Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
glaube, Jim würde gute Arbeit leisten, aber einige Leute werden ganz sicher gegen ihn stimmen, weil sie Vorurteile haben. Selbst wenn er der einzige Kandidat ist – was ich bezweifeln möchte –, benötigt er einen gewissen Anteil an Stimmen, um gewählt werden zu können.”
“Meine Stimme hat er auf jeden Fall”, erklärte Briana.
Der Sheriff lachte leise und legte den Rückwärtsgang ein. “Sagen Sie ihm das, und womöglich macht er Sie dann zu seiner Wahlkampfmanagerin”, scherzte er. “Nochmals danke, dass Sie Dorothys CDs mit reinnehmen.”
Sie nickte und sah Sheriff Book nach, wie er rückwärts aus der Lücke fuhr und auf die Hauptstraße zurückkehrte.
Und noch mehr Veränderungen.
Natürlich freute sie sich für Floyd und Dorothy, und auch für Jim, wenn der Posten des Sheriffs das war, was er anstreben wollte. Allerdings bedeutete das auch, dass er dann das Kasino verlassen würde. Dann kam ein neuer Boss, und das war immer eine beängstigende Aussicht für jene Leute, die sich so wie sie selbst von einem Gehaltsscheck zum nächsten hangelten.
Sie klemmte die Bücher und die CDs etwas fester unter den Arm, während sie auf den Eingang zusteuerte.
Kristy Madison lächelte sie von ihrem Platz hinter dem Tresen an. Die Frau, die schon ihr ganzes bisheriges Leben in Stillwater Springs verbracht hatte, entsprach überhaupt nicht dem gängigen Klischee einer Bibliothekarin. Sie war groß und schlank, ihr blondes Haar trug sie zu einer schicken Frisur geschnitten, und ihre Augen waren kobaltblau. Fast immer war sie in Jeans, Bluse oder Sweater und Stiefel gekleidet, und der heutige Tag stellte keine Ausnahme dar.
“Hey”, grüßte sie Briana und lächelte freundlich.
Die legte die Bücher und CDs auf dem Tresen gleich neben dem handgeschriebenen Schild “Rückgabe” ab. “Selber hey”, gab sie zurück. Nachdem sie nun die Hände frei hatte, hängte sie ihre Handtasche über die andere Schulter und holte ihr neues Handy heraus, um es auf Vibrationsalarm zu stellen, da Klingeltöne in der Bibliothek verboten waren.
Kristy griff nach dem obersten Buch auf dem Stapel und hielt es hoch. “Wie fanden Sie denn das?”, fragte sie. “Ich habe es noch nicht gelesen.”
“Tja”, antwortete Briana langsam. “Ich hab’s ausgelesen.”
“Das nenne ich eine aussagekräftige Beurteilung”, meinte Kristy lächelnd. Ihre mehrmaligen Einladungen zum Essen hatte Briana mit immer neuen Ausreden abgelehnt. Restaurantbesuche waren so wie viele andere Dinge auch nicht in ihrem Budget vorgesehen, und außerdem verbrachte sie ihre Freizeit lieber mit den Jungs.
Jetzt fragte sie sich einmal mehr, ob Kristy womöglich dachte, sie wolle nicht mit ihr befreundet sein.
“Manche Bücher sind nun mal besser als andere”, erwiderte Briana.
“Wir rufen einen Leseclub ins Leben”, berichtete Kristy, “der einmal im Monat zusammenkommt. Unser erstes Treffen findet am Dienstagabend statt. Ich wollte eigentlich dieses Buch vorschlagen, weil wir davon mehrere Exemplare haben, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.”
Briana, die sich eben entschuldigen wollte, um einen Blick auf das Regal mit den Neuerscheinungen zu werfen – man musste schon schnelle Reflexe besitzen, wenn man die neuesten Titel ergattern wollte –, blieb abrupt stehen. “Ein Leseclub?”
“Für Erwachsene”, bestätigte Kristy. Laut Dorothy Book, die ziemlich regelmäßig im Kasino die einarmigen Banditen fütterte, war Kristy auf der Highschool Cheerleader gewesen, außerdem die Königin des Winterkarnevals und die bevorzugte Hauptdarstellerin der Schauspieltruppe.
Briana machte ihr nichts davon zum Vorwurf.
“Tatsächlich?”
Kristy nickte. “Wären Sie interessiert?”
Briana war so daran gewöhnt, alles abzusagen, dass sie jetzt auch fast Nein gesagt hätte. Aber Heather hatte recht – sie würde mehr Freizeit haben. “Ja, sehr sogar”, antwortete sie.
“Am Dienstag um sieben”, betonte Kristy. “Wir treffen uns hinten im Gemeinschaftsraum, sobald die Bibliothek geschlossen ist. Ich denke, wir können an dem Abend immer noch entscheiden, was wir als Erstes lesen wollen.”
“Hört sich gut an”, meinte Briana und fühlte sich mit einem Mal übermütig. Bücher zu lesen war für sie nichts Neues – das machte sie schon seit ihrem fünften Lebensjahr mit dem größten Eifer, was sie vor allem ihrem Dad zu verdanken hatte –, neu daran war aber, dass sie etwas tat, nur weil sie selbst das wollte.
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