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Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Titel: Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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er für den Heimweg eine andere Route.
    Und so kam er an diesem Tag zu einem Pferd.

6. KAPITEL
    E s war wohl das erbärmlichste Pferd, das Dylan je zu Gesicht bekommen hatte. Es stand mitten auf der Straße. Das alte Zaumzeug hing einfach herunter. Die Rippen des Tiers zeichneten sich unter seinem Fell ab, das derartig verdreckt war, dass man die Farbe nicht bestimmen konnte.
    “Pferd”, rief Bonnie beim Anblick des Tiers.
    “Sitz bitte still”, sagte Dylan zu seiner Tochter, obwohl keine Gefahr bestand, dass sie sich aus eigener Kraft aus ihrem Kindersitz befreite. In ein paar Wochen würde sie aber vermutlich auch durchschaut haben, wie der Gurt geöffnet wurde.
    Nachdem er an den Straßenrand gefahren war und den Motor abgestellt hatte, ging er langsam auf das Tier zu. Er vermied es aber, ihm in die Augen zu sehen, um nicht wie ein Jäger zu wirken. “Hey, Kumpel”, sagte er beschwichtigend. “Du hast dir aber einen schlechten Platz ausgesucht. Fast hätte ich dich angefahren.”
    Bei näherem Hinsehen entdeckte er Narben im verschmutzten Fell, doch es war vor allem der Ausdruck von Hoffnungslosigkeit in den Augen des Tiers, der ihm zu schaffen machte. Eine cremefarbene Stelle in der Mähne ließ vermuten, dass er einen Palomino vor sich hatte, doch mit Sicherheit ließ sich das nicht sagen.
    Mit der linken Hand griff er nach der Leine, mit der rechten strich er über die zitternde Flanke des Tiers. “Ganz ruhig”, redete er auf das Tier ein. “Es ist alles in Ordnung.”
    Eben hatten sie den Straßenrand erreicht, da raste ein blauer Pick-up hupend um die nächste Ecke und kam mit quietschenden Reifen und in einer Staubwolke in Dylans Höhe zum Stehen. Ein Junge von vielleicht sechzehn oder siebzehn sprang aus dem teuren nagelneuen Wagen, in einer Hand hielt er eine kurze Peitsche. Ohne von Dylan Notiz zu nehmen stürmte er auf den Wallach los.
    Das Pferd zuckte zusammen und wich verängstigt zurück.
    “Aufhören”, ermahnte Dylan den Jungen. Er hielt die Leine fest genug, damit das Pferd ihm nicht entwischte, ließ aber genug Spielraum, sodass das Tier sich nicht bedrängt fühlte.
    Der Junge blieb stehen und starrte Dylan an, als sei der soeben aus dem Nichts aufgetaucht. Verächtlich verzog er den Mund und erklärte: “Das ist mein Pferd! Gehen Sie aus dem Weg!”
    “Du wirst dieses Pferd
nicht
mit deiner Peitsche schlagen!” Dylan blieb demonstrativ stehen. “Egal, ob das dein Pferd ist oder nicht!”
    Nach einem verblüfften Augenblick, in dem er offenbar zu entrüstet war, um einen Ton herauszubringen, fuhr der Junge ihn an: “Wissen Sie, wer mein Vater ist?”
    “Mir ist scheißegal, wer dein Vater ist”, gab Dylan unterkühlt zurück.
    Als der Junge den Namen eines weltbekannten Filmstars nannte, wurde Dylan auf eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Mann aufmerksam. “Das beeindruckt mich nicht im Geringsten”, gab er zurück.
    “Mein Vater will eine Menge Kohle ausgeben, um hier eine Ranch zu kaufen”, redete der Junge weiter. “Wenn Sie sich mit mir anlegen, Cowboy, dann wird Ihnen das noch leidtun. Das verspreche ich Ihnen.” Bei diesen Worten hob er drohend die Peitsche.
    Blitzschnell bekam Dylan sein Handgelenk zu fassen und drückte so lange zu, bis der Junge die Peitsche auf den Boden fallen lassen musste. “Wenn hier jemandem etwas leidtun wird, dann wirst du das sein”, machte er ihm klar. “Und zwar in dem Moment, wenn du dieses Pferd auch nur anrührst.”
    “Ich will das Tier ja nur trainieren”, jammerte der Junge, rieb sich das Handgelenk und bekam rote Ohren.
    “Auf deine Tour lernt ein Tier nur eines: nämlich Angst zu haben”, betonte Dylan. Auch ohne seinen berühmten Nachnamen war dem Jungen anzusehen, dass er ein Städter war. Seine Kleidung war zu vornehm für das ländliche Montana, und seine Frisur war eine Spur zu perfekt. Er war sein Leben lang verwöhnt worden und hatte alles im Überfluss gehabt, und das war ihm deutlich anzumerken. “Wie kommst du überhaupt an diesen Wallach?”
    “Ich habe einen Proberitt gemacht”, erwiderte der Junge. “Er gehört irgendeinem betrunkenen alten Kerl. Ich habe ihm gesagt, er bekommt von mir fünfhundert Dollar, wenn mir das Tier gefällt.”
    Es war nicht verkehrt, erst mal ein Pferd zu reiten, bevor man es kaufte – aber dabei zur Peitsche zu greifen, war ein ganz anderes Thema. “Wie heißt du mit Vornamen?”
    Der Junge schob trotzig das Kinn vor. “Wie heißen Sie denn überhaupt?”
    Dylan wartete

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