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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Rushhour entdeckt, wenn man in Grizzly Falls denn von einer Rushhour sprechen konnte. Zumindest würden so die Kinder, die an der Ecke in den Schulbus stiegen, die geschändete Krippe nicht zu Gesicht bekommen.
    Hoffentlich steckte nichts Schlimmeres dahinter. Möglicherweise wollte jemand, der wusste, was damals in Tucson passiert war, ihm eine persönliche Botschaft zukommen lassen? Jemand, der ihn in Verlegenheit bringen, ihn lächerlich machen wollte? Vielleicht Cecil Whitcomb, Peris Vater? Es hatte ihm nie genügt, dass Mullins’ Strafe so milde ausgefallen war. Doch hatte er wirklich die ganze Strecke von Texas nach Montana auf sich genommen, um sich an ihm zu rächen? Cecil hatte darauf bestanden, dass Calvin aus dem Kirchendienst ausschied; er war so wütend gewesen, dass ihm vermutlich selbst eine öffentliche Auspeitschung nicht genügt hätte.
    Doch wie dem auch sei, Mullins konnte sich nicht den Hauch eines Skandals in seiner Gemeinde leisten, also musste er die anstößige Skulptur, oder was immer das sein mochte, loswerden. Mit seiner behandschuhten Hand versuchte er, das Ding einzureißen, aber es war steinhart. Schwer. »Komm schon, komm schon«, flüsterte er und fegte dem weiblichen Frosty mit der Handkante den Schnee vom Kopf. Jetzt war klar, dass es sich um eine Eisskulptur mit definitiv weiblichen Zügen handelte, doch es war zu dunkel, um Genaueres erkennen zu können.
    Prediger Mullins kehrte in den Stall zurück und richtete einen der Scheinwerfer auf das Gesicht des »Kunstwerks«. Seltsam … ein harmloser Kinderstreich war das ganz bestimmt nicht. Er spürte Furcht in sich auf steigen, spürte, wie er sich innerlich verkrampfte. Vorsichtig strich er erneut über die festgefrorene Schneeschicht und starrte der Skulptur mit zusammengekniffenen Augen ins Gesicht. Und dann gefror sein Herz zu Eis.
    Durch die dicke Eisschicht blickten ihm die weit aufgerissenen blauen Augen einer toten Frau entgegen.

Kapitel zehn

    Pescoli presste die Kiefer zusammen, als sie mit ihrer Taschenlampe in das Gesicht der toten Frau leuchtete. Ihre Züge wurden durch die gut drei Zentimeter dicke Eisschicht verzerrt. »Was zum Teufel ist das denn?«, flüsterte sie. Wer um alles in der Welt würde eine tote Frau, nackt, umgeben von Eis, als Krippenfigur vor einer Kirche postieren? Rotes Haar fiel der Toten auf die Schultern, ihre Haut war so weiß, dass sie fast durchsichtig schien. Alles war umgeben von einer dicken Eisschicht, sorgfältig bearbeitet zu einer Skulptur.
    Die gesamte Umgebung war mit Polizeiband abgesperrt, die Kriminaltechniker durchkämmten den tief verschneiten Kirchhof nach Spuren. Prediger Mullins, der die Neun-eins-eins gewählt hatte, stand unter dem Vordach des Durchgangs zwischen Pfarrhaus und Kirche, an seiner Seite seine Frau, zitternd und mit leichenblassem Gesicht. Polizeifahrzeuge blockierten die Straße, der Verkehr wurde umgeleitet.
    In einem der Fenster im ersten Stock des zweigeschossigen Pfarrhauses zeichneten sich die Umrisse dreier Mädchen und einer weiteren Frau ab, zweifelsohne jemand von der Kirche, der die Vorgänge auf dem Kirchengrundstück beobachtete. Ab und zu warf Lorraine Mullins einen Blick über die Schulter, schüttelte den Kopf und Verscheuchte die Kinder vom Fenster, als könne sie so verhindern, dass diese das entsetzliche Verbrechen mitbekamen, doch sobald sie sich wieder umdrehte, erschienen die Mädchen erneut.
    Alvarez stieß die Luft aus, die sie vor lauter Anspannung angehalten hatte, und gesellte sich zu dem diensthabenden Officer. Ein Nachrichtenvan kam angerumpelt und postierte sich direkt hinter der Straßensperre. Der Verkehr staute sich und kam schließlich trotz Umleitung zum Stillstand, Gruppen von Schaulustigen versammelten sich.
    »Ich denke, wir haben soeben Lara Sue Gilfry gefunden«, sagte Pescoli und trat neben ihre Partnerin, die immer noch auf die mit einer Eisschicht überzogene Frau starrte. »Wer tut denn so etwas?«
    »Keine Ahnung, aber ich denke, das ist unser Fall, da die Kirche unmittelbar hinter der Stadtgrenze liegt.«
    Angespannt ließ sich Alvarez von Pescoli die Einzelheiten erklären. Der Prediger hatte sich für sein frühmorgendliches Training fertig gemacht und auf dem Weg vom Pfarrhaus zur Kirche bemerkt, dass mit der Krippe, die er selbst gefertigt hatte und die offenbar sein ganzer Stolz war, etwas nicht stimmte. Weder er noch seine Frau noch eines der Kinder hatten in der Nacht verdächtige Geräusche gehört.
    »Sieht

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