Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
gegen das Bettgitter gerutscht war. Abwechselnd blickte sie beide Frauen an. Sie spürte ununterbrochen einen leichten Schmerz in ihrem Bauch, und ihr Mund war trocken. Im Aufwachraum hatte sie Eiswürfel bekommen, doch hier wurde sie völlig vernachlässigt.
»Menschenskind!« Jazz blickte überrascht auf Laurie hinab. »Hätten wir gewusst, dass Sie schlafen, hätten wir uns einige Mühe ersparen können.«
»Haben Sie mit meiner Ärztin gesprochen?«, fragte Laurie.
»Sagen wir mal so: Ich habe mit einem Ihrer Ärzte geredet«, antwortete Jazz und grinste Laurie frech an, als machte es ihr Spaß, sie zu ärgern.
»Was meinen Sie mit ›einem meiner Ärzte‹?«
»Ich habe mit Dr. José Cabreo geredet«, sagte Jazz. »Er war zufällig greifbar, während Ihre Dr. Riley zweifellos schläft.«
Lauries Puls begann zu rasen. Sie erinnerte sich daran, dass Dr. Cabreo ebenfalls auf Rogers Liste stand. Sie hatte dessen Führungszeugnis gelesen und wusste, dass er wegen Kunstfehlern angeklagt war und Probleme mit Medikamentenabhängigkeit hatte. Mit diesem Anästhesisten wollte sie auf keinen Fall etwas zu tun haben.
»Er fand es gar nicht gut, wie Sie sich hier aufführen«, fuhr Jazz fort. »Er hat mir eindeutig klar gemacht, dass die Gerinnungstests durchgeführt werden müssen. Er war auch sehr beunruhigt über Ihre Drohung, die Infusionskanüle herauszureißen und mitsamt der Drainage aus dem Bett zu klettern.«
»Es ist mir egal, was Dr. Cabreo denkt«, schnauzte Laurie. »Sie haben gesagt, Sie würden meine Ärztin anrufen. Ich will mit Dr. Laura Riley sprechen.«
Jazz hielt den Zeigefinger hoch. »Stimmt nicht. Ich habe gesagt, ich würde ›einen‹ Arzt anrufen, nicht ›Ihre‹ Ärztin. Ich sollte Sie daran erinnern, dass sich die Anästhesieabteilung immer noch für Sie verantwortlich fühlt. Sie befinden sich also in Postanästhesiepflege.«
»Ich will mit meiner Ärztin sprechen!«, knurrte Laurie zwischen zusammengebissenen Zähnen.
»Diese Frau ist doch echt der Hammer, was?«, meinte Jazz zu Elizabeth.
Elizabeth lächelte und nickte.
Jazz blickte wieder auf Laurie hinab. »Da es fast vier Uhr morgens ist, dauert es nicht mehr lange, bis Ihnen Ihr Wunsch erfüllt wird. In der Zwischenzeit werden wir Dr. Cabreos Anweisungen befolgen, die er uns zu Ihrem eigenen Schutz aufgetragen hat.« Jazz nickte zu Elizabeth.
Laurie setzte an, sich über ihre Gefühle in Bezug auf Dr. Cabreo auszulassen, doch bevor sie den ersten Satz aussprechen konnte, packten Jazz und Elizabeth sie gleichzeitig an den Unterarmen und drückten sie aufs Bett. Schockiert von diesem plötzlichen, unerwarteten Angriff, wehrte sich Laurie, doch ihre Schmerzen und die Kraft der beiden Frauen machten es ihr unmöglich, sich zu befreien. Als Nächstes wurden ihre Handgelenke mit zwei Klettbändern ans Bettgitter fixiert. Alles ging so schnell, dass Laurie vor Verblüffung erst einmal sprachlos war.
»So! Mission erfüllt!«, sagte Jazz zu Elizabeth, als sie sich wieder aufrichtete. »Jetzt können wir entspannt weiterarbeiten, denn diese unkooperative Patientin wird nicht ihre Infusionskanüle herausziehen und rumlaufen.«
»Das ist eine bodenlose Unverschämtheit!«, schimpfte Laurie und zerrte vergeblich an den Fesseln, was nur die Gitter zum Klappern brachte.
»Dr. Cabreo ist da anderer Meinung«, entgegnete Jazz mit einem Lächeln. »Der Stress einer Operation bringt manche Menschen durcheinander, und sie müssen vor sich selbst geschützt werden. Gleichzeitig hat er sich Sorgen gemacht, dass Sie sich aufregen werden, deswegen hat er Ihnen ein feines, aber starkes und schnell wirkendes Beruhigungsmittel verordnet.« Sie nahm aus ihrer Tasche eine bereits vorbereitete Spritze, zog die Nadelkappe mit den Zähnen ab und hielt die Spritze gegen das Licht, während sie vorsichtig mit dem rechten Zeigefinger dagegen tippte.
»Ich will kein Beruhigungsmittel«, kreischte Laurie. Wieder versuchte sie, ihre Hände zu befreien.
»Genau wegen dieser Art von Reaktion brauchen Sie das Beruhigungsmittel«, hielt Jazz dagegen. »Elizabeth, würdest du Miss Montgomery festhalten, während ich ihr den Gefallen tue?«
Mit einem Lächeln, das sich von Jazz’ Grinsen nicht allzu sehr unterschied, packte Elizabeth Lauries Schultern und drückte sie mit ihrem ganzen Gewicht nach unten. Laurie versuchte vergeblich, sich wegzuwinden. Sie spürte, wie der kalte, in Alkohol getränkte Tupfer über ihre Haut strich, gefolgt von einem Stich und
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