Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
in Knightsbridge stehen! Zwei Schaufenster mit der Überschrift »Hortense Cortès« im meistbesuchten Kaufhaus von ganz London! Oh, meinetwegen nicht das eleganteste und auch nicht das exquisiteste, aber das, wo die meisten Touristen vorbeikommen, die meisten Milliardäre, die meisten Leute, die nach meinem einzigartigen, wundervollen Talent Ausschau halten!
Und sie breitete die Arme aus und wirbelte durch die Küche, wirbelte durch den Flur, wirbelte durch das Wohnzimmer, schnappte sich Du Guesclins Pfoten und drehte, drehte ihn im Kreis, und was war dieser große, tollpatschige Du Guesclin doch für ein komischer Anblick, der nicht wusste, ob er sich mitziehen lassen sollte, der Joséphine einen verwunderten Blick zuwarf, einen besorgten Blick, der Zustimmung heischte, und der sich schließlich an Hortenses Fersen heftete und mit lautem Gebell ihr Glück feierte.
»Aber«, fragte Joséphine, als Hortense sich atemlos wieder auf einen Stuhl fallen ließ, »bist du denn sicher, dass du den Wettbewerb gewonnen hast?«
»Nicht bloß sicher, Maman, mehr als sicher. Gar keine Frage! Ich habe meinen Lebenslauf mit Unmengen an originellen, eindrucksvollen Details gespickt. Zwei Ideen entwickelt, von denen ich eine wirklich genial finde: ›Was passiert im Winter mit der Jacke?‹ Soll man sie über einem dicken Pullover tragen, um die Schultern gelegt, als Strickjacke, lässig um die Taille gebunden, oder sie lieber aus grobem Wollstoff schneidern, um den Mantelcharakter zu betonen? Jacken sind im Winter ein echtes Problem! Trägt man nur eine Jacke, ist einem zu kalt, und zieht man einen Mantel darüber, ist es zu warm. Man muss sie komplett neu erfinden! Sie dicker gestalten, ohne die Silhouette zu beschweren, sie leichter machen, ohne eine Lungenentzündung zu riskieren. Ich habe die Idee ausgearbeitet, ich habe Skizzen angefertigt. Ich habe Miss Farland beeindruckt, ich werde ausgewählt … keine Sorge!«
»Und wann sagen sie dir Bescheid?«
»Am zweiten Januar … Am zweiten Januar wird mein Handy klingeln, und ich werde erfahren, dass die Wahl auf mich gefallen ist. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie aufgeregt ich bin! Ich habe noch zehn Tage Zeit, um mir etwas einfallen zu lassen, ich werde durch Paris laufen, an den Schaufenstern entlangbummeln, mir Gedanken machen, und dabei wird mir die Idee kommen, die eine, geniale Idee, die ich anschließend nur noch umzusetzen brauche … Piffpaffpuff! Ich bin die Königin von London!«
Und sie stand erneut auf und hüpfte verschmitzt auf der Stelle, um ihren Optimismus und ihre gute Laune zu unterstreichen.
»Zur Feier des Tages mache ich dir heute Abend einen Apfelcrumble!«, beschloss Zoé und zog das Joe-Cool-T-Shirt straff, das Hortense ihr mitgebracht hatte.
»Danke, Zoélinchen! Und gibst du mir dann auch das Rezept, damit ich es für die Jungs in der WG nachkochen kann? Ich habe bei ihnen einiges gutzumachen!«
»Ja! Ja!«, rief Zoé, die sich geschmeichelt fühlte, so hoch in Hortenses Gunst zu stehen und Teil ihres Londoner Lebens zu sein. »Aber du sagst ihnen dann auch, dass es von mir ist, ja? Du sagst ihnen, dass ich es dir gegeben habe …«
Und sie rannte in ihr Zimmer, um ihr kostbares schwarzes Heft zu holen und auf der Stelle mit dem Apfelcrumble zu beginnen.
»Oh, Maman, ich bin glücklich! So glücklich … Das kannst du dir gar nicht vorstellen!«
Hortense breitete die Arme aus und seufzte.
»Ich kann den zweiten Januar kaum abwarten!«
»Aber … Was, wenn du nicht gewinnst? Du solltest dich vielleicht nicht so sehr da hineinsteigern …«
Ein flüchtiges, herablassendes Lächeln, ein Achselzucken, verdrehte Augen und ein lang gezogener Seufzer.
»Wie, wenn ich nicht gewinne? Das ist unmöglich! Diese Frau war von mir begeistert, ich habe ihre Neugier geweckt, sie berührt, ich habe ihre Einsamkeit mit einem gewaltigen Traum ausgefüllt, sie hat sich selbst in mir gesehen, sie ist für einen kurzen Moment in ihre Jugend zurückgekehrt, hat ihre früheren Hoffnungen wiederbelebt … und ich habe eine fehlerfreie Bewerbungsmappe abgegeben. Sie kann nur mich auswählen! Ich verbiete dir jeden noch so flüchtigen negativen Gedanken, du könntest mich anstecken!«
Und sie schob ihren Stuhl zurück, um sich von ihrer Mutter fernzuhalten.
»Ich sagte das doch nur vorsichtshalber«, entschuldigte sich Joséphine.
»Ja, eben! Sag so etwas nie wieder, sonst bringst du mir noch Unglück! Wir beide sind total verschieden, Maman, vergiss das
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