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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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hofften, dass sie Licht in diese ominöse Angelegenheit bringen könnte.
    Im Department waren zahlreiche Hinweise eingegangen, die allesamt überprüft worden waren, doch bislang war keine heiße Spur darunter gewesen. Auch der Anruf des alten Sherwin Hahn, der gemeldet hatte, sein Nachbar treibe »seltsame Dinge« an seinem Wassertrog, hatte sich als Fehlschuss erwiesen. Sherwin war Farmer gewesen, seine Familie betrieb schon seit Generationen einen Hof in der Nähe von Grizzly Falls, der mittlerweile von seinem Sohn und Enkelsohn bewirtschaftet wurde. Der auf die hundert zugehende Sherwin war wegen eines früheren Arbeitsunfalls und schwerer Arthritis an den Rollstuhl gefesselt. Von seinem Lieblingsplatz am Fenster aus konnte er mit Hilfe eines Fernrohrs hügelabwärts auf die Nachbarfarm blicken, wo Abe Nelson Winterweizen anbaute und Schafe hielt. Die Schafstränke hatte Sherwins Aufmerksamkeit erregt, seine Phantasie war mit ihm durchgegangen, und nun war er felsenfest davon überzeugt, dass Abe in dieser Tränke Leichen einfror. Es stellte sich jedoch heraus, dass Abe Nelson lediglich versuchte, den Wassertrog von Eis frei zu halten, wozu er die sich bildende Eisschicht jeden Morgen und jeden Abend aufhackte und entfernte. Er hatte mit dem FBI gesprochen, mit Pescoli und Gage, einen entrüsteten Blick den Hügel hinauf zu Sherwin Hahns altem Gehöft geworfen und geknurrt: »Der blinde alte Knacker sollte sich lieber um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Nur damit Sie’s wissen: Ich kann ihn nicht ausstehen, und seinen Sohn und seinen Enkel schon gar nicht!«
    Dann hatte Nelson sie eingeladen, sich auf seinem Anwesen umzusehen. »Und wenn Sie schon dabei sind, würde es Ihnen etwas ausmachen, nach einem Mutterschaf Ausschau zu halten, das mir vor zwei Tagen abhandengekommen ist?«
    Seine Frau hatte ihnen Kaffee angeboten. Der Hinweis hatte sich also als falsch erwiesen. Genau wie die anderen. Das hatte Pescoli Alvarez bestätigt, als sie wieder an ihrem Schreibtisch saß. »Der Nelson-Hof?« Sie hatte den Kopf geschüttelt und die Augen verdreht. »Da ist es uns mal wieder gelungen, den falschen Baum anzubellen.«

    Seine Aufgabe war offiziell beendet, erkannte O’Keefe, als er zu dem Hotel fuhr, in dem Aggie und Dave abgestiegen waren. Sie würden Grizzly Falls noch heute verlassen. Sobald sich der Sturm legte und die Straßen wieder passierbar waren, wollten sie nach Helena zurückfahren und zusammen mit einem Anwalt auf die Ankunft ihres Sohnes im dortigen Jugendgefängnis warten. Gabe würde im Laufe des Tages nach Helena überstellt werden, wann genau, stand bislang noch nicht fest. Laut Alvarez hing es davon ab, wann ein Fahrer zur Verfügung stand.
    Langsam wurde es Zeit, dass auch er die Stadt verließ, dachte O’Keefe und kniff die Augen zusammen, um durch die dicht fallenden Schneeflocken etwas erkennen zu können. Die Sicht ging gegen null. Obwohl nicht viel Verkehr herrschte, kamen die Fahrzeuge nur schleppend voran, stellenweise war es spiegelglatt.
    Am Vortag war er aus seinem Motelzimmer ausgezogen und hatte seine Sachen auf seinen Geländewagen und Alvarez’ Reihenhaus verteilt. Aber er hatte ein Leben in Helena. Eine Doppelhaushälfte und ein Büro in der Innenstadt, beides stand seit mehr als anderthalb Wochen leer.
    Wegen Gabe.
    Zumindest war anfangs Gabe der Grund gewesen, doch jetzt blieb er wegen Alvarez hier. Er redete sich ein, es ginge nur darum, sie zu beschützen, doch es steckte mehr dahinter, und jetzt, als er die Straße am Fluss entlangfuhr, musste er sich endlich die schlichte Tatsache eingestehen, dass er sich in sie verliebt hatte. Immer schon in sie verliebt gewesen war. Albern. Natürlich hatte er gemischte Gefühle, was sie anbelangte, und vermutlich hätte er sich zurückziehen und ihr Raum geben sollen, nachdem sie ihm anvertraut hatte, dass sie als Teenager vergewaltigt worden war, woher ihre Probleme mit zwischenmenschlicher Nähe rührten, doch er hatte es nicht getan. Und scheinbar wollte sie auch gar nicht, dass er ging. Selbst der erwartete Wutanfall, als er ihr gestern Abend mitgeteilt hatte, dass er mehr oder weniger bei ihr einziehen würde, war ausgeblieben.
    Schuldgefühle stiegen in ihm auf, denn er war nicht ganz ehrlich zu ihr gewesen. Natürlich hatte er sie gedrängt, mit ihm zu schlafen, genau wie er sie, wenngleich eher unbewusst, dazu gedrängt hatte, sich ihm zu öffnen, ihm zu erzählen, was ihr zugestoßen war, weshalb sie Gabriel zur Adoption

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