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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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und drückte die Tür zum Seziersaal auf.
    Obwohl Laurie schon dreizehn Jahre im Gerichtsmedizinischen Institut arbeitete, spürte sie immer noch das leichte Prickeln, wenn sie den Seziersaal betrat, den sie als das Zentrum der ganzen Einrichtung betrachtete. Das lag mit Sicherheit nicht an seinem Anblick, weil der geflieste, fensterlose Saal mit seinem blauen Neonlicht alles andere als anregend war. Die acht Edelstahltische waren von den zahllosen Obduktionen fleckig und verkratzt, und über jedem hing eine altmodische Federwaage. Rohre waren über Putz verlegt, an den Wänden hingen alte Betrachtungsgeräte für Röntgenbilder und einige angeschlagene Seifensteinwaschbecken, dazwischen standen altmodische Schränke mit Glastüren, hinter denen grässliche Instrumente aufgereiht waren. Vor mehr als einem halben Jahrhundert hatte diese Einrichtung den höchsten Ansprüchen genügt und war der Stolz des Instituts gewesen, doch jetzt fehlte das Geld nicht nur für die Modernisierung, sondern sogar für eine angemessene Instandhaltung. Doch diese Äußerlichkeiten störten Laurie nicht im Geringsten. Sie bemerkte sie nicht einmal. Ihr reichte das Wissen, dass sie jedes Mal, wenn sie den Saal betrat, etwas Neues sehen oder lernen würde.
    Von den acht Tischen waren drei belegt. Auf einem befand sich die Leiche Sean McGillans. Das nahm Laurie jedenfalls an, da Marvin dort die letzten Vorbereitungen traf. Die Leichen auf den anderen beiden Tischen, an denen Laurie vorbeikam, waren schon halb obduziert. Direkt vor ihr lag ein großer Mann mit dunkler Haut. An diesem arbeiteten vier Personen in Mondanzügen, von denen jeder genauso aussah wie Lauries. Obwohl es die spiegelnden Gesichtsmasken schwierig machten, zu sehen, wer sich darunter verbarg, erkannte Laurie den stellvertretenden Institutsleiter Calvin Washington. Mit seinen zwei Metern und hundertfünfzehn Kilo war er kaum zu verwechseln. Der andere mit der untersetzten Figur musste Harold Bingham sein, und die letzten beiden George Fontworth und der Sektionsgehilfe Sal D’Ambrosio, die jedoch von ähnlicher Statur waren, sodass Laurie sie nicht auseinander halten konnte.
    Laurie ging hinüber zum Fußende des Tisches. Direkt vor ihr gluckerte ein Abfluss, und Wasser lief über die Tischoberfläche, um die Leichenflüssigkeit abzuspülen.
    »Fontworth, wo, zum Teufel, haben Sie den Umgang mit einem Skalpell gelernt?«, brummte Bingham.
    Jetzt war klar, wer von beiden George war. Er stand rechts der Leiche und hatte seine Hände irgendwo hinter deren Bauchfell versenkt, wo er scheinbar versuchte, den Weg eines Projektils nachzuvollziehen. Laurie spürte so etwas wie Sympathie für George. Immer, wenn Bingham in den Obduktionssaal kam, spielte er sich als Professor auf. Ständig ärgerte er sich und wurde ungeduldig. Obwohl Laurie wusste, dass sie von ihm immer etwas lernen konnte, war sie auf den Ärger nicht scharf, den man bekam, wenn man mit ihm zusammenarbeitete. Das war ihr viel zu stressig.
    Die Stimmung um Tisch eins war ziemlich geladen, sodass es besser war, keine Fragen zu stellen. Deswegen ging Laurie zu Tisch zwei. Dort hatte sie keine Mühe, Jack, Lou und Vinnie voneinander zu unterscheiden. Sie merkte auch gleich, dass hier die Laune viel besser war. Ein halb unterdrücktes Lachen verstummte, als Laurie den Tisch erreicht hatte. Sie war über das Lachen nicht überrascht – Jack war berühmt für seinen schwarzen Humor. Die Leiche war die einer dünnen, geradezu abgemagerten Frau mittleren Alters mit sprödem, gebleichtem Haar. Sara Cromwell, wie Laurie vermutete. Besonders auffällig war der Griff eines Küchenmessers, das im spitzen, nach oben gerichteten Winkel ganz oben zwischen Außen- und Vorderseite aus ihrem rechten Oberschenkel herausragte. Laurie war nicht überrascht, dass es dort noch steckte. Die Gerichtsmediziner zogen es vor, solche Gegenstände dort zu lassen, wo sie waren.
    »Ich hoffe, ihr zeigt gebührenden Respekt für die Tote«, höhnte Laurie.
    »Tja, hier ist es nie langweilig«, entgegnete Lou.
    »Und ich weiß nicht, warum ich immer wieder über dieselben Witze lache«, beklagte sich Vinnie.
    »Ach, Dr. Montgomery!«, zog Jack sie in professorenhaftem Ton auf. »Würden Sie mit Ihrer Erfahrung vermuten, dass dieser Einstich in den Schenkel zum Tod geführt hat?«
    Laurie beugte sich leicht über die Tote, um sich den Einstich und das Messer besser anschauen zu können. Es war ein kleines Schälmesser mit einer, wie sie vermutete,

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