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Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Titel: Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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den Kopf in den Nacken.
    “Verdammt, Dylan …”, protestierte Logan.
    “Ist schon in Ordnung”, sagte Dylan und ging weiter. Im Geiste stellte er sich vor, viel größer zu sein, als er wirklich war. Es war ein Trick, den er von einem erfahrenen Rodeo Clown gelernt hatte. Dabei achtete er darauf, dass er dem Bullen nicht direkt in die Augen sah. “Darauf hast du schon eine ganze Weile gewartet, nicht wahr, alter Freund?”, wandte er sich an Cimarron, war sich aber nicht sicher, ob er die Worte nur gedacht oder auch laut ausgesprochen hatte. “Ich war der Letzte, der sich auf deinen Rücken gesetzt hat. Und du hast mich abgeworfen. Ich wette, du möchtest wissen, warum ich dich zu dieser Ranch gebracht habe.”
    Hinter sich hörte Dylan ein paar hastige Flüche, dann wurden Wagentüren zugeschlagen. Er drehte sich nicht um.
    Vielleicht war es nur der Schock von dem Attentat auf ihn, aber er hätte schwören können, dass er und das Tier auf einer höheren Ebene miteinander in Kontakt standen. Er wusste, was der Stier dachte, und er war davon überzeugt, das Tier kannte ebenso seine Gedanken.
    War er mit dem Kopf an einen Stein gestoßen, als Sundance ihn abgeworfen hatte?
    Ein anderes Geräusch ließ ihn stoppen und über die Schulter schauen. Das Geräusch eines Gewehrs, das geladen wurde.
    Dylan wirbelte herum und sah, dass Sheriff Book sich nur ein paar Meter hinter ihm befand und eine Winchester angelegt hatte.
    Adrenalin jagte durch seinen Körper, während er die Situation analysierte. Er musste an Kristys Verdacht denken, den sie wegen Floyd hegte. Und er fragte sich, ob es vielleicht sogar der Sheriff war, der vor wenigen Stunden auf ihn geschossen hatte.
    Er verwarf diese Möglichkeit aber gleich wieder. Hätte Floyd Book auf ihn gezielt, dann würde Dylan jetzt bei einem Rechtsmediziner auf dessen Untersuchungstisch aus kaltem Stahl liegen. Trotz seines Alters konnte der Sheriff es mit jedem Scharfschützen aufnehmen.
    “Erschießen Sie ihn nicht, Floyd”, sagte er eindringlich. “Er hat mit mir noch eine Rechnung offen.”
    “Wenn er losläuft”, erklärte der Sheriff in nüchternem Tonfall, “schieße ich.” Erst jetzt bemerkte Dylan, dass Logan gleich neben dem Mann stand.
    “Dylan …”, brachte Logan heraus.
    Der veranlasste seinen Bruder mit einem Kopfschütteln zum Schweigen und drehte sich wieder zu Cimarron um. In gewisser Weise stellte er sich nicht bloß einem wütenden Stier, sondern vor allem seiner eigenen Vergangenheit – dem Leben und Tod seines Vaters, dem Unfall seiner Mutter, dem Selbstmord von Tylers Mom, der Trennung von Kristy. Und bei allem fehlte ihm vor allem Bonnie.
    Das war kein Duell mit einem Rodeo-Bullen im Ruhestand.
    Das war ein Duell mit sich selbst.
    Er konnte sich stellen – oder davonlaufen.
    Davongelaufen war er in seinem Leben oft genug, also blieb ihm nur eines: standhaft bleiben und seinen Platz verteidigen.
    “Dylan, Sie sind ein Narr!”, brüllte Floyd ihm nach. “Was zum Teufel wollen Sie damit erreichen? Wollen Sie beweisen, dass Jake nicht der einzige Creed war, der nicht genug gesunden Menschenverstand besaß, um zu wissen, wann er Angst haben sollte?”
    Das war eine lange Rede gewesen, überlegte Dylan und verzog einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln. Um das alles zu sagen, musste Floyd eigentlich sein Gewehr heruntergenommen haben.
    “Wenn Sie dieses Tier erschießen”, gab Dylan freundlich zurück, “dann sorge ich dafür, dass man Ihnen Ihre Dienstmarke abnimmt.”
    “Sie wollen meine beschissene Dienstmarke?”, rief Floyd. Er war noch vom alten Schlag und vermied es normalerweise zu fluchen. “Ich
schenke
sie Ihnen!”
    “Du machst dem Sheriff Angst”, wandte sich Dylan an Cimarron.
    Der schnaubte ein paarmal und wirbelte mit dem scharrenden rechten Vorderhuf mehr Staub auf. Mit seinem langen Schwanz schlug er nach den Fliegen, die sich auf seinen Flanken tummelten. Es wirkte so, als würde er über Dylans Worte nachdenken und überlegen, ob er sein Gegenüber durch die Luft schleudern oder lieber ausreden lassen sollte.
    “Ich werde auf dieser Ranch bleiben”, fuhr Dylan mit gesenkter Stimme fort, damit Logan, Floyd und die anderen ihn nicht hören konnten. “Für den Rest deines Lebens bekommst du hier Futter. Du und ich, uns beide verbindet etwas. Du weißt nämlich ganz genau, dass du mich an dem Abend bei der Endausscheidung gar nicht abgeworfen hast. Ich hätte die acht Sekunden durchgehalten, aber du bist nie

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