Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
vorschwebte.
“Die Raten für das Darlehen werden immens sein”, hörte sie sich sagen. Es war eine Erinnerung an frühere Zeiten, wenn schlechte Erträge die Rückzahlung der Hypothekenschulden gefährdeten und ihre Eltern die Ranch zu verlieren drohten, weil sie das Geld nicht aufbringen konnten.
“Was für ein Darlehen?”, fragte er.
Kristy stutzte. “Aber … das alles wird doch ein Vermögen kosten …”
“Ja, natürlich”, gab er beiläufig zurück. “Siehst du dieses Zimmer hier. Das soll so was wie ein Arbeitszimmer für die ganze Familie sein. Da können die Kinder ihre Hausaufgaben machen und so weiter.”
“Dylan” redete sie auf ihn ein, da sie ihm klarmachen wollte, dass ihm der finanzielle Ruin drohte. “Wir reden hier von Millionen!”
“Millionen?”
“Das wird dich diese Ranch kosten.”
“Ja, ich weiß.”
“Aber …”
“Es ist schön zu wissen, dass du dich nicht bereit erklärt hast, mich zu heiraten, nur damit du an mein Geld kommst”, scherzte er.
“Ich weiß, du hast als Stuntman gearbeitet und beim Rodeo etliche Preise abgeräumt, aber das ist …”
“Ich hatte mal eine Glückssträhne an der Börse. Na ja, eigentlich nicht nur eine, aber die erste war am lohnenswertesten.”
“Wovon redest du da?”
“Logan hat gleich nach dem Studium ein Unternehmen gegründet”, erklärte Dylan. “Eine Rechtsberatungswebsite. Als er damit an die Börse ging, hatte ich gerade beim Finale in Vegas einen dicken Scheck überreicht bekommen. Und weil ich den Geldeintreibern mal ein paar Schritte voraus sein wollte, habe ich alle meine Schulden und Steuern bezahlt und den Rest in Logans Firma gesteckt. Damals haben wir kein Wort miteinander gesprochen – aber ich wusste, er hat einen guten Riecher für Geschäfte, also bin ich das Risiko eingegangen. Das war das Drittbeste, was ich je gemacht habe.”
“Das Drittbeste?” Kristy konnte ihm nicht so ganz folgen.
Dylan wickelte eine Locke um seinen Finger, der sich nahe an ihrem Ohr befand, und sofort lief ihr ein Schauer über den Rücken. “Das Beste ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Bonnie als Tochter und meiner Rückkehr hierher, um dich zu heiraten. Das Zweitbeste ist das, was von beiden nicht auf dem ersten Platz landet.”
Kristy lächelte, obwohl seine Worte ihr Tränen in die Augen trieben. “Seltsame Logik, Creed.”
“Ich komme damit klar”, sagte er, rollte die Skizzenblätter zusammen und schob einen Gummiring darüber. “Wenn du mit allem einverstanden bist, werde ich die Baupläne in Auftrag geben.”
Sie nickte, auch wenn sie sich noch immer ein wenig benommen fühlte.
Dieser Augenblick war so wundervoll und schön, dass Kristy davon überzeugt war, er müsse durch irgendetwas Schreckliches ein jähes Ende nehmen. Sie war nicht paranoid – sie wusste das aus bitterer Erfahrung.
“Was diese Überraschung angeht”, fuhr Dylan fort.
Er stand auf und zog Kristy von ihrem Stuhl. Dann schloss er die Hintertür ab und schaltete die Kaffeemaschine aus, obwohl die Kanne noch fast voll war.
Sie verließen die dunkle Küche, Winston und Sam folgten ihnen zur hinteren Treppe. Oben angekommen warf Dylan einen Blick in das Zimmer, in dem Bonnie in ihrem Bett lag.
“Geh schon voran”, forderte er Kristy auf, die im Flur stehen blieb. “Ich bin in ein paar Minuten bei dir.”
Sie nickte, stand noch ein paar Sekunden lang da und ging schließlich ins Schlafzimmer.
Die Bettdecke war umgeschlagen, auf dem Laken waren gelbe Rosenblätter verstreut, die so frisch waren, dass ihr deren wundervoller Duft schon an der Tür entgegenschlug.
Verlangen überkam Kristy, und zugleich fühlte sie, dass es für sie bei Dylan keine körperlichen Grenzen, keine Geheimnisse gab. Er konnte ihre Seele so mühelos bloßlegen wie ihren Körper, und wenn sie sich liebten, verlor sie sich als ein eigenständiges menschliches Wesen und wurde nicht nur ein Teil von Dylan, sondern auch von etwas Größerem, etwas Kosmischem.
Sie hörte, wie er zu ihr kam und die Tür leise schloss.
Sie, die Bibliothekarin, die in einer ruhigen Woche drei Bücher verschlang, brachte nicht ein einziges Wort heraus.
Er stellte sich hinter sie, legte die Arme um ihre Taille und küsste sie auf den Nacken. Im Flur winselte Sam leise, weil er ins Zimmer gelassen werden wollte, während Winston energisch an der Tür kratzte.
Dylan seufzte leise und ging zur Tür, dann hörte sie, wie er zu den Tieren “Später” sagte.
Wie durch ein Wunder
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