Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
druckfrische Hundert-Dollar-Noten in die Hand.
Sie starrte auf die Scheine.
“Unterhalt”, erklärte er.
“Oh”, machte Briana verdutzt. So wie sie Vance kannte, würde er versuchen, sich genau diese Summe von ihr zu borgen, noch bevor dieses Wochenende vorbei war. Die Bank war am Samstag bis Mittag geöffnet, und Briana beabsichtigte, morgen früh dort vor der Tür zu stehen, noch bevor überhaupt geöffnet wurde. “D-danke.”
“Damit wären wir dann quitt, richtig?”, fragte Vance und musterte sie ganz genau.
Was erwartete er? Tränen der Dankbarkeit? Dass sie auf die Knie fiel und ihm die Schuhe küsste, während sie vor Freude und Glück weinte? Er
schuldete
ihr dieses Geld, und er hatte sich mit der Bezahlung mehr Zeit als genug gelassen.
“Danke”, wiederholte sie, knickte die Scheine und steckte sie in die Hosentasche. “Ja, damit wären wir quitt.”
Für den Moment.
“Heather sprach davon, dass ihr in Stillwater Springs bleiben wollt.”
Er nickte und warf einen Seitenblick zur Tür. Etwas huschte über sein Gesicht, als er die Jungs auf ihren Rädern sah, eine Gefühlsregung, die sie noch nie bei ihm beobachtet hatte.
“Ich hab’s mir mit den Jungs und dir kräftig verdorben”, entgegnete er, ohne sie anzuschauen. “Bei Alec und Josh habe ich immer noch eine Chance, das wiedergutzumachen.”
Brianas Kehle war endlose Sekunden lang wie zugeschnürt, erst dann brachte sie heraus: “Mach ihnen keine zu großen Hoffnungen, Vance. Lass sie nicht in dem Glauben, dass du bleiben und ein Teil ihres Lebens sein wirst, okay?”
Bevor er mehr tun konnte, als sie wie jemand anzublicken, den man soeben links und rechts geohrfeigt hatte, war Heather zurück und brachte ihre Reisetasche und eine ausladende Handtasche ins Haus.
“Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich ein Bad nehme?”, fragte sie Briana.
“Kein Problem”, antwortete sie, sah aber weiterhin Vance an.
Er ging an ihr vorbei nach draußen und sagte den Jungs, sie sollen die Fahrräder gegen die Hauswand lehnen und in die Küche kommen.
Stattdessen jedoch überwanden sie mit einem Satz die Stufen zur Veranda und fuhren auf ihren Rädern in die Küche.
Briana schloss leise die Tür, ihr Blick wanderte zwischen den Jungs hin und her. Alec strahlte übers ganze Gesicht, und sogar Josh zeigte sich verhalten begeistert.
“Wenn wir sie draußen lassen, werden sie vielleicht gestohlen”, sagte Alec. Er hatte das rote Rad bekommen, der Lenker glänzte wie poliert, und die rote Farbe schien ebenfalls frisch aufgetragen zu sein. Josh hatte das metallic-blaue Rad mit Rallyestreifen.
“Stellt sie solange in die Waschküche”, schlug Briana ihnen vor. “Aber passt auf, dass ihr nicht die Waschmaschine oder den Trockner zerkratzt.”
Ihre Söhne nickten und brachten die Räder aus der Küche.
Danach nahm die Situation wieder einen peinlichen Zug an.
Heather erklärte, das Bad habe sie müde gemacht, und sie begann, die Couch auszuklappen, um sich schlafen zu legen.
Die Brüder saßen am Tisch und waren ganz Ohr, da Vance ihnen erzählte, was er in der letzten Zeit erlebt hatte. Er hatte Heather beim Rodeo in Butte kennengelernt und sich sofort in sie verliebt. Noch bevor er die Stadt verließ, waren sie verheiratet gewesen.
Briana seufzte stumm.
Josh machte nach wie vor einen skeptischen Eindruck. Zwei Jahre Altersunterschied zu Alec bedeuteten zwei Jahre mehr Erfahrungen mit den hochtrabenden Versprechen seines Vaters, dennoch hatte die Sache mit dem Fahrrad ihn ein wenig ins Wanken gebracht. Briana sah ihm an, dass er Vance zwar glauben
wollte
, es aber nicht so richtig wagte.
Alec dagegen zeigte keinerlei Zurückhaltung. Alles Schlechte hatte er seinem Vater verziehen, doch genau genommen war er auf ihn ja auch nie wirklich so wütend gewesen wie Josh. Er hatte in Vance immer irgendetwas Gutes erkannt, das sich ihr einfach nicht erschließen wollte.
“Wir gehen morgen für euch einkaufen”, sagte Vance lange nach Mitternacht zu ihr, nachdem er Alec und Josh in ihr Zimmer gebracht hatte.
Hatte er ein Wort von ihrer Warnung mitbekommen, den beiden keine falschen Hoffnungen zu machen? War ihm auch nur ansatzweise klar, was es für seine Söhne bedeutete, wenn er so wie immer seine Versprechen brach?
“Ja”, stimmte Briana ihm zu. “Das ist gut.”
Vance kam zu ihr, legte die Hände um ihre Schultern und drehte sie zu sich um, damit er ihr in die Augen sehen konnte.
Briana entzog sich seinem Griff und machte einen
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