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Montauk: Eine Erzählung (German Edition)

Montauk: Eine Erzählung (German Edition)

Titel: Montauk: Eine Erzählung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frisch
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wäre: Montauk. Ihre leichte Zuversicht, daß es schön wäre am Meer, ermuntert ihn zu dem Vorschlag für das nächste Wochenende, sein letztes hier. Es wird nichts versprochen, nur erwogen. Er sitzt, während Lynn sich ins Gras legt neben ihm. Sie verflucht ihre Firma; denn Lynn muß arbeiten, obschon es Sonntag ist. Ein sonniger Sonntag; der Park voll bunter Leute, keine Hippies mehr. Als sie sich erheben und gehen, weil es Zeit ist für Lynn, ist es Lynn, die ihren Arm in seinen Arm hängt; sie betrachten zusammen, Arm in Arm, einen schwarzen Seehund, dieses armlose Tier, das sich auf einen besonnten Kunst-Fels wälzt und glänzt. Geruch von verbrannten Brezeln, die hier verkauft werden. Sie gehen weiter und sehen: die Baseball-Jungen, viel Schwarze darunter, da und dort ein Vater, der für die Kinder einen farbigen Drachen steigen läßt, die blechernen Boote auf dem kleinen See zwischen den schwarzen Felsen von Manhattan ... Vor zwei Jahren (genau in dieser Jahreszeit; nur waren die Zweige grüner) habe ich hier posiert für das Deutsche Fernsehen; die Kamera-Leute, die meine unbefangene Persönlichkeit suchten, waren froh um Jakov Lind, der mich zum Lachen brachte. Marianne wollte nicht ins Bild kommen; als der Kamera-Mann sie zu überlisten versuchte, wehrte ich ab; ich verstand es, daß Marianne nicht ins Bild kommen wollte. Es ging (wie immer) um das Verhältnis des Schriftstellers zur Gesellschaft.
     
    MY LIFE AS A MAN :
     
    manchmal meine ich sie zu verstehen, die Frauen, und im Anfang gefällt ihnen meine Erfindung, mein Entwurf zu ihrem Wesen; zumindest verwundert es sie, wenn ich in ihnen sehe, was meine Vorgänger nicht gesehen haben. Damit gewinne ich sie überhaupt. NIE HABE ICH MIT EINEM MANN SO SPRECHEN KÖNNEN WIE MIT DIR , das habe ich mehr als ein Mal gehört bei Abschieden. Schmeicheln kann jeder, das habe ich nicht nötig; es schmeichelt ihnen, wenn sie mich unter dem Zwang sehen, sie zu erraten. Eine Zeitlang überzeugt es sie, was mir zu ihnen einfällt; ich sehe sie nicht simpel, sondern voller Widersprüche. DAS HAT MIR NOCH NIEMAND GESAGT , sagen sie, ABER VIELLEICHT HAST DU RECHT . Mein Entwurf hat etwas Zwingendes. Wie jedes Orakel. Ich staune dann selber, wie ihr Verhalten bestätigt, was ich geahnt habe. Natürlich habe ich nicht für jede Frau den gleichen Entwurf. Es läßt mir keine Ruhe, ich muß wissen, wen ich liebe. Erfahrungen mit einer Partnerin zu übertragen auf die nächste Partnerin, davor hüte ich mich. Wenn ich es aus Versehen trotzdem tue, so weiß ich mich im Unrecht. Es muß an mir liegen, wenn ähnliche Verhaltensweisen wiederkehren, oft sogar haargenau. Dabei fehlt es, so meine ich, nicht an Fantasie; ich erfinde für jede Partnerin eine andere Not mit mir. Zum Beispiel, daß sie die Stärkere ist oder daß ich der Stärkere bin. Sie selber verhalten sich danach, wenigstens in meiner Gegenwart. Wenn ich sehe, daß sie leiden, so sage ich, woran sie leiden, oder ich sage es auch nicht; ich meine es aber zu wissen. Kraft meines Wahns. Dieser verläßt mich nicht; alles, was in meinen Entwurf paßt, bietet sich als Beobachtung an. Ich sehe es doch, ich höre es doch, und wenn ich nicht dabei bin, so kann ich es mir ungefähr vorstellen. Ich muß es mir vorstellen; nicht ungefähr, sondern genau. Natürlich zweifle ich, ob meine genaue Vorstellung stimmt. DAS IST DEINE INTERPRETATION , sagen die Frauen; sie selber brauchen keine. Ob es mich peinigt oder beseligt, was ich um die geliebte Frau herum erfinde, ist gleichgültig; es muß mich nur überzeugen. Es sind nicht die Frauen, die mich hinters Licht führen; das tue ich selber.
     
    MAX, DID YOU LOVE YOUR MOTHER ?
     
    Ja.
     
    YOU DIDN’T LIKE YOUR FATHER ?
     
    Achselzucken.
     
    WHY NOT ?
     
    Darüber hat er noch wenig nachgedacht.
     
    YOU ARE VERY FOND OF YOUR CHILDREN ?
     
    Sie sind keine Kinder mehr, alle erwachsen, als Erwachsene anders als andere Erwachsene natürlich; es macht ihnen Mühe zu vergessen, daß er ihr Vater ist, und er weiß nicht so recht, wie man’s macht, Vater von Erwachsenen zu bleiben ... Offenbar ist es diese Hochzeitsgesellschaft, was Lynn irritiert:
     
    DID YOU GET A WEDDING LIKE THAT ?
     
    Das zweite Mal nicht ... CASA COMMUNALE , wo auch das Schulzimmer für die Dorfkinder ist, IL SINDACO , Tapezierer von Beruf, der das einfache und mit sorgsamer Handschrift selbst verfaßte Eheversprechen verliest, Trauzeugen aus Malerei und Literatur, alles in allem sieben Freunde; ein

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