Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
Genau wie nachts, als er an der Kirche gewesen war, ging ihm der Refrain eines Weihnachtslieds durch den Kopf, und er summte mit: Wir kommen daher aus dem Morgenland … Die Weihnachtszeit war definitiv seine Lieblingsjahreszeit, obwohl das nicht immer so gewesen war. Manche Erinnerungen an frühere Weihnachtsfeste waren gar nicht angenehm, schlimmer noch, sie verätzten sein Gehirn wie Säure und fraßen sich in seine grauen Zellen hinein. Sie erinnerten ihn daran, dass Freud und Leid miteinander einhergingen, dass eines ohne das andere nur halb so intensiv war. Er hatte die Polizei heimlich beobachtet, wie sie alles abgesucht und stirnrunzelnd mit verschiedenen Leuten gesprochen hatte, während der dämliche Prediger zugeschaut und seine ach so frommen Hände gerungen hatte. Glücklicherweise hatte der scheinheilige Trottel sein Bestes getan, um alle Spuren am Fundort zu zertrampeln. Die Uniformierten, Kriminaltechniker und Detectives hatten die Krippe mit Beschlag belegt. Beunruhigend war nur, dass er die eine der ermittelnden Detectives, die Dunkelhaarige mit den durchdringenden braunen Augen, dabei beobachtet hatte, wie sie in der Menge nach ihm suchte, versuchte, ihn ausfindig zu machen. Mit ernster Miene hatte sie die Schaulustigen ins Auge gefasst, in der Hoffnung, ihn zu entdecken.
    Wir bringen dir unsere Gaben dar: Weihrauch, Myrrhe und Gold fürwahr …
    Ihn dingfest machen? Da hatte sie nicht die geringste Chance. Natürlich würde er als Sieger aus diesem Spiel hervorgehen, das wusste sie nur noch nicht. Doch bald schon würde sie es erfahren. Sehr bald schon.
    Bei diesem Gedanken verspürte er ein erregtes Prickeln, und er griff in seine Tasche und spielte voller Vorfreude mit seinem verborgenen Schatz. Bald, so bald schon! Das hier würde eine persönliche Angelegenheit werden - für Detective Selena Alvarez …
    Um keinen Verdacht zu erregen, hatte er sich nach kurzer Zeit zurückgezogen, während immer mehr neugierige Nachbarn und Vorbeifahrende zusammenkamen und über die Absperrung hinwegstarrten. Er hatte sich gezwungen, nach Hause zurückzukehren, auch wenn er sehr gerne geblieben wäre, um die frustrierten Cops und den gepeinigten Prediger weiter zu beobachten.
    Später, ermahnte er sich, als er zur Hintertür seines Hauses stapfte, wobei er sorgfältig darauf achtete, in die Fußstapfen zu treten, die er bereits hinterlassen hatte. Auf der Veranda zog er sich die Stiefel aus, dann ging er auf Socken in den Windfang des alten Farmhauses. Auf dem Weg quer durch die kalte Küche zur Vorderseite des Hauses mit dem Arbeitszimmer, in das er die ehemalige gute Stube verwandelt hatte, kam er an dem Holzofen vorbei, worin seine Urgroßmutter ihre unglaublich köstlichen Plätzchen gebacken hatte.
    Er war sich sicher, dass die ungeheuerlichen Nachrichten aus Grizzly Falls für allgemeine Aufmerksamkeit sorgen würden, und zwar nicht nur auf regionaler Ebene, vermutlich sogar bis über die Landesgrenzen hinaus. Glücklicherweise verfügte er über die nötige Ausrüstung, jeden Lokalsender aufzunehmen, da er sich die Beiträge wieder und wieder ansehen wollte. Er setzte sich an den Computer und fing an, die ersten Meldungen abzurufen, die sich im Netz verbreiteten. Viel zu auf geregt, um zu schlafen, würde er verfolgen, wie nach und nach immer mehr Berichte eingingen.
    Über ihm war ein Poltern zu vernehmen. Seine Frau setzte die Füße auf den Boden, als sie aus dem Bett auf stand. Im Geiste zählte er ihre Schritte: eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Immer nur sechs. Nach weniger als einer Minute rauschte die Toilettenspülung. Drei weitere Schritte, und die Rohre quietschten erneut, als sie den Wasserhahn am Waschbecken auf drehte. Drei Minuten, nachdem sie auf gewacht war, war sie auf der Treppe zu hören, ihre Hausschuhe glitten leise über die alten Holzstufen. Ungehalten wartete er darauf, dass sie den Kopf zur Tür hereinsteckte. »Beschäftigt?«
    Was für eine Frage.
    »Hmm.« Er schaute kaum auf. Gott, sie fing an, ihm wirklich auf die Nerven zu gehen. Er überlegte, was er mit ihr anstellen sollte … wenn die Zeit gekommen war. Bei ihr würde Blut fließen. Wie bei der Ersten.
    »Ich setze den Kaffee auf. Du warst schon draußen?«
    »Ja«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. »Ich habe gearbeitet.«
    »Natürlich.« Sie gähnte und streckte sich, und ihm wurde klar, dass sie sich nicht länger für das interessierte, was er tat. Sie hatte nicht einmal gefragt, woran genau er

Weitere Kostenlose Bücher