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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hinweg auf den Bildschirm starrte. Jazz konnte es nicht ausstehen, wie Susan ihr Haar ständig zu einem altmodischen Knoten zusammenband. Sie hielt die Stationsschwester für einen wandelnden Anachronismus, besonders wenn sie, wie meist, ihre altmodischen Schnürschuhe mit den drei Zentimeter hohen Absätzen trug.
    »Darf ich mal fragen, was Sie da machen?«, wollte Susan wissen.
    »Ich versuche nur, mich mit unseren Fällen vertraut zu machen.« Jazz unterdrückte ihre Wut und zwang sich zu einem Lächeln. »Sieht aus, als hätten wir ein volles Haus.«
    Susan schien Jazz eine Ewigkeit anzustarren, bevor sie weiterredete. »Wir haben fast immer ein volles Haus. Was ist mit dieser Rowena Sobczyk? Kennen Sie sie?«
    »Nie im Leben gesehen«, antwortete Jazz. Sie lächelte immer noch, doch mittlerweile ungezwungener, nachdem sie sich von ihrem ersten Schreck erholt hatte. »Ich habe versucht, mir einen Überblick über alle neuen Patienten zu verschaffen, um in der Nachtschicht einen leichteren Einstieg zu haben.«
    »Ich glaube, das ist eher meine Aufgabe.«
    »Dann ist ja alles bestens.« Jazz schloss das Programm und erhob sich.
    »Wir hatten das doch schon einmal geklärt«, schnauzte Susan. »Es gibt Regeln hier im Krankenhaus, mit denen die Privatsphäre der Patienten geschützt wird. Ich werde es melden müssen, wenn ich Sie in Zukunft noch einmal dabei erwische. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt? Krankenakten schaut man sich nur an, wenn man die Informationen auch benötigt.«
    »Ich benötige sie, wenn die Patienten mir zugewiesen werden.«
    Susan stieß laut den Atem aus. Mit in die Seiten gestemmten Händen blickte sie Jazz an und sah dabei aus wie eine wütende Grundschullehrerin.
    »Komisch«, brach Jazz das Schweigen. »Ich hätte gedacht, dass Sie und der Rest der Führungskräfte Eigeninitiative fördern würden. Aber da Sie das nicht tun, kann ich genauso gut runter in die Kantine gehen.« Sie hob fragend die Augenbrauen und wartete einen Augenblick lang auf eine Reaktion von Susan. Als diese ausblieb, ließ Jazz noch ein letztes künstliches Lächeln auf ihrem Gesicht aufblitzen und ging zum Fahrstuhl. Sie spürte Susans Blick in ihrem Rücken, während sie kaum merklich den Kopf schüttelte. Sie hasste diese Frau immer mehr.
    Nachdem Jazz für den Fall, dass Susan die Stockwerksanzeige beobachtete, ins Erdgeschoss hinuntergefahren war, ging sie festen Schrittes durch die verwinkelten Flure der geschlossenen Tagesklinik zum Eingangsbereich des Goldblatt-Flügels. Eigentlich hätte sie vom dritten Stock aus über die pädiatrische Abteilung dorthin gelangen können, aber sie fürchtete, dass Susan Verdacht geschöpft hätte.
    Selbst hier im Erdgeschoss unterschied sich der Goldblatt-Flügel in jeder Hinsicht vom Rest des Krankenhauses. Die Wände waren mit Mahagoni getäfelt, die Flure mit Teppichen ausgelegt. Von dankbaren Patienten gestiftete Ölgemälde hingen unter jeweils eigenen Strahlern. Die Besucher waren schick gekleidet, die Frauen mit Diamanten behängt, und draußen kümmerten sich Angestellte um die wartenden Limousinen.
    Am Vordereingang gab es zwar eine Sicherheitsschleuse, doch auf Jazz, die aus einem anderen Trakt des Krankenhauses hierher gekommen war, achtete niemand. Sie wartete auf den Fahrstuhl, ebenso wie einige andere Krankenschwestern, die gerade ihren Dienst antraten und in ihren altmodischen Trachten wie Susan Chapman aussahen. Einige trugen sogar Hauben auf dem Kopf.
    Jazz war die Einzige, die im dritten Stock ausstieg. Auch hier waren die Flure mit Teppichboden ausgelegt, die Wände getäfelt und mit Bildern geschmückt. Ein paar Besucher warteten auf den Fahrstuhl nach unten. Einige lächelten Jazz an, sie lächelte zurück.
    Das hier wirkte kaum noch wie ein Krankenhaus. Fast lautlos ging sie über den Teppich, warf immer wieder Blicke in die Patientenzimmer, die mit Polstermöbeln und Vorhängen eingerichtet waren. Die Besuchszeit ging zu Ende, und es herrschte allgemeine Aufbruchstimmung. Als Jazz sich Zimmer 424 näherte, ging sie langsamer. Etwa fünfzehn Meter vor ihr befand sich die zentrale Schwesternstation, die anders als der Flur mit seinem gedämpften Licht grell erleuchtet war.
    Die Tür zu Zimmer 424 war angelehnt. Jazz spähte den Flur entlang in beide Richtungen. Niemand zu sehen. Als sie vor die Tür trat, konnte sie das gesamte Zimmer überblicken. Wie erwartet, befand sich keine Privatschwester bei dem Patienten. Besucher waren auch keine da.

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