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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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schlief nicht mehr mit ihr. Er wollte sich nicht für sie verantwortlich fühlen.
    Was willst du, hatte sie ihm eines Abends gestanden, als sie ein bisschen getrunken hatte, als sie ihre Zigarette so dicht an ihre Haare hielt, dass er fürchtete, sie werde sie anzünden, ich glaube, ich liebe dich. Oh, ich weiß, ich sollte dir das nicht sagen, aber so ist es nun mal, und ich habe keine Lust, dir etwas vorzuspielen … Ich entdecke die Liebe, aber ich verstehe nichts von den Strategien der Liebe … Ich weiß genau, dass ich dabei bin, mir mein Leben zu versauen. Aber das ist mir egal. Wenigstens liebe ich … und es ist schön, zu lieben. Es ist nicht schön, deswegen zu leiden, aber es ist schön, zu lieben. Das ist mir bisher noch nie passiert. Ich dachte, ich hätte schon vor dir geliebt, aber das war bloß Verliebtsein. Du beschließt nicht einfach, mit dem Lieben aufzuhören. Du liebst dein Leben lang … Und das ist der ganze Unterschied.
    Der ganze Unterschied …
    Er verstand. Manchmal nahm er Frauen für einen Abend mit. Für ein Wochenende.
    An einer Straßenkreuzung in Chelsea fiel ihm eine runde Schulter auf, und er folgte ihr. Lud sie zum Essen ein, legte sich ein paar Nächte neben sie. Am frühen Morgen fragte sie, wirst du dich in einem Jahr noch an mich erinnern? Er antwortete nicht, und sie fügte hinzu: Mit wem wirst du in einem Jahr zusammen sein? Mit wem ich zusammen sein werde? Du hast mich doch wenigstens ein bisschen lieb, oder? Sein Mund war trocken, sein Lächeln starr. Siehst du … in einem Jahr wirst du mit einer anderen zusammen sein, und mich hast du dann vergessen …
    Er protestierte vehement.
    Aber er wusste, dass sie recht hatte.
    Er hatte eine Nacht mit einer Brasilianerin verbracht, die sich rühmte, fünf Stunden pro Tag zu schreiben und genauso lange Gymnastik zu machen, damit Körper und Geist ins Gleichgewicht kamen. Nachdem er sich von ihr verabschiedet hatte, hatte er den Zettel zerrissen, auf dem sie ihre Telefonnummer notiert hatte, und den durch die Luft wirbelnden Konfettistückchen nachgeblickt.
    Er war übers Wochenende mit einer Anwältin weggefahren, die ihre Akten mitgenommen und die ganze Zeit ihr Handy zwischen Kopf und Schulter geklemmt hatte. Er hatte die Hotelrechnung bezahlt, ihr eine kurze Nachricht hinterlassen und die Flucht ergriffen.
    Während er auf der Rückfahrt im Stau stand, hatte er sich an seine Anfänge erinnert und an seinen Wunsch, die Welt zu erobern. An New York und seine erste Stelle in einer internationalen Anwaltskanzlei. Er war der einzige Franzose dort gewesen. Er hatte gelernt, auf die amerikanische Art zu arbeiten. Die Villa, die man in den Hamptons mieten musste, die Wohltätigkeitsveranstaltungen, bei denen er einen Smoking trug und mit einer verführerischen Frau am Arm herumstolzierte – jedes Mal einer anderen. Teure Anzüge, die er sich aus England kommen ließ, Hemden von Brooks Brothers, Mittagessen im Four Seasons. Er hatte sich beim Rasieren im Spiegel betrachtet, seinem Spiegelbild zugelächelt, sich die Zähne geputzt, einen Anzug herausgesucht, eine Krawatte, gedacht, es ist so einfach, Frauen rumzukriegen, wenn … und schamvoll innegehalten …
    Wenn man das Gefühl hat, aus einem Film herauszukommen, in dem man selbst die strahlende Hauptrolle spielt.
    Und dann war er Iris Plissonnier begegnet.
    Sein Herz hatte zu klopfen begonnen. Eine Minute wurde zum Jahrhundert. Er kannte keine Gewissheiten mehr, der Film war gerissen. Oder doch … Einer einzigen Sache war er sich sicher: Sie war diejenige, welche. Keine andere. Mit der Gewandtheit eines Zauberers hatte er sich in ihr Leben geschlichen. Hatte acht Asse aus dem Ärmel gezogen und sie aus einer üblen Klemme befreit. Hatte sie überzeugt, ihn zu heiraten. Hatte er sie wirklich geliebt oder doch nur das schöne Bild, das sie von sich präsentierte? Das schöne Bild, das sie beide als Paar abgaben?
    Er wusste es nicht mehr.
    Er erkannte den Mann, der er einst gewesen war, nicht wieder.
    Er fragte sich, ob er überhaupt noch derselbe war.
    Nachdem er an diesem Morgen dem Mann mit der krummen Nase und der schiefen Krawatte zugehört und ihn anschließend zur Tür begleitet hatte, lehnte er sich gegen die lackierte Holztür, und sein Blick sank wieder hinab auf das Foto von Alexandre. Er seufzte. Was wissen wir schon von den Menschen, mit denen wir Seite an Seite leben? Wenn wir glauben, sie zu kennen, entziehen sie sich uns.
    Seit dem Tod seiner Mutter entglitt ihm

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