Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
besser. Schon, aber er hat keine Arbeit … Anfangs werden wir uns bescheiden müssen. Wir dürfen uns nicht in unnötige Ausgaben stürzen. Müssen sparen, einen Bausparvertrag abschließen, dann verkaufen wir die Wohnung in der Rue de Pali-Kao und kaufen eine andere, in einem schönen Viertel, die besser zu uns passt. Ich werde für zwei arbeiten, bis er eine neue Stelle gefunden hat. Er ist brillant. Er kann nicht das Erstbeste annehmen.
Sie schmiedete Pläne, stellte ein Budget auf, plante Umschläge für die diversen Ausgaben (Urlaub, Auto, Essen, Nebenkosten, Steuern, Sonstiges, Unvorhergesehenes, Notfälle, Katastrophen), überlegte, bereitete vor, richtete sich auf ein paar schwierige Monate ein, bevor sie sich endgültig irgendwo niederlassen könnten.
Und sie erklomm die Treppenstufen.
Verlangsamte ihre Schritte, um ihren inneren Aufruhr zu genießen.
Geriet unversehens in Panik … Was, wenn er nicht käme? Wenn er in letzter Minute absagte? Seine alte Mutter krank? Fühlte sich unwohl? Er sprach mit großer Zärtlichkeit von ihr. Er ging abends nie aus, um sie nicht allein zu lassen. Reichte ihr die Hausschuhe, das Bettjäckchen, den Kräutertee. Schaute im Fernsehen ihr Lieblingsprogramm. Er war ein vorbildlicher Sohn.
Sie würde warten.
Ich habe zweiundfünfzig Jahre gewartet, ich kann auch noch ein bisschen länger warten, bis mein Traum Wirklichkeit wird. Bruno Chaval, Madame Bruno Chaval, ich muss meine neue Unterschrift üben. Papa und Maman wären stolz auf mich …
Er wartete schon auf sie. Groß, wunderschön, oben an der Treppe. Lässig an eine Säule gelehnt, die für sie etwas Dorisches hatte. Er rührte sich nicht, und sie musste auf ihn zugehen. Er schaute auf sie herab und fragte: »Glücklich?«
»Ja«, seufzte sie, wurde rot und folgte ihm, als er sich von der Säule löste.
Sie gingen zur Basilika. Sie wünschte sich, er würde ihre Hand nehmen, aber er schien sehr auf Schicklichkeit bedacht zu sein und hielt einen respektablen Abstand zu ihr. Er wollte sie nicht durch eine verfängliche Geste kompromittieren.
Sie setzten sich auf die Stufen und betrachteten die Sonne, die am Horizont ihre Bahn beschloss.
»Heute Abend geht sie um einundzwanzig Uhr zwölf unter«, sagte die Trompete, die auf einem Abreißkalender nachgesehen hatte.
»Aha …«, entgegnete Chaval, während er sorgsam darauf achtete, dass sich ihre Ellbogen nicht berührten. »Und woher wissen Sie das?«
»Ich bin eine gebildete Frau«, sagte sie errötend. »Ich liebe Zahlen über alles … Ich kann Ihnen die Multiplikationstabellen rückwärts aufsagen und alle Grundrechenarten im Kopf ausführen, ganz ohne Stift und Papier. Ich habe einmal einen Wettbewerb von Lustucru-Teigwaren gewonnen …«
»Und was war der Preis?«
»Eine Reise nach Port-Navalo. Ich bin mit meinen Eltern hingefahren. Ich war so glücklich darüber, ihnen diese Reise schenken zu können. Drei Tage Nichtstun. Es war einfach herrlich! Kennen Sie Port-Navalo und den Golf von Morbihan? Der Ort liegt hundertzwanzig Kilometer von Nantes entfernt, hundertdreißig Kilometer von Quimper und vierhundertsechzig Kilometer von Paris …«
»Nein, da bin ich noch nie gewesen …«
Außerdem hasse ich Möwengeschrei und den Geruch von Seetang, dachte er und verzog angewidert das Gesicht.
Wir könnten unsere Hochzeitsreise dorthin machen, überlegte Denise Trompet errötend. Wir würden den Sonnenuntergang über dem Golf anschauen, während die Segelyachten in den Hafen zurückkehren. Die weißen Segel würden eingeholt werden, die gelben Öljacken würden Steuerräder halten und Luken schließen. Eine sanfte Meeresbrise würde über unsere fröstelnden Nacken streichen. Er würde mich mit seinem starken Arm an sich ziehen und flüstern: »Ich will nicht, dass du wegfliegst!« Er würde mich sehr ernst anschauen, und ich würde mich mit einem Seufzen an ihn schmiegen. Du wirst mich niemals verlieren, mein Liebster, schwor sie sich erschauernd.
Er wartete, bis es dunkel war, ehe er ein wenig näher rückte.
Als er ihr vorsichtig einen Arm und die Schultern legte, wurde ihr schwarz vor Augen.
Lange blieben sie reglos sitzen. Es waren nicht mehr viele Leute auf den Stufen. Ein paar Gitarrenspieler und verliebte Pärchen. Ich bin wie alle anderen, sagte sich Denise Trompet, endlich bin ich genau wie alle anderen.
»Glücklich?«, fragte Chaval wieder.
»Sie ahnen ja nicht …«, hauchte Denise mit einem seligen Seufzen.
»Und um wie viel Uhr
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