Sie hieß Liz, hatte braune Augen, einen grün-blau gefärbten Pony, ein Zungenpiercing und einen großen, lachenden Mund.
    Sie wurde seine Freundin.
    Sie studierte Film an der Columbia University und zeigte ihm die Stadt. Die Galerien in Chelsea, die Arthousekinos in SoHo, die Jazzclubs im Village, die günstigen Restaurants, die Secondhand-Klamottenläden. Thrift shops nannte sie sie mit einer feuchten Aussprache. Ende Mai würde sie wegziehen, um ihr Glück in Hollywood zu versuchen, wo einer ihrer Onkel Filmproduzent war. Too bad , sagte sie und lachte mit ihrem großen Mund, too bad , aber es schien sie nicht allzu sehr zu bekümmern. Sie machte sich auf, die Filmwelt zu erobern, und das war doch jedes Opfer wert.
    Er versuchte nicht, sie davon abzuhalten. Hin und wieder dachte er immer noch an Hortense.
    An seine letzte Nacht mit Hortense …
    Und wenn das passierte, konnte er nicht mehr atmen.
    Er hatte einen Klavierladen gefunden, dessen Besitzer, er hieß Kloussov, ihn im Hinterzimmer auf gebrauchten Steinways spielen ließ. Dort lagen auch alte Partituren herum, Sonaten von Beethoven, Mozart, Schubert, Brahms, Chopin. Er stand frühmorgens auf, rannte zum Laden und setzte sich auf einen alten, durchgesessenen Klavierhocker. Er hielt sich für Glenn Gould, beugte sich über die Tasten und spielte, vor sich hin brummend, den ganzen Morgen. Der Besitzer saß hinter einem langen schwarzen Tisch am Eingang und beobachtete ihn beim Spielen. Er war ein dicker Herr mit rotem, kahlem Schädel, der tagein, tagaus eine große getupfte Fliege trug. Mit halb geschlossenen Augen lauschte er behaglich den über die Tasten laufenden Händen, rutschte auf seinem Stuhl hin und her, wippte, wurde von einer Art Veitstanz erfasst, sein Gesicht lief dunkelrot an, und Speicheltröpfchen flogen, wenn er sprach, da der Dampf in seinem Kopf durch seinen Mund entwich.
    »Das ist gut, mein Junge … Du machst Fortschritte. Das Spielen lernt man durchs Spielen. Vergiss die Notenlehre und deinen Unterricht, öffne dein Herz ganz weit, lass es sich über das Klavier ergießen, bring die Saiten zum Weinen. Beim

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