Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Titel: Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
Als ich auf der Ranch ankam, erzählte mir dein Dad auf einmal eine ganz andere Geschichte. Angeblich hatte sich der Mann aus dem Staub gemacht. Tim sagte, dass er froh sei, ihn los zu sein.”
    Eine schreckliche Ahnung regte sich in Kristy, dennoch sagte sie: “Dann muss das die Wahrheit gewesen sein.” Sie hatte nie erlebt, dass ihr Vater log, selbst wenn das noch so angebracht gewesen wäre.
    Aber Sheriff Book schüttelte wieder den Kopf. Tiefe Schatten zeichneten sich unter seinen Augen ab. “Ich nahm ihn beim Wort, weil er mein bester Freund war. Trotzdem wusste ich, dass noch irgendetwas dahintersteckte. Tim sah schlimmer aus, als er sich am Telefon angehört hatte. Es war eine kalte Nacht, aber er war nass geschwitzt, und er hatte schmutzige Fingernägel, und auch seine Kleidung war verdreckt. Du weißt, er wusch sich vor dem Abendessen stets gründlich die Hände und zog saubere Kleidung an, Kristy. Als ich dort eintraf, war es schon weit nach Mitternacht.”
    Kristy brachte keinen Ton heraus und konnte sich nicht dazu durchringen, die offensichtliche Frage auszusprechen: Glaubte Sheriff Book, dass ihr Vater einen Menschen
getötet
hatte?
    “Ein paar Tage später”, der Sheriff musste sich sichtlich zum Weiterreden zwingen, “es war ein Sonntagmorgen, da fuhr ich zur Ranch, weil ich wusste, deine Eltern waren mit dir in der Kirche. Ich sah mich um und entdeckte inmitten einer Baumgruppe etwas, das nach einem frischen Grab aussah. Dort, wo Tims Grundstück an das der Creeds angrenzt.”
    Voller Erleichterung wollte sie ihm erklären, dass er Sugarfoots Grab gesehen hatte. Doch im nächsten Moment wurde ihr bewusst, dass ihr Pferd damals noch gelebt hatte.
    Floyd griff über den Tisch hinweg nach ihrer eiskalten Hand. “Ich sprach Tim darauf an. Er erklärte mir, ein alter Hund habe sich in die Scheune verirrt und sei dort gestorben, und er habe den armen Kerl dann zwischen diesen Bäumen beerdigt.” Wieder seufzte er schwer. “Ich war der Sheriff. Ich hätte der Sache auf den Grund gehen sollen, doch das tat ich nicht. Ich wollte deinem Dad unbedingt glauben, und das tat ich dann auch. Trotzdem habe ich immer gegrübelt, und jetzt, da ich in den Ruhestand gehe, will ich Gewissheit haben. Es ist nicht nur der Kaffee, der mich nachts nicht schlafen lässt. Es sind auch die ungelösten Fälle.”
    Kristy hatte das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen. “Du willst … Du willst das Grab …”
    Floyd nickte. “Ich weiß, dass Sugarfoot dort beerdigt liegt, Kristy”, brachte er gequält heraus und konnte ihr kaum in die Augen sehen. “Ich verspreche dir, ich werde alles tun, damit seine Totenruhe nicht zu sehr gestört wird. Aber ich muss einfach wissen, ob sich in diesem Grab die Überreste eines Hundes befinden … oder die eines Menschen.”
    “Du glaubst ernsthaft, mein Vater –
dein bester Freund
– hat einen Mann
umgebracht
oder dort vergraben?” Kristy wurde schwindlig. Ihr Herz raste, und der Geruch der frischen Farbe, der ihr bislang nichts ausgemacht hatte, ließ ihr jetzt die Galle hochkommen.
    Denk nicht dran,
flüsterte eine Stimme in den düsteren Winkeln ihres Verstands, wo Migränen und Albträume lauerten.
Denk nicht dran.
    “Ich glaube”, sagte Sheriff Book ruhig, “dass es einen Kampf gab, der außer Kontrolle geriet. Wenn Tim den Mann getötet hat, dann war es ein Unfall, und niemand wird mich vom Gegenteil überzeugen können. Er wird sehr außer sich gewesen sein, und mit dir und deiner Mutter im Haus war das ein Kampf, den er nicht verlieren durfte. Ich an seiner Stelle wäre auch in Panik gewesen. Allein die Vorstellung, was der Kerl meiner Frau und meiner Tochter alles antun könnte, wenn ich ihn nicht aufhalte …”
    Kristy stand auf, weil sie ins Badezimmer rennen wollte, doch dann setzte sie sich wieder. “Aber Dad hat dich doch angerufen”, überlegte sie. “Hätte er das tatsächlich getan, nachdem er einen Menschen getötet hatte?”
    “Er war in Panik. Vermutlich hat er zuerst angerufen, und dann auf einmal begann er zu überlegen, was da eigentlich passiert war.”
    “Dad ist tot, Mom ebenfalls, und du gehst in den Ruhestand. Können wir die Sache nicht auf sich beruhen lassen?”
    “Wenn wir mit diesem Wissen beruhigt leben könnten, dann ja. Aber das kann ich nicht – ich habe bereits ein Magengeschwür davon. Könntest du jetzt etwa einfach zur Tagesordnung übergehen?”
    Kristy biss sich auf die Unterlippe. “Nein”, antwortete sie

Weitere Kostenlose Bücher