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Montauk: Eine Erzählung (German Edition)

Montauk: Eine Erzählung (German Edition)

Titel: Montauk: Eine Erzählung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frisch
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roher Tisch, wo beide ohne Übermut ihre Unterschriften geben, AUGURI, AUGURI, AUGURI, AUGURI , dann gehen alle in unser Haus (seit drei Jahren schon Unser Haus) zu einem Trunk mit Leuten vom Dorf.
     
    MAX, ARE YOU JEALOUS ?
     
    ihre Frage zum Nachtisch. Es ist Samstag, und am Dienstag fliegt er; Lynn will immer noch seine Laster herausfinden. Übrigens ist es bereits vereinbart, daß sie sich keine Briefe schreiben werden; nur eine Ansichtskarte am 11. 5. 1975, sofern sie’s nicht beide vergessen. Ihre Frage also wie eine Frage aus einem Fragebogen:
     
    ARE YOU JEALOUS? AND IN CASE YOU ARE: COULD YOU KILL A PERSON? AND IF SO: HER OR HIM? AND IF NOT –
     
    Er hat reichlich über Eifersucht geschrieben. Schon deswegen hat er sich in den letzten Jahren jede Eifersucht versagt. Es wäre keine neue Erfahrung für ihn, wenn er wieder in Eifersucht verfiele; es fiele ihm als Schriftsteller dazu nichts ein, nichts Neues. Es ödet ihn an, was er schon beschrieben hat, die Geschichte mit dem fleischfarbenen Kleiderstoff in Venedig etc. Er ist kein Schriftsteller mit großer Fantasie, das stimmt schon. Deswegen kann er sich gewisse Emotionen gar nicht leisten, weil sonst die Gefahr besteht, daß er sie abermals beschreibt als Emotionen einer Figur. Das ist der Nutzen der Schriftstellerei (dieser Art) für den Schriftsteller als Person; er muß gewisse Tatbestände, wenn sie in seinem Leben wiederkehren, anders verarbeiten – um Schriftsteller zu bleiben ... Der Pingpong-Tisch ist an diesem Abend frei. Lynn muß dann ihre Zotteljacke doch ausziehen, später sogar die Ärmel ihrer Bluse krempeln; es zahlt sich aus, daß zu Hause, jenseits des Atlantik, ein Pingpong-Tisch steht. Lynn ist flinker, schneidet aber die Bälle nicht und ärgert sich, wenn sie einen geschnittenen Ball nicht erwischt; ihr Ärger hilft ihm. Zugleich freut es sie, daß es wirklich ein Match wird. Das Tick-Tack in dem kahlen Raum tönt lustig. Was ihm zu Hause nur selten gelingt, jetzt aber fast immer: die kommenden Bälle, die langen, erst in ihrer sinkenden Flugbahn zu nehmen, meist unter Tischhöhe. Man hat dann mehr Zeit, und es kostet keine Punkte, wenn er, der Dicke, weniger flink ist. Natürlich erwischt sie ihn fast jedesmal, wenn sie den Ball ganz kurz hinters Netz gibt, was aber, da seine Bälle ziemlich scharf kommen, nicht allzuoft gelingt. Sein Hemd, das weiße, das bessere von den beiden, die er mitgenommen hat für das kurze Wochenende, ist schon völlig verschwitzt; das kommt von der Bückerei, wenn der Ball unter eine Truhe rollt. Lynn hat nicht erwartet, daß sie das erste Game verlieren könnte, dann das zweite. Noch ist nichts entschieden. Vorher muß sie aber ihr Haar wieder knoten, ihren blauen Schläger auf den Tisch legen, um beide Hände frei zu haben für ihr Haar; während sie es knotet, schweigen sie ... Oft soll er geredet haben, als wisse er Bescheid. Er fragt nicht: Wo bist Du gewesen? Sie preßt ihm Orangen, bevor sie aus dem Haus geht. Er hat ihre Zuneigung und verbietet sich jede Nachforschung; er liebt sie. Ab und zu macht er einen Scherz, um seinen Verdacht nicht ernstzunehmen; er macht es sich bequem. Das erleichtert die täglichen Irreführungen; es muß nicht viel gelogen werden, Verschweigen genügt. Übrigens kennt er den andern Mann und schätzt ihn sehr. Wenn da eine andere Liebe ist, denkt er, so wird man es ihm sagen früher oderspäter. Zu dieser Zeit ist sie sehr glücklich, das sieht jedermann, auch er. Was es schwer macht für die Frau: wieder und wieder kommt er mit Plänen für eine gemeinsame Reise, werbend in Unkenntnis der Lage. Warum fragt er nicht rundheraus? Sie sagt sich: er will es nicht wissen. Er sieht dem Freund in die Augen und sieht, daß der Freund ihn schätzt; das stimmt auch. Langsam verliert er jeden leisen Verdacht. Es ist sein Fehler; ein Mann, der es nicht merkt, daß die Frau aus einem andern Bett kommt, ist kein zärtlicher Mann. Er merkt bloß, daß seine Arbeit sie wenig interessiert. Eine Einladung zu einem Vortrag in Austin nimmt er an, um ihr ein anderes Amerika zu zeigen, Texas und New Orleans; ihre Flugangst ist unüberwindlich, und so fliegt er denn allein. Der Freund gibt ihm Adressen von guten Leuten in Texas. Wieder sind sie überzeugt, daß er es weiß, und achten ihn für sein überlegenes Verhalten. Zwar kommt er früher von seiner Reise zurück, aber nicht ohne sich anzumelden, und er wird herzlich empfangen. Im Sommer, zu Hause in Europa, teilt er ihre

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