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Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Titel: Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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weiträumig abgesperrt.
    Er wird tatsächlich hier suchen, nahm sie wie durch einen Schleier hindurch wahr.
    Sie würden Sugarfoots Grab öffnen.
    Und sie würden einen menschlichen Leichnam finden.
    Kristy hielt sich die Hand vor den Mund; sie fürchtete, sich übergeben zu müssen. Sie konnte nicht sagen, woher sie wusste, dass Sheriff Book mit seinem Verdacht richtig lag, aber sie
wusste
, es war so.
    Nachdem sie mehrmals tief durchgeatmet hatte, ließ die Übelkeit nach.
    Tränen kamen ihr diesmal keine, weil die erschreckende Gewissheit zu tief saß, als dass sie darüber noch Tränen hätte vergießen können.
    “Es tut mir leid, Sugarfoot”, flüsterte sie und wandte sich zum Gehen. “Es tut mir so leid.”
    Sie stieg wieder in den Blazer, machte kehrt und mied es, ihrem alten Haus einen Blick zuzuwerfen. Daheim angekommen, besänftigte sie einen mürrischen Winston und füllte seine Katzentoilette mit dem neuen Streu auf.
    Anschließend duschte sie ausgiebig und zog eines ihrer verwaschenen übergroßen T-Shirts an, in denen sie immer schlief. Dann kuschelte sie sich in ihr viel zu großes und viel zu leeres Bett und griff nach einem Buch. Die Lektüre würde ihre sich überschlagenden Gedanken hoffentlich beruhigen. Doch so viele Anläufe sie auch unternahm: Sie brachte es nicht fertig, der Handlung länger als drei Sätze zu folgen.
    Sie legte das Buch weg und machte das Licht aus, dann sprang Winston zu ihr ins Bett und schmiegte sich an sie, als wolle er ihr Trost spenden. Lächelnd streichelte sie sein seidiges Fell.
    Schlaf würde sie so bald keinen finden, aber sie musste es wenigstens versuchen. Schließlich erwartete jeder von ihr, dass sie am nächsten Morgen pünktlich um neun Uhr die Bibliothek öffnete, ganz gleich, was sich in ihrem Leben abspielen mochte.
    Doch wider Erwarten schlief sie ein. Und mit dem Schlaf kam ein erdrückender Traum.
    Es war dunkel und still, so wie es nur eine Nacht auf dem Land sein konnte. Die einzigen Geräusche waren das wilde Pochen ihres Herzens und das seltsame flache Atmen des Mannes, der neben ihrem Bett stand. Zwar hatte sie die Augen geschlossen, weil es die einzige Möglichkeit für ein Kind war, die Ungeheuer abzuwehren, die unter dem Bett hervorgekrochen kamen, dennoch spürte sie deutlich, dass sein Blick auf ihr ruhte.
    Daddy!
, schrie sie stumm.
Daddy, hilf mir!
    Und dann wurde die Tür zu ihrem Zimmer eingetreten.
    Es gab ein wildes Handgemenge, heisere Stimmen beschimpften sich gegenseitig.
    Kristy hielt die Augen geschlossen, bis sie die Stimme ihrer Mutter hörte und spürte, wie die sie an ihre Brust drückte.
    “Hat er dir etwas angetan, Kristy? Geht es dir gut?”
    Schreckliche Geräusche, die nun etwas leiser klangen, kamen aus der dunklen Küche.
    Die Hintertür wurde aufgestoßen und schlug mit lautem Knall gegen die Außenwand auf der Veranda.
    Wieder wurde geflucht, laut und hässlich.
    Kristy klammerte sich verängstigt an ihrer Mutter fest.
    Ihr Vater und der Mann kämpften miteinander.
    Wann würden sie aufhören?
    Was, wenn der Mann ihrem Daddy etwas antat?
    Dann ertönte ein schrecklicher, ohrenbetäubender Knall.
    Die Schrotflinte, die ihr Vater auf dem obersten Regalboden der Vorratskammer aufbewahrte. Kristy erkannte dieses Geräusch auf Anhieb.
    Ihre Mutter schrie vor Angst auf.
    Es war dieser Schrei, der bis zu ihrem Bewusstsein vordrang und Kristy aus dem Schlaf riss. Sie sprang aus dem Bett, rannte ins Badezimmer und kniete sich vor die Toilette, um sich zu übergeben, bis ihr Magen leer war und es nichts mehr zu erbrechen gab.
    Sie wartete bis Tagesanbruch, bevor sie Sheriff Book anrief.
    “Ich weiß, was geschehen ist”, erklärte sie ohne Vorrede, als er sich mit schläfriger Stimme meldete.
    “Kristy?”, fragte er. “Bist du das?”
    “Ich weiß, was geschehen ist”, wiederholte sie.
    “Geht es dir gut?”
    Sie schüttelte den Kopf, dann wurde ihr klar, dass er das nicht sehen konnte. “Nein”, antwortete sie.
    Eine Viertelstunde später klopfte Floyd an der Hintertür ihres Hauses an. Er trug seine Zivilkleidung, sein Gesicht sah zerknittert aus. Sie trug noch immer das gleiche T-Shirt, hatte aber einen BH und ihre Jogginghose angezogen.
    Sie überkam ein seltsames, körperloses Gefühl, als sie dem Sheriff ihren schrecklichen Traum schilderte.
So muss es wohl sein
, überlegte sie, während sie sich an eine fröhliche gelbe Wand in ihrer Küche lehnte und die ersten Sonnenstrahlen ins Zimmer fielen,
wenn man

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