Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
kleinlaut.
Wenn unter Sugarfoot tatsächlich ein Mann begraben lag, dann würde dieser Skandal die Stadt bis weit über ihre Grenzen hinaus erschüttern. Das Andenken an Tim Madison als ehrbaren Mann würde unwiderruflich beschädigt werden, und es würde Raum für Spekulationen aller Art entstehen.
Wie sollte sie erst damit umgehen?
“Warum jetzt?”, fragte sie und schloss kurz die Augen, während sie hoffte, der Raum würde aufhören, sich unablässig um sie zu drehen. “Nach so langer Zeit, Floyd. Warum gerade jetzt?”
“Das sagte ich bereits. Meine anstehende Pensionierung. Und da das Land verkauft wird, kommt dieser Hollywood-Heini auch garantiert auf die Idee, Bulldozer und Bagger einzusetzen, damit er seinen Tennisplatz und seinen Pool bekommt …”
Kristy saß einen Moment lang wie erstarrt da. Natürlich war ihr klar gewesen, dass irgendwer die Madison-Ranch eines Tages kaufen würde. Es war schließlich ein erstklassiges Grundstück. Aber nie war ihr dabei in den Sinn gekommen, jemand könnte Sugarfoots Grab zerstören.
Tränen stiegen ihr in die Augen. Alte Wunden waren aufgerissen.
“Es tut mir leid”, sagte der Sheriff.
“Als Sugarfoot starb”, murmelte sie, “da wollte ich auch nicht mehr leben. Ich wollte mich zu ihm ins Grab legen und mich mit ihm beerdigen lassen.”
“Du hattest kurz zuvor deine Mutter verloren”, betonte Floyd. “Und dein Dad war auch schon krank. Für eine junge Frau in diesem Alter war das eine Menge, was auf dir lastete. Aber du hast unbeirrt weitergemacht und bist deinen Weg gegangen, Kristy.”
Betretenes Schweigen machte sich breit, bis Kristy fragte: “Dir ist doch klar, was das für Folgen haben wird, wenn du … fündig wirst, nicht wahr?”
Floyd nickte ernst. “Vielleicht irre ich mich auch. Es gibt keinen Grund, jeden in helle Aufregung zu versetzen, wenn da wirklich ein Hund zusammen mit Sugarfoot begraben liegt. Ich kann die Sache für eine Weile totschweigen, Kristy. Aber wir sind hier in Stillwater Springs, und die Leute zerreißen sich mit Begeisterung das Maul über jedes Thema. Es könnte sich etwas herumsprechen, und deshalb bin ich zuerst zu dir gekommen, um mit dir zu reden. Dann bist du vorgewarnt, falls … na, du weißt schon.” Er stand auf und fragte besorgt: “Geht es dir gut? Ich könnte jemanden anrufen, wenn du willst.”
“Jemanden anrufen?”, wiederholte sie.
Wen denn?
Wer auf dieser elenden, verkehrten Welt würde auf der Stelle alles stehen und liegen lassen, nur um tröstend die Hand der Bibliothekarin zu halten?
Dylan
.
“Vielleicht solltest du jetzt nicht allein sein.”
“Nein, nein, es geht mir gut”, beteuerte Kristy. Ihre Standardantwort war nichts weiter als eine dicke Lüge.
“Schließ hinter mir ab”, bat er sie.
Kristy nickte.
Aber als sie sich endlich von ihrem Stuhl erhob, war Floyd schon lange gegangen.
Wie sich herausstellte, war das Haus tatsächlich bewohnbar, wenn auch etwas spärlich eingerichtet. Bonnie und er konnten hier zwar nicht besonders stilvoll, aber doch einigermaßen bequem leben, befand Dylan. Allerdings fehlte für die Kleine ein Bett und eine Wickelkommode.
Also musste er noch einmal losziehen und einkaufen.
Und zwar in Begleitung einer Zweijährigen.
“Bravo”, murmelte er.
“Töpfchen”, krähte Bonnie.
“Lern doch mal ein anderes Wort”, erwiderte Dylan. Die kleine rosa Toilette stand noch bei Cassie; er musste seine Tochter also wieder auf die Klobrille setzen und festhalten, bis alles erledigt war.
Schließlich bot sich Cassie aber an, er solle Bonnie zu ihr bringen, während er sich um alle notwendigen Besorgungen kümmerte.
Er kaufte ein Kinderbett mit Seitengittern, die man in der Höhe verstellen konnte. Es war weiß mit goldenen Verzierungen – französischer Landhausstil, wie die Verkäuferin des einzigen Möbelhauses in Stillwater Springs betonte. Angeblich sollte es mit dem Kind mitwachsen.
Dylan bezahlte bar, und die Verkäuferin versprach ihm, das Bett gleich am nächsten Morgen liefern zu lassen. Er benötigte auch noch andere Möbel, doch da er das Haus ohnehin abreißen lassen wollte, sah er keinen Sinn darin, jetzt eine Couch und eine Essecke auszusuchen. Darum konnte er sich später immer noch kümmern. Und vielleicht war ja der Wohnwagen bequem möbliert, den er während der Abriss- und Bauarbeiten als Ausweichquartier auf sein Grundstück stellen lassen wollte.
Aber die Kleine benötigte am Morgen Milch, die er in den Lernbecher
Weitere Kostenlose Bücher