Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
Sie war extrem schlank und trug eines von diesen Tops, die weitaus weniger Haut bedeckten, als sie eigentlich sollten, dazu eine enge Jeans und Stiefel. Ihr Nabel war mit einem silbernen Ring gepierct, das Haar war gebleicht und zu etwas frisiert, das an einen Pferdeschwanz erinnerte.
Vance setzte Alec ab, dann sah er zu Briana und streckte gleichzeitig einen Arm in Richtung der jungen Frau aus, die daraufhin zu ihm kam und sich an ihn schmiegte. Dabei starrte sie Briana mit riesigen, angsterfüllten Augen an.
“Du siehst gut aus, Bree”, sagte er.
Sie brachte keinen Ton heraus. Dabei störte sie sich nicht an der Tatsache, dass Vance eine Freundin hatte. Das war nichts Neues. Was sie aber fast zur Raserei brachte, das war seine Dreistigkeit, seine momentane Bettgespielin mitzubringen, um mit ihr im gleichen Haus zu schlafen wie ihre Söhne.
“Das ist Heather”, stellte er sie vor. “Heather, meine Exfrau Briana. Das ist mein Junge Alec.” Er stutzte und bückte sich, um Wanda über den Kopf zu streicheln. “Wo ist Josh?”
“Drinnen”, brachte sie mit Mühe heraus.
“Hallo, Briana”, sagte Heather, der so sehr anzuhören war, wie verzweifelt sie darum bemüht war, einen guten Eindruck zu machen, dass sie Briana bedauerte. Als sie sich mit Vance einließ, hatte die Ärmste sicherlich keinen blassen Schimmer gehabt, was sie vielleicht schon bald erwartete.
“Kommt rein”, forderte Briana sie auf.
Sie gingen in die Küche, und die folgenden Minuten hätten peinlicher nicht sein können. Josh macht keine Anstalten, seinen Vater zu begrüßen, dafür starrten er und Alec Heather an, als sei die ein Ausstellungsstück in einem dieser kuriosen Geschäfte am Straßenrand, die verstaubte Ansichtskarten mit Eselsohren und Briefbeschwerer mit toten Schlangen darin verkauften.
“Das ist Heather”, stellte Vance sie noch einmal vor.
Heather errötete und erweckte den Eindruck, als wünschte sie, der Boden würde sich unter ihr auftun und sie verschlingen.
Brianas Mitgefühl veränderte sich in pures Mitleid. “Möchten Sie einen Kaffee, Heather?”, fragte sie, und dann erst fiel ihr ein zu sagen: “Setzen Sie sich doch bitte.”
Im Schein der Küchenlampe konnte sie erkennen, dass Heather doch etwas älter war, als Briana zunächst gedacht hatte. Zumindest war sie über einundzwanzig, was Briana mit Erleichterung aufnahm, da sie ansonsten den Sheriff hätte anrufen müssen.
“Danke”, sagte Heather und ließ sich mehr oder weniger auf den Stuhl fallen.
Sie strich ihr Haar glatt, und das war der Moment, in dem Briana den schmalen goldenen Ring an Heathers linker Hand entdeckte.
Vance plusterte sich auf wie ein Gockel. “Heather”, ließ er Alec und Josh wissen, “ist eure neue Stiefmutter.”
7. KAPITEL
“W illst du nicht mal Hallo zu deinem alten Daddy sagen, Josh?”, fragte Vance seinen Sohn, der auf der anderen Seite der Küche vor seinem Computer saß und eine bestürzte und zugleich wütende Miene machte.
“Hallo”, erwiderte er tonlos.
Alec saß mittlerweile zwar bei Vance auf dem Schoß, aber sogar er als unerschütterlicher Optimist war überrumpelt worden von der Ankündigung, dass er auf einmal eine Stiefmutter hatte.
Vance seufzte und warf Heather einen wissenden Blick zu. “Ich schätze, ich habe erst mal was wiedergutzumachen.”
“Sehe ich auch so”, stimmte Heather ihm, ohne zu zögern, zu. Vermutlich war sie derzeit noch in allem einer Meinung mit Vance, aber Briana wusste, das würde sich mit der Zeit ändern.
Ihre Hand zitterte leicht, als sie den beiden frisch aufgebrühten Kaffee einschenkte. Sie bot ihnen auch an, noch etwas zu essen zu machen, doch sie lehnten dankend ab und erklärten, dass sie unterwegs bereits gegessen hatten.
“Wie der Zufall es will”, sagte Vance und rieb mit den Knöcheln über Alecs Stoppelhaare, “haben wir Geschenke mitgebracht.”
Briana reagierte mit Ratlosigkeit auf diese Äußerung. Geschenke? Vance brachte es ja kaum zwei Monate am Stück fertig, den Unterhalt für seine Kinder zu bezahlen. Er kaufte ihnen keine Schuhe, keine Jeans, kein T-Shirt, also nichts von den Dingen, aus denen die Jungs ständig rauswuchsen. Er schickte ihnen ja nicht mal eine Geburtstagskarte.
Wie sollte er dann Geschenke bezahlt haben?
Andererseits stand er gut da, wenn er Geschenke verteilte. Für die notwendigen Dinge, für die sie von ihren Söhnen kein Dankeschön bekam, konnte ja ruhig Briana ihr Geld ausgeben.
Natürlich strahlte Alec
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