Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
auch noch ein Bier aus der Küche gebracht. Das fällt
alles
unter ‘weiblichen Trost’, Dylan Creed. Und glaub ja nicht, ich würde dich von vorn bis hinten bedienen, nur weil du jetzt hier lebst.”
“Und keinen Sex?”, fragte er und achtete darauf, dass er auch ja völlig entmutigt dreinblickte.
Sie errötete noch stärker. “Das habe ich damit nicht gesagt – jedenfalls nicht ausdrücklich.”
Er begann zu lachen.
In diesem Moment klingelte sein Handy, das in seiner Hemdtasche steckte. Das Hemd wiederum lag auf dem Wäschekorb und war damit seinem Zugriff entzogen.
“Geh nicht ran”, warnte er Kristy.
“Es könnte etwas Dringendes sein”, hielt sie dagegen, holte das Telefon aus der Hemdtasche und klappte es auf. “Hallo?”
Dylan wartete, obwohl sein Gefühl ihm sagte, dass dies keiner von den Anrufen war, über den er sich freuen würde.
“Es ist unwichtig, wer ich bin”, erklärte Kristy und setzte eine finstere Miene auf. “Wer sind
Sie
?”
Oh verdammt, ging es Dylan durch den Kopf. Sharlene.
Kristy kam zur Wanne zurück und drückte ihm stirnrunzelnd das Telefon in die Hand. Wenigstens warf sie ihm keinen bösen Blick zu.
Noch nicht.
“Ich hätte wissen müssen, dass du dich bei einer Frau herumtreibst”, keifte ihm Sharlene ins Ohr, bevor er etwas sagen konnte.
“Das habe ich doch schon immer so gemacht”, gab er ruhig zurück. “Was macht denn dein Freund?”
Sharlene war tatsächlich keine Leuchte, und so verstand sie nicht, dass seine Frage eigentlich ironisch gemeint war. “Der hat sich mit deinem Geld aus dem Staub gemacht, dieser Drecksack …”
“Gibt es einen bestimmten Grund für deinen Anruf, Sharlene?”
Natürlich gab es den. Sie wollte mehr Geld haben, und das würde sie ihm auch so sagen müssen.
“Ich stecke in großen Schwierigkeiten, Dylan”, erklärte sie und begann zu weinen. Sie konnte schneller in Tränen ausbrechen als jede andere Frau, die er kannte, und sie war auch in der Lage, diese Tränen genauso schnell wieder versiegen zu lassen, sobald sie ihr Ziel erreicht hatte. Da sie noch nichts von dem Sorgerechtsantrag wissen konnte, ging es ihr nur darum, einmal mehr sein Bankkonto anzuzapfen. “Ich kann das Motelzimmer nicht bezahlen, das wir uns genommen haben.”
“Woher soll ich wissen, ob das stimmt, Sharlene?”, fragte er ruhig. “Vielleicht sitzt dein Freund neben dir und lässt dich ein Märchen erzählen.”
“Er ist
weg
!”, jammerte Sharlene. “Ich schwör’s dir, Dylan.”
Kristy ging zur Tür, als wollte sie sich davonschleichen, aber Dylan bedeutete ihr, bei ihm zu bleiben. Seine Handbewegung vermittelte ein unausgesprochenes “Bitte”. Sie blieb und setzte sich auf den Toilettendeckel.
“Auf jeden Fall”, stammelte Sharlene weiter, da von ihm keine Reaktion kam, “möchte ich dir einen Vorschlag machen. Hör einfach zu, okay?”
Jetzt kommt’s, dachte Dylan halb triumphierend, halb resignierend. Sie war im Begriff, ihm das Sorgerecht zu überlassen – gegen Geld. Zwar wollte er seine Tochter großziehen, bis sie erwachsen war, doch es widerte ihn an, dass Bonnies Mutter überhaupt auf die Idee kommen konnte, daraus Kapital zu schlagen.
“Ich bin ganz Ohr”, erwiderte er und setzte sich in der Wanne aufrecht hin.
Und dann kam die Überraschung.
“Na ja …” Plötzlich nahm ihre Stimme einen fröhlichen Tonfall an, als wäre sie ein kleines Mädchen. “Ich dachte mir, wir könnten doch heiraten und Bonnie gemeinsam großziehen. Wie eine richtige Familie.”
Dylan schloss einen Moment lang die Augen.
“Dylan?”, fragte sie süßlich.
“Es gibt eine andere Frau, Sharlene”, entgegnete er, während sein Blick auf Kristy ruhte. Es war nicht die beste Formulierung, aber immer noch passabler als das, was ihm zuerst auf der Zunge gelegen hatte.
Ich würde dich nicht mal heiraten, wenn du die letzte Frau auf Erden wärst.
“Es gibt
immer
eine andere Frau”, säuselte Sharlene. “Das ist mir egal, solange ich mich mit anderen Männern treffen kann.”
“Und das ist deine Vorstellung von einer
richtigen Familie
?”
“Komm schon, Dylan, sei nicht so spießig.”
“So eine Frau ist sie nicht”, konterte Dylan kühl. “Sie ist der Typ Frau, den ich
heiraten
würde.”
Kristy hatte sich abgewandt, wohl weil es ihr peinlich war, sich Dylans Hälfte dieser Soap Opera anhören zu müssen. Doch bei dieser Bemerkung drehte sie sich abrupt zu ihm um und sah ihn an. Bislang hatte er ihren
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