Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
aus acht Ärzten, deren Belegbetten während der vorangegangenen sechs Monate gekündigt worden waren. Laurie hätte gern herausgefunden, was im Einzelnen zu dieser Maßnahme geführt hatte.
Sie hatte auch überlegt, Jack anzurufen. Ihre Reaktion mochte unter den gegebenen Umständen zwar verständlich gewesen sein, doch bedauerte sie ihr Verhalten trotzdem. Sie war viel zu voreilig und verbittert gewesen, und sie hätte ihm zumindest die Chance lassen müssen, seine Gefühle zu äußern, auch wenn sie vermutete, dass er nicht das sagen würde, was sie hören wollte. Doch leider waren ihre Worte nur allzu wahr gewesen. Laurie hatte genug von seiner Unentschlossenheit, die der Grund für ihren Auszug gewesen war. Schließlich entschied sie sich, nicht zum Hörer zu greifen. Ihn jetzt anzurufen hätte bedeutet, Salz in die Wunde zu streuen. Stattdessen wollte sie bis zum nächsten Morgen warten. Wenn er sich bis dahin nicht gemeldet hätte, wollte sie es tun.
Laurie schob die Krankenakten zu zwei sauberen Stapeln zusammen. Daneben legte sie den Notizblock mit ihrer eigenen Liste der Gemeinsamkeiten aller Fälle, darauf die CD-ROM. Es war Viertel vor sieben, eine gute Zeit, um nach Hause zu gehen. Vor dem Schlafengehen würde sie sich eine leichte Suppe kochen. Ob sie würde schlafen können, war ein ganz anderes Thema. Sie hatte nicht früher nach Hause gehen wollen aus Angst, Depressionen zu bekommen. Es war besser gewesen, sich den ganzen Nachmittag zu beschäftigen, um nicht über Rogers Tod, Jacks schlimmer werdendes Verhalten und ihre eigenen bedrohlichen Probleme nachdenken zu müssen.
Laurie drückte sich vom Schreibtisch ab und wollte gerade aufstehen, als ihr einfiel, dass sie sich die CD-ROM einmal darauf hin anschauen könnte, ob es vor allem hinsichtlich des unbekannten Bluttests einen Unterschied zwischen der Papierfassung und den digitalen Aufzeichnungen gab. Vielleicht waren auf der CD die Ergebnisse verzeichnet, sodass sie herausbekommen könnte, um was für einen Test es sich handelte.
Sie startete den Rechner, legte die CD ein und blätterte durch die Seiten, bis sie auf gut Glück bei den Ergebnissen von Stephen Lewis hängen blieb. Die Schrift war sehr klein, sodass sie mit dem Finger die linke Spalte hinunterfuhr. Fast am Ende stand MASNP. Als sie mit dem Finger nach rechts rutschte, stand dort das Ergebnis: »MEF2A positiv«.
Abwesend kratzte sich Laurie am Kopf, während sie auf das Ergebnis starrte, das nirgends erklärt wurde. MEF2A ergab für sie auch nicht mehr Sinn als MASNP. Es war, als hätte sie die Definition für ein unbekanntes Wort nachgeschlagen und ein unbekanntes Synonym dafür gefunden. Laurie schrieb das Ergebnis mit einem Fragezeichen dahinter auf einen Haftzettel. Um den Zettel an die Wand über ihren Schreibtisch zu kleben, schob sie den Stuhl zurück und beugte sich halb stehend und mit ausgestreckter Hand vor.
Sie schrie auf. Mit beiden Händen musste sie sich auf dem Schreibtisch abstützen. Ganz plötzlich hatte sie einen starken Krampf rechts unten im Bauch bekommen, den sie nur ertrug, indem sie ein paar Sekunden bei angehaltenem Atem in dieser Position verharrte. Zum Glück ließ der Schmerz bald wieder nach, sodass sie sich langsam auf den Stuhl sinken lassen konnte. Dort blieb sie stocksteif sitzen, um das, was in ihrem Bauch vor sich ging, nicht schlimmer werden zu lassen.
Seit der Obduktion des Gefangenen hatte sie einen Druck im Bauch gespürt, der immer schwächer geworden, aber nie ganz verschwunden war. Eigentlich hatte es gar nicht mehr richtig wehgetan, bis jetzt, als sie versucht hatte, den Haftzettel an die Wand zu kleben.
Sobald der Schmerz so weit nachgelassen hatte, dass Laurie normal atmen konnte, setzte sie sich aufrecht hin. Zum Glück wurde es durch die Bewegung nicht wieder schlimmer. Als sie sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte, wunderte sie sich, dass ihre Angst so groß war, dass sie sogar schwitzte. Vorsichtig tastete sie mit dem Zeigefinger ihren Bauch ab. Anders als früher konnte sie diesmal den Schmerz genau lokalisieren, was sie für kein gutes Zeichen hielt. Die Stelle hätte genau zu einer Blinddarmentzündung gepasst.
Ganz vorsichtig erhob sie sich. Die halb stehende Position hatte diesen Anfall provoziert, sodass sie jetzt alles tat, um eine Wiederholung zu vermeiden, was ihr auch gelang. Aber sie schwitzte noch stärker als vorher.
Vorsichtig ging sie ein paar Schritte auf den Flur hinaus, während sie
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