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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Bank.
    Zoé stellte keine Verbindung her zwischen Gaétan und dem Mörder ihrer Tante Iris. Gaétan war Gaétan, ihr Freund, der ihr Herz anschwellen ließ. Jeden Abend schrieb sie in ihr Tagebuch: »Ich tanze und lache im Sonnenschein, das Leben ist süß wie ein Marzipanschwein …!«
    Sie hatte mit Klebstreifen ein Foto von Gaétan an den Fuß der Lampe neben dem Computer geklebt und schaute es immer wieder an, während sie seine Mails las. Hin und zurück, hin und zurück. Es war wie ein Zeichentrickfilm.
    Manchmal schien er traurig zu sein, manchmal wirkte er fröhlich. Manchmal lächelte er.
    Sie öffnete die erste Mail.
    »Zoé, da ist ein Kerl in Mamans Bett. Ich komme gerade aus der Schule, es ist fünf Uhr, und sie liegt mit einem Kerl im Bett! Sie hat Lärm im Flur gehört und gerufen: ›Ich bin nicht allein.‹ Das macht mich krank. Ich sitze hier unten wie ein Idiot. Domitille ist nie zu Hause. Ich frage mich, was sie treibt, und Charles-Henri lernt den ganzen Tag. Ich hab diesen Kerl nie gesehen, nur seine beschissenen Sportschuhe im Flur und seine Lederjacke auf dem Sofa. Und im ganzen Haus stinkt’s nach Kippen. Ich halt das nicht mehr aus. Ich will weg von hier!«
    Das war die erste Nachricht. Kurz darauf hatte er eine weitere geschickt:
    »Ich kann ihn nicht leiden. Ich konnte ihn vom ersten Moment an nicht leiden. Er hat eine Glatze, er hat eine Brille, na gut, er ist groß, seine Klamotten sind nicht schlecht, und er ist nett, aber egal, ich kann ihn nicht leiden. Ich mache mir Sorgen um Maman, es ist schrecklich, und sie ist sauer auf mich, nach dem Motto: ›Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig!‹ O doch! Natürlich ist sie mir Rechenschaft schuldig! Ich bin so was von sauer auf sie. Sie benimmt sich wie eine Fünfzehnjährige! Weißt du, wo sie den Glatzkopf kennengelernt hat? Im Internet, bei MEETIC !!! Er ist mindestens fünf Jahre jünger als sie. Ich hasse ihn. Ich glaub das nicht, echt, ich glaub das einfach nicht!«
    Zoé atmete geräuschvoll aus. Wahnsinn!, dachte sie, Isabelle Mangeain-Dupuy vögelt mit einem Glatzkopf, den sie bei Meetic kennengelernt hat. Die müssen ihr ein neues Gehirn eingepflanzt haben, als sie ihren Namen geändert hat.
    Zoé erinnerte sich an Gaétans Mutter: zerbrechlich, zart, eine im Morgenmantel zitternde, schattengleiche Gestalt, die hinter ihren Kindern herrannte, um ihnen einen Kuss zu geben, dann unvermittelt stehen blieb, als hätte sie vergessen, warum sie rannte, und oft unzusammenhängendes Zeug redete, du bist ja ein hübsches kleines Mädchen, isst du gerne Schmelzkäse?
    Sie hatte sich total verändert. Das lag sicher daran, dass sie aufgehört hatte, Beruhigungsmittel zu nehmen. Aber musste man dann gleich Typen auf Meetic anbaggern? Ein paar Mädchen aus ihrer Klasse behaupteten, dass sei total klasse. Man verliert keine Zeit mit langem Reden, ich gefall dir, du gefällst mir, also springen wir zusammen in die Kiste und trinken Cuba Libre. Sie erzählten das sicher nur, um sich wichtigzumachen, aber trotzdem … Sie selbst würde vor Angst sterben, wenn sie mit einem Jungen ins Bett gehen müsste, den sie überhaupt nicht kannte. Sie und Gaétan hatten es noch nicht getan. Sie warteten.
    Sie schlief mit dem alten Pullover, den er ihr dagelassen hatte. Aber sein Geruch war weg. Wie sehr sie auch ihre Nase in jede Masche grub, ihn zusammendrehte, ihn rieb, Knötchen abzupfte, er roch einfach nicht mehr. Wenn Gaétan nach Paris käme, würde sie ihn wieder aufladen.
    Sie antwortete Gaétan. Schrieb ihm, dass sie ihn verstand, dass es nicht schön sei, herauszufinden, dass die eigene Mutter mit einem Glatzkopf vögelte, den sie bei Meetic aufgegabelt hatte, dass er nicht der Einzige war, der Probleme hatte, dass es in ihrer Klasse ein Mädchen gab, das zwei Mütter hatte, die beide zu den Elternversammlungen kommen wollten, und dass das Mädchen, Noémie hieß sie, zu Zoé gesagt hatte, dass sie nicht wolle, dass die ganze Schule wisse, dass sie zwei Mütter habe. Sie hatte Zoé ins Vertrauen gezogen, weil sie wusste, dass Zoé viel Ärger mit ihrem Vater gehabt hatte. Sie hatten sich vorgenommen, wenn sie irgendwann alt wären, so mit vierzig, zusammen Rosé zu trinken und sich zu sagen, dass sie nicht so geworden waren wie ihre Eltern. Dass sie durchgehalten hatten.
    »Aber zwei Mütter sind schon blöd«, schrieb Zoé, »genau wie bei dir mit der Jacke und den Sportschuhen von dem Glatzkopf. Da fällt mir ein, als ich heute Abend von der

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