Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
schloss für einen Moment die Augen, aber die Linien blieben. Sie waren keine Einbildung. Da sie die Benutzungsanweisung auf der Schachtel gelesen hatte, wusste sie, dass der Test positiv war. Sie war schwanger!
Mit zitternden Knien klappte sie den Klodeckel nach unten und setzte sich. Einen Moment lang war sie völlig überwältigt. In ziemlich kurzer Zeit waren viel zu viele verwirrende Dinge geschehen, angefangen mit der nicht vollständig durchgeführten Trennung von Jack, direkt gefolgt von der Nachricht über den Krebs ihrer Mutter, dann die Sache mit der BRCA1-Mutation und schließlich die Wirbelwindbeziehung zu Roger. Und jetzt wurde sie wahrscheinlich wieder von einem Strudel erfasst. Den größten Teil ihres Lebens hatte sie davon geträumt, schwanger zu werden, aber jetzt, da es so weit war, wusste sie nicht, was sie davon halten sollte. Ihr vorherrschender Eindruck war, dass sie die Kontrolle über ihr Leben verlor.
Laurie legte das Teststäbchen wieder auf den Waschbeckenrand und blickte auf die Schachtel, die sie auf den Wäschekorb gelegt hatte. Wieder war sie versucht, dem Überbringer der Nachricht die Schuld zu geben, als wäre der Schwangerschaftstest Ursache ihres Zustandes.
Laurie hätte ihn am Abend zuvor durchfuhren können, aber sie hatte gelesen, dass das Ergebnis am Morgen zuverlässiger sei. Also hatte sie gewartet, das Unvermeidliche hinausgezögert. Als sie in Rogers Büro plötzlich an die Möglichkeit einer Schwangerschaft gedacht hatte, war sie sich fast sicher gewesen, es tatsächlich zu sein. Schließlich erklärte dies ihre morgendliche Übelkeit, die sie unsinnigerweise den Muscheln zugeschrieben hatte.
Laurie schüttelte verärgert den Kopf. Dass sie von dieser Tatsache überrascht wurde, zeigte auch wieder nur, dass sie alles verdrängen konnte, worüber sie nicht nachdenken wollte. Vor drei Wochen noch hatte sie festgestellt, dass ihre Regel ausgeblieben war, diesen Umstand aber gleich wieder verdrängt und beschlossen, sich bei all dem, was um sie herum passierte, darum keine Sorgen zu machen. Das war ihr ja auch bestens geglückt. Schließlich waren schon vorher ab und zu ihre Tage ausgeblieben, besonders wenn sie unter Stress gestanden hatte. Und derzeit konnte sie über einen Mangel an Stress wirklich nicht klagen.
Sie blickte auf ihren Bauch hinab und versuchte zu begreifen, dass dort ein Kind im Entstehen war. Auch wenn sie eine Schwangerschaft immer als etwas Natürliches empfunden hatte, schien sie jetzt, in der Realität, unglaublich. Und sie wusste auch sofort, wann es passiert war – in der Nacht, als sie und Jack seltsamerweise beide die ganze Nacht über hellwach gewesen waren. Zuerst waren sie vorsichtig gewesen, um den jeweils anderen nicht zu stören, bis sie gemerkt hatten, dass auch der andere nicht schlief, dann hatten sie angefangen zu reden. Das Reden hatte zu Berührungen geführt und die Berührungen zu einer Umarmung. Der anschließende Sex war erfüllend gewesen, doch als Laurie hinterher immer noch nicht schlafen konnte, hatte ihr die Intensität des Liebesaktes ironischerweise klar gemacht, was ihr fehlte – eine Familie mit Kindern. Und der Gipfel der Ironie war, dass mit diesem Geschlechtsakt tatsächlich ein Kind gezeugt geworden war, nach dem sie sich so gesehnt hatte. Nur die Ehe fehlte noch.
Laurie stand auf und stellte sich seitlich vor den Spiegel, um zu kontrollieren, ob schon ein kleiner Bauch zu sehen war. Doch dann musste sie laut auflachen. Sie wusste schließlich, dass ein fünf Wochen alter Embryo nur etwa acht Millimeter groß und auf jeden Fall zu klein war, um eine erkennbare äußere Veränderung herbeizuführen.
Genauso plötzlich hörte sie wieder auf zu lachen. Unter den gegenwärtigen Umständen schwanger zu sein, war wohl kaum ein Grund zu übermäßiger Freude. Die Schwangerschaft war ein Fehler mit ernsthaften Konsequenzen für ihr Leben und für das Leben anderer. Aber wie hatte das passieren können? Sie hatte immer darauf geachtet, um die Zeit ihres Eisprungs herum nicht mit Jack zu schlafen. Wieso hatte sie das durcheinander gebracht? Als sie wieder an die betreffende Nacht dachte, wurde ihr klar, warum. Um zwei Uhr morgens war technisch gesehen der nächste Tag gewesen. Am Tag davor war ihr zehnter und somit immer noch unproblematischer Tag gewesen, aber der elfte war es nicht mehr.
»Oh, mein Gott!«, stöhnte sie verzweifelt, als ihr der Ernst ihrer Situation klar wurde. Sie war tatsächlich überwältigt,
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