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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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ab.«
    »Oh.« Es war seltsam, wie sehr sie der Gedanke an seine bevorstehende Abreise enttäuschte.
    »Aber noch viel mehr hängt es von einer Frau ab.«
    Sie hielt die Luft an. »Tatsächlich?«
    »Ja, du musst wissen, ich mag sie. Sehr sogar, aber ich weiß nicht, woran ich bei ihr bin.«
    Alvarez spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Sie musste daran denken, wie es war, ihn zu berühren, zu küssen, morgens neben ihm aufzuwachen. Wie sie zusammen lachten, wie er sie gerettet hatte, als Junior Green ihr nach dem Leben trachtete, wie sie sich ihm anvertraut hatte und wie richtig es sich anfühlte, mit ihm zusammen zu sein. »Vielleicht solltest du ihr einfach sagen, was du für sie empfindest«, schlug sie mit rauher Stimme vor.
    »Vielleicht vertreibe ich sie damit.«
    »Vielleicht auch nicht. Vielleicht solltest du einfach ein wenig Vertrauen haben. Es ist durchaus möglich, dass sie eine starke Frau ist und ganz ähnlich empfindet wie du.«
    »Sie ist schon einmal davongelaufen.«
    »Aber jetzt ist sie älter, hab ich recht? Reifer. Hat ihre Dämonen besiegt.« Alvarez lächelte und blinzelte gegen die Tränen an. Das war doch lächerlich … sie war übermüdet, das war alles.
    Oder war sie etwa tatsächlich verliebt?
    Natürlich bist du verliebt. Und zwar schon seit sechs Jahren. Aber lass es langsam angehen. Momentan passiert einfach zu viel. Sie ignorierte die Stimme der Vernunft in ihrem Kopf und sagte: »Ich denke wirklich, du solltest ihr eine Chance geben, O’Keefe. Womöglich überrascht sie dich.«
    »Okay, noch eine einzige Chance«, erwiderte er. »Ich treffe dich in einer Dreiviertelstunde im Grizzly Hotel.«
    »Dann bis gleich.« Sie legte auf und redete sich ein, dass das völlig in Ordnung war; sie brauchte auch noch ein anderes Leben, eins, das sich nicht auf eine Achtzig - Stunden-Arbeitswoche beschränkte. Ja, sie hatte Haustiere, aber in letzter Zeit spielte sie sogar mit dem Gedanken, eine Familie zu gründen, und das hing mit O’Keefe zusammen.
    Die nächste halbe Stunde verbrachte sie damit, einige unaufschiebbare Dinge zu erledigen, dann stürmte sie in die Damentoilette, kämmte sich die Haare und legte ein wenig Lipgloss auf. Sie sah müde aus, abgespannt, da half auch kein Make-up.
    »Pech«, sagte sie und band sich einen Schal um. Auf dem Weg zum Hinterausgang machte sie bei Pescoli halt, um ihr zu sagen, dass sie in ein paar Stunden zurück wäre.
    »Du musst nicht rund um die Uhr arbeiten«, erwiderte Pescoli und sah von ihrem Schreibtisch auf, auf dem ein halb gegessenes Thunfischsandwich lag.
    »Du auch nicht, aber du bist immer noch hier.«
    »Ich will den Scheißkerl einfach festnageln.«
    »Ich doch auch. Bis später.« Damit eilte sie den Gang hinunter und trat durch die Hintertür hinaus in die Nacht. Draußen war es brutal kalt. Sie stapfte durch den Schnee zu ihrem Subaru, fegte die weiße Schicht hinunter, die sich schon wieder auf Motorhaube und Dach gelegt hatte, und stieg ein. Abgesehen von ein, zwei Kugellöchern lief der Wagen wieder wunderbar.
    Sie ließ den Motor an, drehte die Heizung auf die höchste Stufe und fuhr vom Parkplatz. Gott, war das kalt. Es wurde erst wärmer, als sie schon die kurvige Straße erreicht hatte, die vom Boxer Bluff in die Altstadt hinunterführte. Unten angekommen, überquerte sie die Eisenbahnschienen und folgte einem langsam fahrenden Lieferwagen zu der Straße, die am Fluss entlangführte, nur ein paar Blocks vom Gerichtsgebäude und nicht mal fünf von dem Musikladen entfernt, vor dem man heute Morgen Brenda Sutherlands Leiche gefunden hatte.
    Die umliegenden Straßen waren mittlerweile wieder freigegeben worden, doch bei dem Sturm herrschte ohnehin kaum Verkehr.
    Endlich bog sie auf den kleinen Parkplatz vor dem Grizzly Hotel ein, auf dem mehrere zugeschneite Autos standen. Die Lücke, die sie wählte, war freigeschaufelt und nicht weit vom Eingang entfernt. Das um die letzte Jahrhundertwende errichtete Gebäude war drei Stockwerke hoch, hatte eine typische Westernfassade und eine breite Rundumveranda. Blinkende Lichterketten säumten das Dach, neben der Eingangstür stand ein riesiger Weihnachtsbaum. Durch die Fenster fiel warmes, einladendes Kerzenlicht.
    Gerade als sie den Motor abstellte und aus dem Wagen stieg, piepte ihr Handy. Eine SMS war eingegangen. Sie überlegte, ob sie sie ignorieren sollte, schließlich hatte sie längst Feierabend, doch dann entschied sie sich dagegen. Vielleicht schickte O’Keefe ihr eine

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