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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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wieder öffnen ließ. Jetzt war die Tür viel leichter zu bewegen als beim ersten Mal. Jazz ging mit gleichmäßigem Schritt den Flur entlang. Sie wusste aus Erfahrung, dass sie nicht zögern durfte, um keinen Verdacht zu erregen. Sie kannte ihr Ziel, und entsprechend verhielt sie sich auch. Auf dem langen Flur war niemand zu sehen, auch nicht in der Schwesternstation weiter hinten. Als sie an den Zimmern vorbeikam, hörte sie hier und da das Piepsen eines Monitors und bemerkte sogar eine Krankenschwester, die sich über einen Patienten beugte.
    Als sich Jazz dem Zimmer 424 näherte, spürte sie das gleiche Kribbeln wie in der Schlacht um Kuwait 1991. Es war ein Gefühl, das nur Soldaten verstehen konnten, die im Krieg gewesen waren. Ein bisschen spürte sie davon, wenn sie Call of Duty spielte, aber längst nicht so stark wie in der Realität. Jazz erinnerte es ein bisschen an Speed, aber dieses Gefühl, das sie jetzt hatte, war besser, und man bekam keinen Kater davon. Sie lächelte innerlich. Dass sie für das bezahlt wurde, was sie tat, machte die Sache noch angenehmer. Zielstrebig betrat sie Zimmer 424.
    Stephen schlief tief und fest in der gleichen sitzenden Haltung, in der sie ihn bei ihrem ersten Besuch angetroffen hatte. Der Fernseher war ausgeschaltet. Das dämmrige Licht stammte von einer schwachen Nachtlampe und dem Licht aus dem Badezimmer, dessen Tür einen Spaltbreit offen stand. Wie ein schmaler Streifen aus fluoreszierender Farbe fiel der Lichtstrahl über das Fußende des Bettes und über den Boden. Die Kanüle steckte noch in Stephens Arm.
    Jazz blickte auf die Uhr. Drei Uhr vierzehn. Schnell, aber leise trat sie neben das Bett und stellte den Venentropf höher ein. Dann beugte sie sich vor und begutachtete die Einstichstelle, wo die Nadel in Stephens Arm verschwand. Es war keine Schwellung zu sehen, die Flüssigkeit lief problemlos in die Vene. Mit einem letzten Blick hinaus zum Flur vergewisserte sie sich, dass niemand kam. Alles ruhig. Wieder am Bett, schob sie die Ärmel ihrer Jacke über die Ellbogen, damit sie nicht störten, nahm eine der vollen Spritzen aus ihrer Tasche und zog die Nadelkappe mit den Zähnen ab, während sie mit der linken Hand den IV-Port hielt. Trotz ihrer Nervosität schaffte sie es, die Nadel problemlos einzuführen. Sie richtete sich noch einmal auf und lauschte. Nichts zu hören.
    Mit starkem, gleichmäßigem Druck leerte Jazz die Spritze in den IV-Port. Wie erwartet, stieg der Pegel in der Millipore-Kammer an, und die Kaliumchloridlösung begann genauso schnell zu fließen wie das eigentliche Mittel. Was sie nicht erwartete, war, dass Stephen ziemlich laut stöhnte und die Augen weit aufriss. Noch weniger hätte Jazz erwartet, dass Stephens Hand nach oben schnellte und Jazz’ Unterarm mit erschreckender Kraft umfasste. Jazz schrie vor Schmerz leise auf, als sich die scharfen Fingernägel in ihre Haut senkten.
    Jazz ließ die Spritze neben das Bett fallen und versuchte verzweifelt, sich zu befreien, schaffte es aber nicht. Gleichzeitig steigerte sich Stephens Stöhnen zu einem Schrei, was Jazz wiederum veranlasste, ihm mit der freien Hand den Mund zuzuhalten und sich über seinen Körper zu werfen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Es funktionierte, auch wenn er sich unter ihr wand.
    Stephens Kampf dauerte nicht lange, dann verließen ihn seine Kräfte. Doch während er den Griff lockerte, kratzte er mit den Fingernägeln über Jazz’ Unterarm, sodass sie ein weiteres Mal aufschrie.
    So schnell der Kampf begonnen hatte, so schnell war er auch zu Ende. Stephens Augen drehten sich nach innen, sein Körper wurde schlaff und sein Kopf sank auf seine Brust.
    Jazz trat wütend vom Bett. »Du Dreckschwein!«, zischte sie leise zwischen zusammengebissenen Zähnen, während sie ihren Arm betrachtete. Einige der Kratzer bluteten. Sie hatte große Lust, dem Typen eine reinzuhauen, aber sie hielt sich zurück, weil er sowieso schon tot war. Rasch schnappte sie sich die Spritze und ging auf die Knie, um nach der Nadelkappe zu suchen, die ihr, als sie aufgeschrien hatte, aus dem Mund gefallen war. Sie gab die Suche schnell wieder auf und bog die Nadel um hundertachtzig Grad, bevor sie die leere Spritze wieder in die Kitteltasche steckte. Sie konnte nicht glauben, was passiert war. Seit sie angefangen hatte, Patienten aus dem Weg zu räumen, war der Typ hier der Erste, der so einen Aufstand gemacht hatte.
    Nachdem Jazz die Tropfgeschwindigkeit der Infusion wieder zurückgestellt

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