Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
“Das ist verhandelbar”, antwortete er gepresst.
“Das wird aber eine Menge sein müssen.”
Dylan knirschte mit den Zähnen, um Sharlene nicht anzubrüllen. “Je mehr du forderst”, knurrte er sie an, “umso mehr musst du aufgeben.”
“Du willst, dass ich mich verpflichte, mich aus Bonnies Leben herauszuhalten, richtig?”
“Bis sie achtzehn ist”, entgegnete er. “Dann kann sie selbst entscheiden, ob sie mit dir etwas zu tun haben will oder nicht. Und wenn du das Geld verpulverst, bekommst du von mir keinen weiteren Cent mehr.”
“Darüber muss ich erst mal nachdenken.”
Was war das für eine Frau, die erst noch darüber nachdenken musste, ob sie ihre Tochter verkaufen sollte oder nicht? Er konnte sich nicht vorstellen, dass Kristy, Briana oder eine andere Frau, die er kennengelernt hatte, einer solchen Vereinbarung zustimmen würde.
Aber immerhin hatte Sharlene nicht sofort eingewilligt. Das war zwar nicht viel, aber wenigstens etwas.
“Bis dahin”, redete sie kühl und sachlich weiter, nachdem sie nun das große Geld gewittert hatte, “muss ich etwas essen und das Motelzimmer bezahlen.”
“Ich schicke dir Geld.
Bis dahin
kannst du dir einen Job suchen.”
“Mistkerl”, fauchte sie und knallte den Hörer auf.
Dylan fühlte sich versucht, sein Telefon wutentbrannt gegen die Wand zu schleudern, aber er riss sich zusammen. Schließlich wollte er einen Neuanfang machen und ein anderer, besserer Mann sein. Anders und besser als Jake, der an seiner Stelle vermutlich Bonnies Sachen gepackt und sie in den nächsten Bus nach Texas gesetzt hätte.
Und der
dann
als krönenden Abschluss das Telefon gegen die nächste Wand geschleudert hätte.
Kristy stand da und beobachtete ihn. Der alte Dylan hätte mit der Faust ein Loch in die Wand geschlagen, weil das der Dylan war, den sie am besten kannte.
“Du … du würdest mich
heiraten
?”, brachte sie heiser heraus.
“Du musst nur Ja sagen”, nickte er mit rauer Stimme. Das war nicht gerade die Art von Heiratsantrag, die ihm vorgeschwebt hatte: in einem viktorianischen Badezimmer, ein Handtuch um die Hüften geschlungen, unmittelbar nach einem Streit mit der Mutter seines Kindes. Und mit Kristy als Zuschauerin.
Nein, das hätte er sich wirklich grundlegend anders vorgestellt. Wohl eher irgendwo im Mondschein unter einem sternenübersäten Himmel. Mit Blumen und einem Diamantring, mit polierten Stiefeln und einem gebügelten Hemd.
“Warum?”, fragte Kristy im Flüsterton. “Wegen Bonnie?”
“Zum Teil”, gab er zu. Er hatte sie noch nie belogen, und das eine Mal, als er sie nach der Schlägerei auf der Beerdigung seines Vaters glauben ließ, sie sei ihm völlig egal, da war es keine Lüge gewesen. Vielmehr hatte er ihr einfach etwas verschwiegen.
“Nur zum Teil?”, hakte Kristy nach, die in diesem Augenblick sehr zerbrechlich wirkte.
Abermals war es ihm nicht möglich, ihr anzusehen, was sie empfand. Sie schien beunruhigt, aber auch fasziniert, als spiele sie mit dem Gedanken, etwas Verrücktes tun und einen Creed heiraten zu wollen.
Er konnte nicht antworten, weil er zu sehr fürchtete, das Falsche zu sagen und alles kaputtzumachen.
“Liebst du mich, Dylan?”
Nachdem er geschluckt hatte, antwortete er: “Ich weiß es nicht.”
“Verstehe”, gab sie nach einer kurzen Pause zurück.
Er ging zu ihr, hob sanft ihr Kinn an. Sie wich nicht zurück, doch in ihren Augen – ihren wunderschönen, kornblumenblauen Augen – sah er Verwirrung und Traurigkeit. “Ich weiß es wirklich nicht, Kristy. Sharlene droht mir, Bonnie wegzunehmen, dann sind da diese beiden Leichen, und jemand hat auf mich geschossen. Im Augenblick spielen sich so viele Dinge ab, dass ich überhaupt nichts mehr mit Gewissheit sagen kann.”
“Und trotzdem würdest du mich heiraten.”
“Ja.”
“Damit Bonnie eine Mutter hat.”
“Ich kann nicht leugnen, dass das auch eine Rolle spielt.”
Kristy fuchtelte mit den Händen. “Dann wäre dir also praktisch jede recht, stimmt’s?”
“Du weißt, das stimmt nicht. Wenn es so wäre, würde Sharlene längst meinen Ring am Finger tragen.”
Sie wandte sich ab, verließ das Badezimmer und ging nach nebenan ins Schlafzimmer. An den Fenstern hingen Spitzengardinen, und die Tagesdecke zierte ein Blumenmuster, doch daran störte er sich nicht.
Das Zimmer duftete nach Kristy.
Es war von ihrer Gegenwart durchdrungen.
Sie stand am Fenster und sah hinaus zum dunkler werdenden Himmel. Dylan hätte einiges
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