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Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Titel: Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Dylan. Kristys Blick versetzte ihm einen Stich, und doch war er heilfroh, dass sie hergekommen war.
    “Deshalb bin ich Kristy begegnet. Sie hatte kein Katzenstreu mehr.”
    “Du hättest mich wenigstens vorwarnen können”, knurrte Dylan, nachdem Kristy seine Tochter aus dem Schlafzimmer getragen hatte.
    “Warum denn?”, meinte Tyler gut gelaunt. “Das hätte doch keinen Spaß gemacht.”

5. KAPITEL
    E twas geschah mit Kristy, als sie an diesem warmen Sommerabend Dylans Tochter in den Armen hielt. Etwas Unerklärliches, Tiefgreifendes und Bewegendes – etwas, das man nur ein- oder zweimal im Leben erfährt, wenn überhaupt. Es war, als würden sich zwei Universen begegnen und miteinander verschmelzen.
    Bonnie schien das auch zu spüren. Sie sah Kristy mit großen Augen an und schlang dann die kleinen Arme um ihren Hals, um sich ganz fest an sie zu drücken.
    “Mommy”, sagte sie.
    Kristy brachte es nicht übers Herz, den Irrtum richtigzustellen. Sie schaute zu Dylan, ihre Blicke trafen sich, und in seinen Augen blitzte ein blaues Donnerwetter auf.
    “Du hast da Kreide an der Stirn”, ließ er sie wissen.
    Da sie immer noch zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt war, konnte sie ihn nur verständnislos ansehen.
    “Ich schätze, ich mache mich dann mal auf den Weg zu meiner Hütte”, meldete sich Tyler zu Wort.
    Ihn hörte Kristy fast gar nicht, und sie nahm auch nur unterbewusst wahr, dass er die Küche durch die Hintertür verließ und in der Dunkelheit verschwand, während sie, Dylan und Bonnie an Ort und Stelle verharrten, als seien sie wie erstarrt dastehende Überlebende einer Naturkatastrophe. Kristy konnte nicht mal schlucken, und erst recht brachte sie keinen Ton heraus.
    Dylan brach schließlich diesen Bann. Er kam langsam auf sie zu und streckte seine Arme aus, um Bonnie an sich zu nehmen.
    Heftiger, fast schon schmerzhafter Widerwille regte sich in ihr. Doch Bonnie war Dylans Tochter, nicht ihre. Wenigstens war sie immerhin so weit bei klarem Verstand, dass ihr das auch bewusst war.
    Also übergab sie ihm die Kleine, obwohl es sich anfühlte, als würde ihr ein lebenswichtiger Teil ihres eigenen Körpers entrissen.
    Dylan redete leise mit dem Mädchen, das den Kopf gegen seine Schulter legte und sich von ihm ins Schlafzimmer tragen ließ. Wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen folgte Kristy ihm.
    Es grenzte an ein Wunder, dass Bonnie sofort einschlief, aber vermutlich hatte das stundenlange Schreien und Weinen ihr die Kräfte geraubt.
    Langsam kehrte Kristy in einen Zustand zurück, der zumindest Normalität vorgaukelte. Sie ging ins Badezimmer und betrachtete sich im Spiegel über dem Waschbecken. Tatsächlich war ihre Stirn mit blauer Kreide beschmiert, die davon stammen musste, dass sie den Kopf gegen die Schiefertafel in ihrer Küche hatte sinken lassen.
    Sie drehte den Wasserhahn auf, griff nach der Seife und wischte die Kreide weg.
    Als sie in die Küche zurückkehrte, war Dylan dort und schenkte Kaffee ein.
    Er wirkte erschöpft … und gereizt.
    “Ich wollte nur helfen”, sagte sie, ohne sich für ihr Verhalten zu entschuldigen. Sie musste daran denken, wie abgekämpft er ausgesehen hatte, als er die Arme nach seiner Tochter ausgestreckt hatte.
    Er lächelte schwach und hob seinen Kaffeebecher zu einem halbherzigen Toast hoch. “Ich weiß”, antwortete er mit rauer Stimme. “Und ich weiß das auch zu schätzen.”
    Zu gern hätte sie ihn gefragt, ob er wohl das Gleiche verspürt hatte wie sie, als sie Bonnie festhielt, doch sie traute sich nicht so recht. Warum sollte er auch etwas gespürt haben? Immerhin stand er in dem Moment doch ein oder zwei Meter von ihr entfernt.
    “Ich hatte das Gefühl, du warst ziemlich wütend”, wagte sie einen Vorstoß, nachdem sie sich Mut gemacht hatte, “als Bonnie ‘Mommy’ zu mir sagte.”
    “Nicht wütend”, berichtigte Dylan sie und hielt ihr den zweiten Becher hin. “Aber frustriert. Und völlig verängstigt. Wie es scheint, bin ich in diesen Elterndingen nicht besonders gut.”
    Kristy war gerührt. Sie sah seinen Augen und seiner Miene an, wie verwundbar er sich fühlte. Sie hatte nicht gewusst, dass Dylan Creed vor irgendetwas Angst haben oder an sich selbst zweifeln konnte. Aber durch ein kleines Mädchen war das alles anders geworden.
    “Gib dir selbst eine Chance”, riet sie ihm und nahm die Tasse an. “Du bist noch neu in diesem Fach.”
    “Wenn sie so wie vorhin nach Sharlene schreit …”, setzte Dylan an.

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