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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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war immer das kleine siebenjährige Mädchen geblieben, das zitternd am Strand des Atlantiks lag.
    Sie schloss die Augen. Ließ die Stirn auf die Seiten des schwarzen Notizbuchs sinken und weinte.
    Sie hatte ihrer Mutter verziehen. Ihre Mutter war es, die ihr nicht verzieh.
    Kurz nach Iris’ Tod hatte sie Henriette angerufen.
    »Joséphine, es wäre besser, wenn du mich nicht mehr anrufst. Ich hatte eine Tochter, und die habe ich verloren …«
    Und die Brandung war erneut über ihr zusammengeschlagen.
    Von einer Mutter, die einen nicht liebt, erholt man sich nie. Man redet sich ein, man sei es nicht wert, geliebt zu werden, man sei überhaupt nichts wert.
    Man rennt nicht nach London und wirft sich in die Arme des Mannes, der einen liebt.
    Philippe liebte sie. Das wusste sie. Ihr Verstand wusste es, ihr Herz wusste es, aber ihr Körper weigerte sich, einen Schritt auf ihn zu zugehen. Sie schaffte es nicht, loszulaufen, die Beine unter die Arme zu nehmen, zu ihm zu eilen.
    Sie blieb zitternd am Strand.
    Iphigénie fuhr mit dem Staubsauger durch die Wohnung, stieß gegen die Tür ihres Arbeitszimmers, fragte, kann ich reinkommen oder störe ich? Joséphine richtete sich auf, wischte sich über die Augen, tat so, als beugte sie sich über ein Buch.
    »Aber Madame Cortès! Weinen Sie?«
    »Nein! Nein! Es ist nichts, Iphigénie, nur eine Allergie …«
    »Sie weinen, Madame Cortès! Weinen Sie doch nicht! Was ist denn los?«
    Iphigénie legte das Staubsaugerrohr weg, nahm Joséphine in die Arme und zog sie an ihre Schürze.
    »Sie arbeiten zu viel! Sitzen hier die ganze Zeit über Ihren Büchern und Heften! Das ist doch kein Leben!«
    Sie wiegte sie, wiederholte, das ist doch kein Leben, das ist doch kein Leben, warum weinen Sie denn, Madame Cortès?
    Joséphine schniefte, putzte sich am Ärmel ihres Pullovers die Nase, sagte, es ist nichts, das geht schon wieder vorbei, machen Sie sich keine Gedanken, Iphigénie, ich habe nur gerade etwas unglaublich Trauriges gelesen …
    »Ich sehe doch, wenn es Ihnen nicht gut geht, und jetzt geht es Ihnen überhaupt nicht gut! So habe ich Sie noch nie erlebt!«
    »Es tut mir leid, Iphigénie.«
    »Entschuldigen Sie sich nicht auch noch dafür! Jeder hat doch mal Kummer. Sie sind zu einsam, das ist alles! Sie sind zu einsam … Ich mache Ihnen jetzt erst mal einen Kaffee, wollen Sie einen Kaffee?
    Ja, sagte Joséphine, ja.
    Iphigénie betrachtete sie von der Tür aus, seufzte und ging mit ihrem ärgerlichen Trompetenschnauben davon, um ihr einen Kaffee zu machen. Sie kam mit einer großen Tasse und drei Stück Zucker in der Hand zurück.
    »Wie viel Zucker nehmen Sie in Ihren Kaffee?«
    »So viel Sie wollen …«, antwortete Joséphine lächelnd.
    Iphigénie nickte und gab die drei Stück Zucker in die Tasse.
    »Zucker ist gut für die Seele …«
    Kopfschüttelnd rührte sie um.
    »Ich fasse es nicht! Eine Frau wie Sie, und heult wie ein kleines Mädchen!«
    »Tja …«, entgegnete Joséphine. »Iphigénie, was halten Sie davon, wenn wir uns über etwas Fröhlicheres unterhalten? Sonst fange ich gleich wieder an zu weinen, und das wäre doch schade, bei einem so guten Kaffee!«
    Iphigénie warf sich stolz in die Brust und freute sich, weil ihr der Kaffee so gut gelungen war.
    »Man muss das Wasser über das Pulver gießen, bevor es anfängt zu kochen … Das ist das Geheimnis.«
    Joséphine trank unter Iphigénies wachsamem Blick. Iphigénie kam zweimal pro Woche zum Putzen hoch, und wenn sie wieder ging, blitzte die Wohnung vor Sauberkeit. Ich fühle mich wohl bei Ihnen, da mache ich es so wie bei mir selbst, wissen Sie … Das würde ich nicht bei allen machen!
    »Sagen Sie, Madame Cortès, jetzt, wo wir beide schon eine Pause machen … Ich habe da über etwas nachgedacht … Erinnern Sie sich an unser Gespräch neulich über die Tatsache, dass wir Frauen immer an uns zweifeln, dass wir immer glauben, wir wären dumm und unfähig …?«
    »Ja«, antwortete Joséphine und trank von ihrem viel zu süßen Kaffee.
    »Tja, ich habe mir gedacht, wenn wir selbst an uns zweifeln, wenn wir immer glauben, wir würde es nie schaffen, wie sollen uns dann die anderen etwas zutrauen?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Iphigénie.«
    »Hören Sie mir gut zu … Wenn ich selbst nicht an mich glaube, wer soll es dann tun? Wenn ich nicht zu hundert Prozent hinter mir stehe, wer steht dann hinter mir? Man muss den Leuten zeigen, dass man total super ist, sonst merken sie es nicht

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