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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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eingezogen!«
    »Ja. Zwei Schwule.«
    »Woher weißt du das denn?«
    »Ich habe kurz in ihre Wohnung geguckt, und es gibt nur ein Bett!«
    »Zwei Schwule in Lefloc-Pignels Wohnung! Das nennt man wohl Ironie des Schicksals!«
    »Soll ich dir heute Abend Nudeln mit Lachs machen?«
    »Ja, gern. Ich bin fix und fertig …«
    »Ich hole nur schnell mein schwarzes Heft mit dem Rezept …«
    »Kennst du es nicht auswendig?«
    »Doch. Aber ich lese es gern noch einmal nach, damit ich auch sicher nichts vergesse … Was würde ich nur machen, wenn ich dieses Heft verlieren würde?« Sie seufzte und runzelte die Stirn. »Ich liebe es, Maman, da drin steckt mein ganzes Leben!«
    Joséphine lächelte und dachte: Dein Leben fängt doch gerade erst an, mein Schatz.
    Zoé notierte nicht nur Rezepte in ihrem Heft, sondern verzeichnete auch gewissenhaft, von wem und unter welchen Umständen sie sie bekommen hatte. Außerdem schrieb sie die meisten ihrer Gedanken und den Verlauf ihrer Stimmungen hinein. Das half ihr dabei, Bilanz zu ziehen, wenn sie traurig war.
    Manche Dinge vertraute sie nur ihrem Heft an.
    »Maman glaubt, dass sie es allein schaffen kann, weil sie es schon einmal geschafft hat, aber damals hatte sie ja auch keine andere Wahl. Trotzdem fehlt ihr jemand an ihrer Seite. Sie ist zu zerbrechlich. Ihr Leben war nicht gerade lustig … Das Leben hat ihrer Seele arg zugesetzt. Auch wenn ich nicht alles weiß, das weiß ich ganz sicher. Und ich muss das Unglück auffangen, um es von ihr abzuhalten …«
    Es war ein großes schwarzes Heft. Vorne drauf hatte sie Fotos von ihrem Vater, ihrer Mutter, Hortense, Gaétan, ihrer Freundin Emma und von Du Guesclin geklebt, dazu Aufkleber, bunte Sticker, Perlen, Glimmerstückchen, hatte eine Sonne und einen lachenden Mond gemalt, ein Stück aus einer Postkarte vom Montblanc ausgeschnitten und ein weiteres Stück von einer tropischen Insel mit Palmen und Krebsen.
    Zu dem Rezept »Tagliatelle mit Lachs« hatte sie notiert: »Das habe ich von Giuseppe, einem Freund von Maman. Er ist Mittelalterforscher, genau wie Maman. Er singt Funiculi, funicula und rollt dabei mit den Augen, bis man fast nur noch das Weiße sieht. Ich weiß nicht, wie er das anstellt, dass man nur noch das Weiße sieht. Er kann auch Zaubertricks. Er spricht sehr gut Französisch. Er sagt, er hätte gern eine Tochter wie mich, denn er selbst hat nur Söhne. Ich glaube, er ist in Maman verliebt, aber Maman behauptet, nein. Seit die Uni wieder angefangen hat, isst er mit uns zu Abend, wenn er in Paris ist. Und nachdem ich einmal überbackene Chicorées gemacht hatte, hat er mir zum Dank das Rezept für Nudeln mit Lachs gegeben, weil meine Chicorées so lecker waren. Er hat gesagt, es sei ein geheimes Familienrezept, das er von seiner Mama, Giuseppina, bekommen habe. Das heißt ›Joséphine‹ auf Italienisch, und als er das gesagt hat, hat er ganz intensiv zu Maman hinübergesehen. Er ist ein sehr attraktiver Mann, er trägt Hemden mit seinen Initialen und Kaschmirschals in allen möglichen Farben. Er hat sehr schöne graublaue Augen. Er ist Italiener, und das erkennt man sofort, es ist nicht zu übersehen. Er ist sehr pingelig, was die Kochzeit der Nudeln angeht; außerdem muss man sie die ganze Zeit umrühren, damit sie nicht zusammenkleben, und man darf nicht vergessen, Olivenöl und grobes Salz ins Wasser zu geben. Er sagt nicht ›Salz‹, sondern ›Sal-ze, amore ‹. Als ich das Rezept zum ersten Mal kochen wollte, ist mir der Lachs auf den Boden gefallen und Du Guesclin hat alles aufgefressen! Ich war so was von sauer!«

Sie aßen gerade die Nudeln mit Lachs, als es an der Tür läutete.
    Es war Iphigénie.
    Völlig außer Atem setzte sie sich auf den Stuhl, den Joséphine ihr anbot, und strich mit einer Hand ihr Haar glatt – eine vollkommen überflüssige Geste, da sich die roten und dunkelblauen Büschel sofort wieder aufrichteten. Iphigénie wechselte ihre Haarfarbe sehr oft, und in letzter Zeit probierte sie immer gewagtere Tönungen aus.
    »Ich bleibe nicht lange, Madame Cortès. Die Kinder sind allein unten in der Loge, und Sie sind ja gerade beim Essen … aber ich muss Ihnen unbedingt etwas erzählen … Ich habe einen Brief vom Hausverwalter bekommen. Er will mir meine Loge wegnehmen!«
    »Wie, wegnehmen? Dazu hat er doch gar kein Recht! Gibst du mir bitte das Salz, Zoé …«
    »Was? Ist es nicht genug gesalzen? Aber ich habe es genauso gemacht, wie Giuseppe gesagt hat …«
    Iphigénie wurde

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