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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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auch. Albern, nicht wahr?« Der quirlige Welpe war erst seit ein paar Monaten bei ihr, doch es war ihm schnell gelungen, sich einen festen Platz in ihrem Herzen zu erobern.
    Zum zwanzigsten Mal blickte sie auf ihr Handy in der Hoffnung, dass jemand ihren Hund gefunden und ihre Telefonnummer auf seiner Marke entdeckt hatte. Vielleicht hatte O’Keefe weitere Informationen bezüglich Gabriel Reeve, doch es waren keine neuen Nachrichten eingegangen.
    Alvarez sah sich um. Die Räume in ihrem Reihenhaus wirkten kalt und leblos, obwohl sie den Gaskamin angestellt und mehrere Lampen angeknipst hatte.
    Roscoes leerer Korb schien sie zu verspotten. Sie nahm seine Schüssel, kippte das Wasser darin ins Spülbecken und wusch sie aus.
    Er wird zurückkommen.
    Das hoffte sie.
    Und - Gabriel Reeve? Ihr Herz machte einen schmerzhaften Satz; sie würde so viel über ihn herausfinden müssen wie nur möglich. Konnte er ihr Sohn sein? Wenn ja, warum war er hierhergekommen? Wenn nicht, was für ein seltsamer Zufall hatte ihn dann ausgerechnet in ihr Haus einbrechen lassen?
    Es musste einfach einen Zusammenhang geben! Die nächste Stunde verbrachte sie im Internet, wo sie Straftaten recherchierte, die in letzter Zeit in Helena begangen worden waren. Endlich stieß sie auf einen Einbruch, bei dem es zum Einsatz einer Feuerwaffe gekommen war, einer der Täter, ein Minderjähriger, war entkommen.
    Das musste Reeve sein. Sie suchte weiter, fand jedoch keine weiteren passenden Hinweise, weshalb sie sich vornahm, am nächsten Morgen als Erstes beim Polizeidepartment von Helena anzurufen, um Genaueres in Erfahrung zu bringen. Und wenn du die Wahrheit herausfindest? Was dann? Was, wenn Gabriel tatsächlich dein Sohn ist?
    Der Gedanke, den Jungen kennenzulernen, den sie zur Adoption freigegeben hatte, sich mit seiner Geburt und den Umständen seiner Zeugung auseinanderzusetzen, bereitete ihr Magenschmerzen. Ihr Kopf fing an zu pochen. Alte Erinnerungen holten sie ein, und sie versuchte, sie wieder zu verdrängen, so wie sie es seit fast siebzehn Jahren getan hatte. Sie wollte und durfte nicht daran denken. Nicht, solange sie sich nicht sicher sein konnte, dass Gabriel Reeve tatsächlich ihr eigen Fleisch und Blut war.
    Und was ist mit Dylan O’Keefe?
    Wieder zog sich ihr Inneres schmerzhaft zusammen. Sie ging ins Badezimmer, blieb am Waschbecken stehen und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser - warmes Wasser hatte sie nicht. »Nimm dich zusammen«, sagte sie zu der Frau, die ihr aus dem Spiegel entgegenstarrte. Ihr Gesicht war bleich, der Blick gehetzt von den Dämonen ihrer Jugend. »Du darfst jetzt nicht zusammenbrechen. Das passt nicht zu dir!« Doch die Frau im Spiegel wirkte nicht überzeugt. »Du musst dich zusammenreißen!« Und genau das war der Knackpunkt: Alvarez liebte es, wenn alles wohlgeordnet war; das Chaos ihrer Jugend hatte in ihrem jetzigen Leben keinen Platz.
    Ganz und gar nicht.
    Doch nun hatte sie zu tun. Viel zu tun.
    Zunächst musste sie einen Fall lösen, genau gesagt drei Fälle, denn sie war sich zu neunundneunzig Prozent sicher, dass Lara Sue Gilfry, Lissa Parsons und Brenda Sutherland dasselbe grauenvolle Schicksal ereilt hatte.
    Während sie sich bettfertig machte, ihren Pyjama anzog und die getragenen Klamotten in den Wäschekorb steckte, zwang sie sich, an die vermissten Frauen zu denken, anstatt wieder und wieder ihre persönlichen Probleme zu wälzen. Was mochte den dreien nur zugestoßen sein?
    Erst als der Mond hoch oben am Himmel von Montana stand und sie die Augen schloss, gestattete sie ihren Gedanken, zu jenem dunklen Ort zu schweifen, den sie nie wieder hatte aufsuchen wollen. Sie wusste, dass sich ihr bisheriges Leben auflöste wie ein emotionaler Flickenteppich, Naht für Naht, Stich für Stich.

    Calvin Mullins konnte nicht schlafen.
    Die grellgrüne Digitalanzeige an Lorraines Wecker zeigte drei Uhr siebenundvierzig. Zu früh, selbst für seine Maßstäbe. Obwohl er stolz darauf war, ein Frühaufsteher zu sein, der eine Stunde im Gebet und zwanzig Minuten mit der Arbeit an seiner Predigt verbrachte, bevor er sich weitere vierzig Minuten auf dem Crosstrainer quälte, den eines der Gemeindemitglieder dem Pfarrhaus zur Verfügung gestellt hatte, versuchte er doch stets, wenigstens bis halb fünf im Bett zu bleiben. Doch jetzt, da so viel in seiner Gemeinde passierte, warf er die Decke zurück, schlüpfte in die Hausschuhe, die neben seinem Bett standen, und ging leise den Flur entlang. Das Gespräch

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