Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
nicht meine Absicht.« Doch Mr Bob klang gar nicht so, als wollte er sich entschuldigen. »Wir sind nur vorsichtig.« Er saß hinter dem Beifahrersitz und beugte sich leicht vor, der andere Mann neben ihm hatte sich zurückgelehnt und die Arme verschränkt.
»Wie sind Sie bloß hier reingekommen?« Jazz nahm die Hand wieder herunter und kniff die Augen zusammen, um den anderen Mann besser sehen zu können. Mit der linken Hand rieb sie sich die schmerzende Stelle an der Hüfte.
»Ganz einfach. Wir haben einen Schlüssel behalten, bevor wir Ihnen den Wagen gegeben haben. Ich würde Ihnen gern einen meiner Kollegen vorstellen, Mr Dave.«
»Ich kann Sie beide nicht sehen«, beschwerte sich Jazz. »Soll ich das Innenlicht einschalten?«
»Das ist nicht nötig, mir ist es lieber so.«
»Was machen Sie hier?«
»Wir wollten sichergehen.«
»Sichergehen? In welcher Hinsicht?«
»Zum einen möchten wir sichergehen, dass bei den beiden Patienten, deren Namen Sie gestern erhalten haben, die Sanktionen durchgeführt wurden.«
»Natürlich. Ich habe sie beide letzte Nacht erledigt.« Jazz spürte, dass ihr Puls raste. Sie wurde nervös, als der Verdacht in ihr keimte, Mr Bob könnte von ihrer Stümperei erfahren haben.
»Dann gibt’s da noch diese Kleinigkeit, dass eine Krankenschwester im Parkhaus des Manhattan General erschossen wurde. Angeblich für mickrige fünfzig Dollar. Was können Sie uns über diesen bedauerlichen Vorfall sagen?«
»Nichts. Ich habe davon noch gar nichts gehört. Wann ist das passiert?« Jazz fuhr mit der Zunge durch ihren Mund. Er war knochentrocken. Doch wie sie es in ihrer militärischen Ausbildung für Verhöre gelernt hatte, blickte sie nicht zur Seite und rutschte nicht auf ihrem Sitz hin und her.
»Heute Morgen zwischen sieben und acht. Sie hieß Susan Chapman. Kannten Sie sie?«
»Susan Chapman! Natürlich kannte ich sie. Das war die nervige Stationsschwester auf meinem Stock während der Nachtschicht.«
»Das haben wir uns gedacht, und, ehrlich gesagt, machen wir uns genau deswegen Sorgen. Wir wollten sichergehen, dass Sie angesichts Ihres Rufs, Doc JR, nichts damit zu tun haben. Ich weiß, dass es dieses Soldatenschwein in San Diego nicht anders verdient hat, aber Sie haben auf ihn geschossen, auch wenn Sie ihn nicht tödlich verletzt haben. Sind Sie sicher, dass Ihnen Susan Chapman nicht auf den Keks gegangen ist und Sie aus der Reserve gelockt hat wie damals der Marine Officer? Es scheint doch ein seltsamer Zufall zu sein, dass Susan Chapman Ihre unmittelbare Vorgesetzte war.«
»Ach, darum geht’s hier? Sie glauben, ich hätte Susan Chapman erschossen? Auf keinen Fall. Na ja, Susan und ich hatten vielleicht unsere Probleme miteinander, aber das waren Kinkerlitzchen – sie hat mir immer die beschissenen Fälle zugeschoben oder mich angemault, wenn ich mich nur mal zwei Sekunden ausgeruht habe. Aber erschossen? Nein! Halten Sie mich für verrückt oder was?«
»Wir müssen uns vergewissern, dass Ihr Verhalten tadellos ist. Das habe ich Ihnen sehr deutlich gemacht, als ich Sie für das Programm angeheuert habe. Ihre Aktionen dürfen keine Wellen schlagen. Natürlich beruht das alles auf Ihrem Wunsch, weiterhin aktiv an der Operation Winnow teilzunehmen.«
»Auf jeden Fall«, versicherte ihm Jazz voller Überzeugung.
»Sind Sie mit Ihrer Bezahlung zufrieden und gefällt Ihnen dieser Geländewagen hier noch?«
»Gar keine Frage – ich bin sehr zufrieden.«
»Gut! Dann versprechen Sie mir noch, dass Sie mich, sobald es irgendein Problem mit Ihrer Stelle, Ihren Kollegen oder der Arbeit gibt, die Sie für uns tun, unter der Nummer anrufen, die ich Ihnen gegeben habe und die Sie ganz bestimmt noch haben.«
»Ich dachte, die Nummer sei nur für Notfälle.«
»Ich würde das, worüber ich rede, als Notfall bezeichnen. Ich möchte, dass Sie mich anrufen, sobald Sie in Versuchung sind, etwas Ungewöhnliches zu tun, vor allem etwas Gewalttätiges, das eine Ermittlung in der Art auslösen wird, wie es jetzt beim Mord an der Stationsschwester der Fall sein wird. Sie wissen ja noch – ich habe gleich am Anfang gesagt, dass Sicherheit für uns an alleroberster Stelle steht, denn eine Sicherheitslücke könnte die gesamte Operation aufs Spiel setzen. Ich bin sicher, dass das nicht in Ihrer Absicht liegt.«
»Natürlich nicht.«
»Für uns ist jegliche Form einer Ermittlung beunruhigend, besonders, wenn Sie mit hineingezogen werden.«
»Da gebe ich Ihnen Recht.«
»Dann sind wir
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