Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
bezahlt?”
“Nein!”
Sie begann zu lachen.
So eigenartig es auch war, musste er in ihr Lachen einstimmen. “Dein Kaffee schmeckt noch immer schrecklich”, merkte er beiläufig an.
“Und du regst dich immer noch viel zu schnell auf.”
“Tatsächlich?”
“Oh ja.”
Es war Zeit, Bonnie bei Cassie abzuholen, um mit ihr zur Ranch rauszufahren. Aber zuvor musste er Gewissheit haben, dass es Kristy gut ging.
Neben der Hintertür entdeckte er eine kleine Schiefertafel, auf der Kristy in ihrer präzisen Bibliothekarinnenhandschrift eine Einkaufsliste zusammengestellt hatte. Er ging hin, nahm den blauen Kreidestummel und notierte seine Handynummer gleich unter “Brokkoli”.
“Ruf mich an, wenn du etwas brauchst”, bot er Kristy an, die die Becher auf die Spüle stellte.
“Das werde ich nicht”, erwiderte sie und ergänzte rasch: “Etwas brauchen, meine ich.”
Ihr Starrsinn und ihr Stolz kamen ihm jetzt ebenfalls in Erinnerung.
“Warum hast du Mike nicht geheiratet?”, fragte er. Er fand, es war sein gutes Recht, das zu erfahren. Immerhin hatte sie ihn auch ausgehorcht.
Seufzend drehte sie sich zu ihm um, und er sah ihr an, wie viel Mühe es sie kostete, seinem Blick standzuhalten. “Ich bin noch rechtzeitig zur Vernunft gekommen.”
Was sollte denn das nun wieder heißen?
“Mike ist ein netter Mann”, fuhr sie fort, als Dylan keinen Laut von sich gab. “Er hat ein glückliches Leben verdient.”
“Als ich euch beide an jenem Abend in Skivvie’s Tavern über den Weg lief, kam er mir aber ziemlich glücklich vor.” Vor seinem inneren Auge erschien dieses Bild … Die schwach beleuchtete Kneipe, Mike und Kristy, wie sie zu einem langsamen Song aus der Jukebox tanzten – wobei Kristy darauf achtete, dass Dylan auch ja den großen Diamantring an ihrer linken Hand bemerkte. Fast konnte er wieder das Sägemehl und die Erdnussschalen unter seinen Stiefeln spüren und die Zigaretten und das Bier riechen.
“Ich habe ihn benutzt”, gestand sie ohne Umschweife. “Als mir das klar wurde, habe ich unsere Verlobung aufgelöst. Ein paar Monate später hat er dann Julie geheiratet. Das war’s.”
Das war’s?
Nach diesem Abend im Skivvie’s hatte sich Dylan in seinen Wagen gesetzt, Gas gegeben und mit durchdrehenden Reifen Stillwater Springs verlassen, um niemals zurückzukehren. Er hatte fast ein ganzes Jahr damit zugebracht, seine Trauer in billigem Whisky zu ertränken, Gerichtsvollziehern aus dem Weg zu gehen und die eine Sache zu meiden, die er wirklich gut beherrschte – das Bullenreiten.
Vermutlich hätte er sich zu Tode getrunken, wäre da nicht Wiley Spence gewesen, ein alter Freund und ehemaliger Rodeo Clown. Der nahm ihn sich eines Abends in Cheyenne zur Brust, nachdem er ihn auf Kaution aus dem Gefängnis geholt hatte, und drohte ihm damit, Logan anzurufen, wenn er sich nicht endlich in den Griff bekam.
Kristy war nicht die Einzige, die auf ihren Stolz großen Wert legte. Obwohl er damals mit Logan gar nichts mehr zu tun haben wollte, wusste er, sein großer Bruder würde ihn aufspüren und ihn vermutlich in die nächste Entzugsklinik stecken. Er wollte nicht, dass Logan ihn so zu sehen bekam, also ließ er die Finger vom Alkohol, ausgenommen mal ein Bier, und meldete sich beim nächsten Rodeo an, kaum dass er die Teilnahmegebühr zusammengekratzt hatte.
Nichts davon ging Kristy irgendetwas an.
“Danke für den Kaffee”, sagte er und verließ ihr Haus.
Dylan war gut darin, andere Leute zu verlassen. Er war darin sogar
sehr
gut.
Kristy knallte die Becher ins Waschbecken, beschloss dann aber, sie erst später zu spülen, wenn ihre Wut so weit verraucht war, dass sie nicht versehentlich die Henkel abbrach.
Was hatte sie auch erwartet?
Zumindest hatte sie nicht erwartet, dass er heute Abend bei ihr auftauchen würde, so viel stand schon mal fest. Und wenn ihr jemand gesagt hätte, sie würde sich ihm sofort an den Hals werfen, den hätte sie für verrückt erklärt.
Am schlimmsten von allem war das Wissen, dass sie noch in der Diele mit ihm geschlafen hätte, wenn er auf die Idee gekommen wäre, sie zu küssen.
Der Gedanke ließ sie zusammenzucken.
Und er weckte ihr Verlangen.
Es kam einem Wunder gleich, dass sie damals nicht von ihm schwanger geworden war, wenn sie überlegte, wie oft sie miteinander geschlafen hatten.
Alles wäre ganz anders verlaufen, wenn
sie
von ihm ein Kind bekommen hätte – nicht diese Sharlene mit ihren Brustimplantaten.
Ihr Blick wanderte zu
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