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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ihm?«
    »Durch Zufall. Ich habe in seinem Waschbeutel eine Spritze gefunden, die er aus deiner Praxis mitgenommen hatte.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, als ihr Vater die Augen zusammenkniff und seine Lippen zu einer grausamen, dünnen Linie zusammenpresste. »Warum hast du uns nichts davon gesagt?«, knurrte er. »Wenn du uns das gesagt hättest, wäre er noch am Leben.«
    »Ich konnte nicht«, wehrte sich Laurie schluchzend.
    »Warum nicht?«, rief er. »Sag schon! Warum nicht?«
    »Weil …« Laurie konnte nicht weiterreden, weil sie weinen musste. »Weil er mir gesagt hat, ich soll das nicht tun«, fuhr sie schließlich fort. »Er hat mir das Versprechen abgenommen und gedroht, er würde nie wieder mit mir reden, wenn ich ihn verraten würde.«
    »Nun, dein Versprechen hat ihn umgebracht«, zischte ihr Vater. »Das und die Drogen.«
    Eine Hand umfasste Lauries Arm. Sie erschrak fast zu Tode. Als sie sich umdrehte, stand Marvin hinter ihr.
    »Irgendwas Besonderes, das Sie für diesen Fall brauchen?«, fragte er und deutete auf Davids Leiche. »Für mich sieht die Sache ziemlich klar aus.«
    »Das Übliche«, meinte Laurie. Als sich Marvin auf den Weg machte, um die notwendigen Utensilien zu holen, atmete Laurie tief durch, um sich wieder zu fangen. Intuitiv wusste sie, dass sie ihren Kopf beschäftigen musste, um ihre schlechten Erinnerungen zu vertreiben. Also öffnete sie den Ordner, den sie in der Hand hielt, durchforstete die Blätter nach Janices forensischem Bericht und begann zu lesen. Die Leiche war mitsamt der Drogenausrüstung in einem Müllcontainer gefunden worden, was darauf schließen ließ, dass David in einer Crack-Höhle gestorben und zusammen mit dem Müll entsorgt worden war. Laurie seufzte. Die unangenehme Seite ihrer Arbeit waren genau solche Fälle.
    Eine Stunde später betrat Laurie in Straßenkleidung den hinteren Fahrstuhl. Der Fall mit der Überdosis war reine Routine gewesen. Es hatte keine Überraschungen gegeben – David Ellroy hatte die üblichen Anzeichen eines Erstickungstodes mit einem schaumigen Lungenödem aufgewiesen. Das einzig Interessante waren vielleicht mehrere leichte Wunden in verschiedenen Organen, was darauf hindeutete, dass David aufgrund seines Drogenkonsums mehrfach unter Infektionen gelitten hatte.
    Während der klapprige Fahrstuhl nach oben in den vierten Stock fuhr, dachte Laurie über Jack nach. Als sie mit David Ellroy fertig gewesen war, hatte er bereits an seinem dritten Fall gearbeitet. Zwischendrin hatte er Vinnie geholfen, die Rolltrage hinauszufahren. Selbst von ihrem Platz aus hatte Laurie gehört, dass er wie üblich rumgealbert hatte. Fünf Minuten später waren er und Vinnie mit dem neuen Fall wieder aufgetaucht, und sie hatten immer noch rumgeflachst. Sie hatten die Leiche zum Tisch gefahren und alles vorbereitet, bevor sie mit der eigentlichen Arbeit begonnen hatten. Zu keinem Zeitpunkt hatte Jack auch nur den Versuch unternommen, an Lauries Tisch zu kommen, sie auf irgendeine Weise in ein Gespräch zu verwickeln oder in ihre Richtung zu blicken. Laurie zuckte mit den Schultern. Ob sie es zugeben wollte oder nicht, es war inzwischen klar, dass er sie aktiv ignorierte. Ein solches Verhalten war untypisch. In den neun Jahren, die sie ihn kannte, hatte er sie noch nie durch Nichtbeachtung abgestraft.
    Bevor Laurie in ihr Büro ging, legte sie im histologischen Labor einen Zwischenstopp ein. Außer den Fallakten hatte sie eine braune Papiertüte mit den toxikologischen und Gewebeproben von McGillan dabei. Sie brauchte nicht lange, bis sie Maureen O’Conner entdeckte, die Leiterin des Labors. Die korpulente, vollbusige Rothaarige saß vor einem Mikroskop, hob aber den Kopf, als Laurie näher kam. Ihr sommersprossiges Gesicht verzog sich zu einem wissenden Lächeln.
    »Na, was haben wir denn da Schönes?«, fragte sie mit starkem irischem Akzent und blickte von Lauries Gesicht zur Papiertüte hinab. »Lassen Sie mich raten: Gewebeproben, die Sie schon gestern dringend auf Objektträgern brauchten.«
    Laurie lächelte schuldbewusst zurück. »Bin ich echt so leicht zu durchschauen?«
    »Mit Ihnen und Dr. Stapleton ist es immer dasselbe. Jedes Mal, wenn einer von Ihnen beiden ankommt, brauchen Sie die Objektträger sofort. Aber ich möchte Sie an eins erinnern: Ihre Patienten sind schon tot.« Ein paar ihrer Kollegen fielen in ihr herzliches Lachen mit ein.
    Auch Laurie musste kichern. Maureen steckte jeden mit ihrer Überschwänglichkeit an,

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