Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
jemanden zu erschießen?” Kaum hatte sie ausgesprochen, begann sie zu zittern, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
Da sie immer noch auf dem Klinikparkplatz standen, beugte sich Dylan über die Mittelkonsole und zog Kristy an sich.
“Komm schon”, murmelte er. “Du hast den Doktor gehört. Es geht mir gut.”
Sie schluchzte laut, und er spürte, wie ihre Tränen von seinem T-Shirt aufgesaugt wurden. “Lass uns die Plätze tauschen, Kristy. Du bist nicht in der Verfassung, Auto zu fahren.”
“Du auch nicht”, gab sie zurück und löste sich aus seiner Umarmung.
Dylan lachte leise. “Wir können den Rest des Tages darüber diskutieren, oder wir können die Plätze tauschen, zur Ranch fahren, Bonnie holen und nachfragen, ob Floyd und seine Leute schon etwas entdeckt haben.”
Seufzend öffnete sie die Fahrertür, stieg aus und ging resigniert um den Wagen herum.
Dylan gab ihr einen sanften Kuss, und ein paar Minuten später waren sie bereits auf dem Weg zur Stadtgrenze.
Als sie die Ranch erreichten, wimmelte es davor von Reportern. Vermutlich konnte jedes Abhörgerät in der County ihre Übertragungen empfangen – und es gab hier eine Menge Abhörgeräte. Denn die Menschen in Stillwater Springs verfolgten den Funkverkehr von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst so eifrig, als sei das ihre oberste Bürgerpflicht.
Was hielt diese Reportermeute bloß hier? Seit der Entdeckung der Leichen machten sie Kristy das Leben schwer.
Logan ging nervös auf der Veranda hin und her. Ihm war anzusehen, dass er lieber an Ort und Stelle mitgesucht hätte, aber er hatte jetzt eine Familie – eine Ehefrau und zwei Stiefsöhne – zu beschützen, und die Cops konnten ihre Arbeit auch ohne ihn erledigen.
Diese Erkenntnis ließ Dylan schmunzeln, während er mit Kristy an seiner Seite zum Haus ging. Er befürchtete, sie könnte jeden Moment zusammenbrechen.
“Schon irgendwelche Neuigkeiten?”, fragte er Logan.
Der verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen einen der Pfosten, die das Dach der Veranda stützten.
“Sie haben eine Patronenhülse und ein paar Schuhabdrücke gefunden”, berichtete er und sah Kristy aufmunternd an. “Der Schütze ist längst über alle Berge.”
“Gut”, meinte Kristy, ging an Dylan vorbei die Stufen hinauf. “Ich muss nach Bonnie sehen.”
Damit verschwand sie im Haus, die Fliegengittertür schlug hinter ihr zu.
“Du wirst es also überleben”, sagte Logan ruhig.
Dylan nickte und blieb vor den Stufen zur Veranda stehen. “Lass uns rüberfahren und nachsehen, was da los ist”, murmelte er. “Bei so vielen Cops sind die Frauen und die Kinder nicht in Gefahr.”
Logan grinste ihn an. “Dann sollten wir uns aber beeilen”, gab er zurück und blickte über seine Schulter. “Wenn Briana davon etwas mitbekommt, sind wir aufgeschmissen.”
Trotz seiner Schmerzen musste Dylan darüber lachen, dann warf er die Schlüssel für Kristys Blazer in die Luft und fing sie wieder auf. Beide machten sich auf den Weg zum Wagen, Dylan mit leichtem Humpeln, Logan mit einem Sprint.
Es war nicht schwer, Floyd und die Jungs von der Spurensicherung aus Missoula zu finden. Ein halbes Dutzend Personenwagen und Vans stand am Rand des Obstgartens geparkt. Die Polizisten schienen keine Notiz zu nehmen von den insgesamt gut siebzig Rindern, die sich dort herumtrieben und Staub aufwirbelten.
Dylan wunderte sich, dass der alte Cimarron nicht längst losgezogen war, um sich persönlich dort umzusehen. Einer plötzlichen Eingebung folgend – die er sogleich bereute –, drehte er sich um. Da stand er, sein alter Widersacher. Er beobachtete das Geschehen aus einiger Entfernung und scharrte mit dem Vorderhuf.
“Oh-oh”, machte Dylan.
Der Stier senkte seinen gewaltigen Kopf.
“Sollte jemand ‘Olé’ rufen?”, meinte Logan amüsiert. Er war schon vor seiner Zeit beim Rodeo ein kühner, draufgängerischer Typ gewesen, und jetzt schien diesem elenden Dummkopf auch noch die Vorstellung zu gefallen, von dem Tier über den höchsten Baum im Obstgarten geschleudert zu werden.
“Jemand sollte ‘Vorsicht’ rufen”, gab Dylan ruhig zurück, straffte die Schultern und machte einen Schritt auf Cimarron zu. “Er hat es auf mich abgesehen”, fügte er an und schüttelte Logans Hand ab, als der nach ihm griff. “Sag Floyd und den Jungs, sie sollen sich sofort in ihrem Wagen in Sicherheit bringen.”
Er machte einen weiteren Schritt.
Cimarron überlegte, was er tun konnte, und warf
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