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Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen

Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen

Titel: Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Moser
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machte sich los.
    Einer muss es ja sein, dachte Ted. «Was riecht denn hier so gut? Hat Lilly gekocht?»
    «Lilly?» Emma runzelte die Stirn. «Nein, nicht Lilly. Elviras Mutter hat mich nach Hause gebracht und eine Lasagne dagelassen. Sie wollte auf dich warten, aber ich habe gesagt, das geht nicht, du hast schon eine Freundin!»
    «Schon wieder?» Sie gingen in die Küche. Die mit Alufolie zugedeckte Gratinform stand auf dem Tisch. Sie war noch lauwarm.
    «Hast du Hunger?»
    Emma zuckte mit den Schultern. «Hast du Hunger?», fragte sie zurück.
    Ted seufzte. Er kannte dieses rücksichtsvolle Ausweichen von den Mädchen in seiner Klasse. Sie sprachen so leise, dass man sie nicht verstand. Sie versteckten sich hinter ihren Freundinnen. Sie stimmten erleichtert jedem Vorschlag zu, den ein anderer machte. Sie rächten sich hintenherum, tuschelnd, hinter vorgehaltener Hand.
    «Alle Frauen sind so», sagte Tobias. »Jedenfalls, bis man sie geheiratet hat. Haha!»
    Die Frauen, die Ted liebte, nicht. Die wussten immer ganz genau, was sie wollten, und sie sagten es auch. Laut und deutlich. Notfalls stampften sie mit dem Fuß auf. Wie Lilly.
    «Entweder ich bin deine Nummer eins, oder ich bin es nicht», hatte sie gesagt. Widerspenstig und ungezähmt.
    Ted seufzte. Er holte Schüsseln und Plastikgefäße aus dem Kühlschrank. Seine Kolleginnen behandelten ihn, als sei er schwer krank, oder als sei jemand gestorben. Jeden Tag brachte mindestens eine von ihnen eine vorgekochte Mahlzeit mit, einen selbstgebackenen Kuchen, Kekse, Mädchenbücher, Spielsachen.
    «Wenn du willst, hole ich sie von der Schule ab, dann kann sie bei mir ihre Aufgaben machen, und du holst sie später. Ich wohn ja nicht weit weg.»
    «Ich bin doch zur selben Zeit fertig wie du», wunderte sich Ted, und die Kollegin errötete. «Ich meine ja nur. Mädchen brauchen weibliche Bezugspersonen.»
    Manchmal verstummten die Gespräche, wenn er das Lehrerzimmer betrat. Die Blicke seiner Kolleginnen waren voller Mitgefühl, aber nicht nur. Manche waren regelrecht lüstern.
    Martina hatte ihm angeboten, nach der Schule auf Emma aufzupassen. «Meine Kleine ist auch in der Tagesschule, in derselben Klasse», sagte sie, «also in der Parallelklasse, aber die Aufgaben sind dieselben.»
    «Martina», sagte Ted. «Du hast ein volles Pensum, zwei Kinder, lebst alleine. Wenn schon, sollte ich dir helfen.»
    «Ja, aber du …»
    «… bist ein Mann?»
    Sie lächelte, zuckte mit den Schultern. «Was macht Emma am Wochenende?», fragte sie weiter. «Meine Mädchen sind im Fußballclub. Das tut ihnen wirklich gut. Ich könnte mit dem Trainer reden …»
    «Danke, aber lass uns erst mal einen Alltag finden, dann komm ich gern darauf zurück.»
    Unterdessen hatten die anderen Lehrerinnen einen Kreis um sie gebildet. Misstrauisch beobachteten sie Martinas Vorstöße, sagten aber nichts, bis klar war, dass Ted nicht anbeißen würde.
    Dann trat die Nächste vor. «Kennst du die Pizzeria beim Bahnhof? Die haben ein Spielzimmer für die Kinder, wenn du dich mal erwachsen unterhalten willst …»
    «Wir haben Lasagne», sagte Ted jetzt zu Emma, die angespannt zu ihm aufschaute. «Ich glaube, mit Hackfleisch. Dann Moussaka – was Griechisches, von der Nachbarin.»
    Auch die Frauen im Haus hatten schnell mitbekommen, dass der reizende junge Lehrer jetzt seine Tochter bei sich hatte. Sie hielten ihn im Treppenhaus auf und berührten seinen Arm. «Und die Mutter? Was ist mit der Mutter?»
    Ted fragte sich, ob über ihn auch so getuschelt worden war. Der Vater! Wo ist der Vater? Einfach ausgezogen! Sieht das Kind nur noch am Wochenende, und selbst das nicht regelmäßig! Also, da kann man sagen, was man will, aber normal ist das nicht!
    «Hörnli mit Gehacktem, Shepherd’s Pie , das ist Hackfleisch mit Kartoffelstock und Erbsen, glaub ich – ich muss anfangen, die Sachen einzufrieren, das verkommt sonst alles, also, was meinst du, Prinzessin, worauf hast du Lust?»
    Zuck jetzt nicht mit den Schultern, dachte er. Sag etwas, bitte. Sag: Nichts von all dem doofen vorgekochten Hausfrauenzeugs, ich will eine Pizza bestellen, und diesmal mit ganz fett Käse drauf!
    «Ich weiß nicht», sagte Emma. «Sag du.»
    «Sag du … Sag du …» Er versteckte seine Enttäuschung hinter der offenen Kühlschranktür. «‹Sag du› ist leider keines mehr da. Und das ‹Ich weiß nicht› sieht mir nicht mehr ganz koscher aus. Ist an den Rändern schon grün!»
    Emma kicherte. Sie hob die Hand an den

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