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Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)

Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)

Titel: Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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laufen, hätte er an ihr vorbeigemusst.
    Gefasst erklärte sie ihrem Exmann den Weg zu ihrem Haus. Als sie dann auflegte, fühlte sie sich wie benommen.
    Sie ging zielstrebig in Joshs Zimmer, und wie erwartet lag er auf seinem Bett, die Chenilledecke über sich gezogen, die ihm eigentlich so zuwider war, weil ein Teddybär darauf eingestickt war und er das für Babykram hielt.
    “Josh?” Sie setzte sich auf den Rand der Matratze und legte eine Hand auf den Rücken ihres Sohnes. “Willst du rauskommen und mit mir reden?”
    “Nein”, kam seine erstickte Antwort. “Kann ich so lange bei Logan bleiben, bis Dad wieder abfährt?”
    “Liebling, er
ist
dein Vater.”
    Josh warf die Decke von sich und warf Briana einen aufgebrachten Blick zu, während er angewidert das Gesicht verzog. “Er ist ein
Mistkerl
! Er hat uns bei Wal-Mart
rausgeworfen
, Mom!”
    “Und seitdem sind wir doch ganz gut über die Runden gekommen, findest du nicht?”, gab sie sanft zurück.
    “Und wenn er bleibt?”
    “Ich werde nicht zulassen, dass er bleibt, Josh. Dein Dad und ich sind geschieden.”
    “Er sollte gar nicht herkommen. Er will was von uns, Mom. Darum kommt er her.” Seine Unterlippe zitterte. “Was ist, wenn er Alec und mich mitnehmen will?”
    “Das wird er nicht tun”, versicherte sie ihm. Wie lange machte dieser Gedanke ihrem Sohn bereits zu schaffen? “Ich habe das Sorgerecht für euch bekommen, und das bedeutet, ihr beide bleibt bei mir, bis ihr alt genug seid, um euer eigenes Leben zu leben.”
    In diesem Moment schlang Josh beide Arme um ihren Hals und drückte sich an sie, so fest er konnte. Das hatte er nicht mehr getan, seit Vance sie an jenem Abend verlassen hatte.
    Briana hielt ihn fest und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. Die Stoppelhaare kitzelten auf ihren Lippen, und obwohl ihr Tränen in den Augen standen, musste sie lächeln.
    “Es war schrecklich, wie wir einfach von ihm stehen gelassen wurden”, sagte sie nach einer Weile. “Es tut mir wirklich leid, dass das passiert ist. Aber jetzt geht es uns gut, dir und mir und Alec und Wanda. Wir haben ein schönes Zuhause, ich habe einen Job und …”
    Josh beugte sich nach hinten. “Du darfst nicht zulassen, dass er mit uns irgendwo hinfährt”, flehte er sie an. “Nachher wird er wieder wütend und schmeißt uns irgendwo raus, so wie beim letzten Mal. Nur dass du dann nicht da bist, um auf uns aufzupassen …”
    Briana war selbst auch den Tränen nah, aber sie wagte nicht, das zu zeigen. Sie musste für Josh stark sein, und auch für Alec. Sie konnte sich nicht leisten zu weinen, so wenig wie sie sich einen großen Flachbildfernseher oder einen schnellen Computer oder ein Handy mit allem Schnickschnack leisten konnte. “Ich verspreche dir, Josh, das wird nicht passieren.”
    Er schniefte und wollte ihr glauben. Er wollte ihr so sehr glauben.
    “Schwörst du das?”
    “Ich schwöre es.”
    “Und jetzt?”
    Briana lächelte ihn an, wagte es, ihm einen Kuss auf die Stirn zu geben, und war froh, als Josh nicht zurückwich. “Ich gehe wieder in die Küche und setze einen Kaffee auf, und du gehst ins Badezimmer und wäschst dir das Gesicht.”
    Josh nickte ernst.
    Während der Kaffee aufgebrüht wurde, suchte Briana Bettlaken, Decke und Kissen für die Schlafcouch heraus. Vance hatte
wir
gesagt, also brachte er vermutlich einen seiner Kumpels vom Rodeo mit, damit die lästige Exfrau nicht zu sehr auf ihm herumhackte. Nun, wenn es nach ihr ging, dann sollte er sich die hauchdünne Matratze der Schlafcouch ruhig mit einem Bekannten teilen, denn das war der einzige Ort in diesem Haus, an dem sie ihn übernachten lassen würde.
    Vance fuhr in seinem alten Van vor, was Briana allein schon am röhrenden Auspuffgeräusch erkannte.
    “Er ist daaaa!”, johlte Alec, riss die Hintertür auf und stürmte aus dem Haus, dicht gefolgt von Wanda, die sich die Seele aus dem Leib bellte.
    Was für ein wankelmütiger Hund.
    “Jippiiie”, machte Josh ohne einen Funken Begeisterung. Er saß zusammengesunken vor dem Computer.
    Briana warf ihm einen mitfühlenden Blick zu und zwang sich, ebenfalls zur Tür zu gehen.
    Es war bereits düster, aber noch immer hell genug, um sehen zu können, wie Vance aus dem Van ausstieg und mit einem strahlenden Lächeln Alec in die Arme nahm und ihn herumwirbelte.
    Dann ging die Beifahrertür auf, und Briana verschlug es den Atem.
    Eine junge Frau – eigentlich mehr ein Mädchen – kam um den Van herum und lächelte etwas nervös.

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