Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
holte, setzte Kristy die Kleine in den Laufstall in einer Ecke der Küche.
Sofort begann Bonnie aus Leibeskräften zu schreien.
Als Dylan ins Zimmer kam, stieß er einen gellenden Pfiff aus.
Im gleichen Moment verstummte Bonnie und machte große Augen, aber nicht vor Angst, sondern vor Erstaunen, was Kristy ihr deutlich ansehen konnte.
“Kannst du mir das beibringen?”, fragte sie. So pfeifen zu können wäre nicht nur bei Bonnie, sondern auch in der Bibliothek ganz nützlich.
Dylan lachte. “Das kann man niemandem beibringen, Kristy”, ließ er sie wissen. “Die Gabe, so pfeifen zu können, wird einem in die Wiege gelegt.”
Vermutlich hatte er damit recht, und das konnte sie nur bedauern. Hätte sie ein Gen besessen, das sie so pfeifen ließ, wäre die Gabe mittlerweile sicherlich in Erscheinung getreten. Da Anbrüllen und Prügel auch nicht zur Wahl standen, würde sie irgendeine andere Lösung finden müssen, wie sie Bonnie von ihren Wutanfällen ablenken konnte.
Sie wusch sich die Hände unter der Spüle ab, ging zum Kühlschrank und holte die Zutaten für einen neuen Salat heraus, dann begann sie den Kopfsalat zu schneiden.
Unterdessen hatte sich Bonnie in ihrem Laufstall zusammengerollt hingelegt und war mit dem Daumen im Mund eingeschlafen. Sam versuchte, seine Schnauze zwischen den Gitterstäben hindurchzuzwängen und Bonnies Kopf abzulecken. Vermutlich dachte er, sie sei in Gefangenschaft geraten, und er überlegte, wie er sie möglichst unauffällig befreien konnte.
“Himmlische Ruhe”, seufzte Dylan, warf die Reste des Salats und der Schüssel in den Abfalleimer, dann brachte er Besen und Kehrblech weg.
Kristy lächelte und entspannte sich. Sie hatte einen langen, aufregenden Tag hinter sich. Aber jetzt war sie zu Hause, und der Mann, der auf sie gewartet hatte, hatte für sie Abendessen gekocht … wenn man die Würstchen mit Bohnen so bezeichnen wollte. Auf dem Tresen lagen aufgerollte Papiere, die mit einem Gummiband zusammengehalten wurden – vermutlich die Pläne für das neue Haus und den Stall.
“Hast du schon die Baupläne zeichnen lassen?”, fragte sie.
Dylan schüttelte den Kopf. “Das sind nur die Skizzen, über die wir uns unterhalten hatten.”
Ein wohlig warmes Gefühl erfasste Kristy. Sie konnte nicht erwarten, dass sie viele Veränderungen zu den Entwürfen beitragen würde, aber sie wollte dennoch einen Beitrag zu dem Ganzen beisteuern, selbst wenn der noch so klein ausfiel. “Oh”, sagte sie.
“Du siehst erschöpft aus”, merkte Dylan an. “Gut, dass ich eine Überraschung für dich geplant habe.”
“Eine Überraschung?”, fragte sie verblüfft. “Was denn?”
Sex, der die Wände wackeln ließ? Ein Verlobungsring mit einem passenden “Ich liebe dich” dazu?
Sex lag im Bereich des Möglichen. Was den Ring und die begleitenden Worte anging – das war nur Wunschdenken, und das wusste sie.
“Wenn ich es dir sagen würde, wäre es ja keine Überraschung mehr, nicht wahr?”, hielt Dylan dagegen.
Sie aßen auf, Dylan brachte Bonnie nach oben, um sie fürs Bett fertig zu machen. Kristy holte den mürrischen Winston aus dem Garten zurück ins Haus, ließ Sam noch für ein paar Minuten nach draußen und räumte den Tisch ab. Von oben war zu hören, wie Wasser in die Wanne lief.
Es war ziemlich mutig von Dylan, überlegte sie, dass er Bonnie baden wollte.
Und es war bemerkenswert. Sie hätte nicht zu träumen gewagt, dass einer der bösen Jungs von Stillwater Springs einmal ein so erstklassiger Vater werden könnte.
Oder dass einer von ihnen lernen würde, eine Waschmaschine zu bedienen, die in diesem Moment in den Schleudergang wechselte.
Ihr Dad hätte sich mit bloßen Händen gegen eine ganze Löwenmeute zur Wehr gesetzt, um sie und ihre Mutter zu beschützen. Aber sie hatte nie gesehen, dass ihr Vater jemals einen Teller gespült, ein Essen zubereitet oder sich um die Wäsche gekümmert hätte.
Als Kristy den Kaffee aufgesetzt und den Tisch abgewischt hatte, damit die Skizzen dort ausgerollt werden konnten, kehrte Dylan mit durchnässtem Hemd in die Küche zurück. Er zog es im Gehen aus, begab sich nach nebenan in die Waschküche, und als er wieder zu ihr kam, streifte er ein frisches T-Shirt über.
Er nahm die Papierrollen an sich und legte sie auf den Tisch.
Nachdem sie zwei Tassen Kaffee eingeschenkt hatte, setzte sie sich neben Dylan und atmete den Duft seiner noch feuchten Haare und seines frischen T-Shirts ein.
Dann rollte er die
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