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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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genauso schnell, wie er gekommen war. Sie registrierte, dass Roger etwas zu ihr sagte, aber sie hörte ihn nicht, weil dieser plötzliche Gedanke sie nicht mehr losließ. Und wieder drängte sich ihr das Sprichwort auf: »Pass auf, was du dir wünschst, es könnte wahr werden.«
    Laurie erhob sich abrupt und zog Roger dabei mit, da er ihre Schulter immer noch festhielt. Sie hatte plötzlich das Verlangen, allein zu sein.
    »Laurie!«, rief Roger. Mit beiden Händen schüttelte er ihre Schultern. »Was ist los? Warum sprichst du nicht weiter?«
    »Entschuldige.« Lauries Stimme klang ruhiger, als sie selbst es war. Sie hob Rogers Hände, mit denen er sie immer noch festhielt, von ihren Schultern. »Ich muss gehen.«
    »Ich kann dich so nicht gehen lassen. Woran denkst du? Fühlst du dich depressiv?«
    »Nein, ich habe keine Depressionen. Noch nicht jedenfalls. Ich muss gehen, Roger. Ich rufe dich später an.«
    Laurie wandte sich zur Tür, doch Roger packte ihren Arm. »Ich muss sichergehen, dass du dir nichts antust.«
    Laurie schüttelte nur den Kopf. »Keine Angst, ich werde mir nichts antun. Ich muss für eine Weile allein sein.« Sie befreite ihren Arm aus seinem Griff.
    »Ruf mich an.«
    »Ja, ich rufe dich an«, versprach Laurie und öffnete die Tür.
    »Werde ich dich heute Abend sehen?«
    Laurie zögerte und drehte sich schließlich um. »Heute Abend geht’s nicht. Aber lass uns telefonieren.«
    Laurie verließ Rogers Büro und ging gemächlich den Flur entlang. Am liebsten wäre sie gerannt. Sie spürte Rogers Blick in ihrem Rücken, aber sie drehte sich nicht um. Endlich hatte sie die Tür erreicht, die den Verwaltungstrakt vom Rest des Krankenhauses trennte. Wieder übte die Anonymität eine seltsam beruhigende Wirkung auf sie aus. Statt aus dem Gebäude zu stürmen, was sie ursprünglich vorgehabt hatte, setzte sie sich wieder auf die Bank gegenüber der Information und verbrachte die nächste Viertelstunde damit, über die Folgen ihres beunruhigenden Geistesblitzes nachzudenken.

 
Kapitel 11
     
    D ie Konferenz am Donnerstagnachmittag im Gerichtsmedizinischen Institut war auf Weisung des Institutsleiters Harold Bingham eine Pflichtveranstaltung. Auch wenn er oft selbst nicht daran teilnahm, weil er angeblich dringende verwaltungstechnische Dinge zu erledigen hatte, mussten alle antanzen, die in den fünf Stadtbezirken seinem Befehl unterstanden. Für die strenge Einhaltung der Vorschrift sorgte der stellvertretende Leiter Calvin Washington, der Ausnahmen nur zuließ, wenn jemand sterbenskrank war oder eine gleichwertige Ausrede parat hatte. Also mussten die forensischen Pathologen aus den Zweigbüros in Brooklyn, Queens und Staten Island wöchentlich ihren Pilgerzug nach Mekka antreten, um sich von der zweifelhaften Erleuchtung beglücken zu lassen, die ihnen die Konferenz bot. Diejenigen Gerichtsmediziner, die im Heimathafen Manhattan oder Bronx dienten, hatten weniger Mühe, weil sie mit dem Fahrstuhl lediglich vom vierten Stock ins Erdgeschoss fahren mussten.
    Laurie fand die Konferenzen in gewisser Hinsicht unterhaltsam, besonders den informellen Teil vor dem eigentlichen Beginn. Während dieses Zeitraums tauschten sich die Gerichtsmediziner über die intellektuell anspruchsvolleren oder schlicht bizarreren Fälle aus. Laurie beteiligte sich selten an diesen Gesprächen, aber sie hörte gern zu. An diesem Donnerstag war alles anders. Nachdem Laurie ihr positives Testergebnis erfahren hatte und in Rogers Büro dieser Besorgnis erregende Gedanke in ihr aufgekeimt war, lebte sie, geistig wie betäubt, praktisch in einem Schockzustand und hatte keine Lust, sich auf ihre Mitmenschen einzulassen. Als sie den Raum betrat, gesellte sie sich nicht zu der Gruppe, die sich an den Kaffee und die Krapfen hielt, sondern setzte sich in die Nähe der Tür zum Flur in der Hoffnung, sich bei der nächstbesten Gelegenheit aus dem Staub machen zu können.
    Der Konferenzraum war nicht besonders groß, und die betagte Einrichtung ließ vermuten, dass er viel älter war als die angeblichen vierundvierzig Jahre. Links, wo eine Tür direkt in Binghams Büro führte, stand ein verkratztes Stehpult mit einer kleinen, defekten Lampe und einem noch funktionierenden Mikrofon. Die auf vier Reihen verteilten, fest am Boden verschraubten Stühle mit den hochklappbaren, drehbaren Schreibablagen waren ebenso ramponiert. Sie ließen den Raum eher wie einen kleinen Seminarraum aussehen, machten ihn aber auch geeignet für Binghams

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