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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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wurde immer heftiger, wirbelte Unmengen von Schnee durch die Luft, und sie steckte mittendrin. Sie verstand nicht, warum es so wichtig war, Gabriel Reeve - höchstwahrscheinlich auf Richter Victor Ramseys persönliche Anweisung hin - ausgerechnet heute Abend nach Helena zu überstellen.
    Die Straße, die für gewöhnlich ziemlich stark befahren war, war nahezu unpassierbar; kaum eine Menschenseele war unterwegs, alle Leute bliebe zu Hause, um den »Sturm des Jahrhunderts« abzuwarten, wie die Nachrichtensprecher ihn bezeichneten. Hatten sie den Blizzard letztes Jahr nicht genauso genannt?
    Ihr Jeep geriet leicht ins Schlingern, doch sie war es gewöhnt, bei schlechtem Wetter zu fahren. Sie war in Montana geboren, da machte ihr ein bisschen Schnee nichts aus … bloß, dass das hier verdammt viel Schnee war.
    Sie blickte in den Rückspiegel und fing den Blick des Jungen auf. Gabriel Reeves dunkle Augen waren voller Hass … oder war es Angst? Stimmte es, was man ihm vorwarf? Mein Gott, er war erst sechzehn, nur ein Jahr älter als ihre Tochter! Er war kein abgebrühter Krimineller, war einfach nur auf den falschen Weg geraten und brauchte eher Hilfe als Strafe.
    Seltsam. Im Department ging das Gerücht, er sei Detective Alvarez’ leiblicher Sohn, doch abgesehen von der Tatsache, dass er ein Latino war, konnte sie nicht viel Ähnlichkeit entdecken.
    Nun, das Ganze ging sie auch nichts an, dachte sie und drehte die Heizung höher. Sie musste den Jungen lediglich nach Helena bringen und den Kollegen vor Ort übergeben, dann konnte sie nach Grizzlys Falls zurückkehren, vorausgesetzt, die Straßenverhältnisse ließen dies zu.
    Sie gähnte und nahm einen weiteren Schluck heißen Kaffee aus ihrem Thermobecher. Sie hatte so ihre eigenen Probleme mit ihrer Tochter. Die Fünfzehnjährige stahl sich heimlich aus dem Haus und trieb sich Gott weiß wo herum, und Trilby konnte nicht einmal nachts ein Auge auf sie werfen, wenn sie wieder einmal Überstunden machen musste. An solchen Tagen hasste sie es, alleinerziehende Mutter zu sein, obwohl sie die Vorstellung, noch einmal zu heiraten, schaudern ließ. Ihr Ex hatte sie gründlich kuriert, was ihre Träume vom ehelichen Glück anbetraf, und immer, wenn sie mit ihrer Rolle als alleinerziehende Mutter haderte, rief sie sich ihre Ehe in Erinnerung und das Gefühl, nicht nur ihre Tochter, sondern auch ihren Ehemann bemuttern zu müssen.
    Nein, sie würde schon allein mit ihrem Kind zurechtkommen, und abgesehen davon, dass es finanziell oft eng war, klappte das auch ganz gut. Sie kannte Leute, die heirateten, sich scheiden ließen, miteinander befreundet blieben und sich die elterliche Verantwortung teilten. Der Ex-Mann ihrer Freundin Callie kümmerte sich um die gemeinsamen Kinder, bezahlte sogar mehr als den Betrag, den das Gericht festgelegt hatte, und seine neue Frau war unglaublich nett zu Callies Söhnen.
    Trilby hatte nicht so viel Glück gehabt, und an Tagen wie diesem, wenn sie in der Nacht zuvor kaum ein Auge zugetan hatte und sich nun durch einen Schneesturm kämpfen musste, spürte sie, wie es an ihre Grenzen ging.
    Nur der Gedanke an die dadurch entstehenden Überstunden hielt sie noch aufrecht.
    Sie schaltete die Scheibenwischer eine Stufe höher und stellte fest, dass sich Eis auf der Windschutzscheibe bildete.
    Na großartig.
    Der Polizeifunk meldete einen Verkehrsunfall nach dem anderen, es hatte mehrere Stromausfälle gegeben, und im September Creek war offensichtlich jemand durch die Eisdecke des Baches gebrochen und ertrunken.
    »Verdammt«, murmelte sie, als plötzlich ein Hindernis im Licht ihrer Scheinwerfer auftauchte. »Was in Gottes Namen ist das denn?« Ein großer Pick-up war halb von der Straße in den Graben gerutscht. Seine Warnblinklichter zuckten durch die Dunkelheit. Der vordere Fahrzeugteil stand noch auf der Straße, der Motor lief.
    Super. Einfach spitze. Sie schaltete ihr Blinklicht ein und gab ihre Position durch, dann hielt sie an und stieg aus dem Jeep. »He«, rief sie, als sie im Scheinwerferlicht einen Mann vor dem Pick-up entdeckte, Jacke und Mütze schneebedeckt. Er kniete vor etwas, das aussah wie … wie ein Tier, ein Tier, das sich nicht bewegte. »Gibt es ein Problem, Sir?«
    »Der Hund … Er ist wie aus dem Nichts gekommen und einfach über die Straße gelaufen. Ich habe auf die Bremse getreten, aber … « Seine Stimme brach, als er sich über die Schulter zu ihr umdrehte. »Der Wagen ist ins Schleudern geraten, ich konnte ihm

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