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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hinausgezögert. Laurie konnte sich nicht vorstellen, warum. Erst als sie sich dazu gezwungen hatte, ihn direkt zu fragen, war er mit der Wahrheit herausgerückt. Er hatte etwa zehn Jahre zuvor, als er in Thailand stationiert gewesen war, eine Thailänderin geheiratet. Die Ehe war nie geschieden worden, obwohl er jetzt angeblich die Scheidung eingereicht hatte. Aber noch fassungsloser war sie, als sie hörte, dass er mehrere Kinder hatte.
    Die Geschichte hatte sich bei der ausführlichen Schilderung schließlich als weniger verwerflich dargestellt. Die Frau stammte aus einer reichen, privilegierten Familie, zu der sie wegen Rogers Versetzung nach Afrika selbstsüchtig zurückgekehrt war. Die Kinder hatte sie praktisch entführt. Dass er aber Laurie gegenüber diese Information zurückgehalten hatte, war ein schlechtes Omen. Was war, wenn Roger auf einmal ein ganz anderer Mensch war, als sie gedacht hatte? Dieser Gedanke weckte auch Zweifel in ihr, weil sich die Beziehung so schnell entwickelt und Roger darauf gedrängt hatte, mit ihr zu schlafen. Und dann waren da noch ihre ungeklärten Gefühle für Jack.
    Am Abend zuvor, als sie voller Selbstmitleid wegen der Neuigkeiten, die sie erfahren hatte, zu Hause rumsaß, hatte sie eine kleine Eingebung gehabt. Zum ersten Mal hatte sie erkannt, dass sie aktiv und aus eigenem Antrieb Themen unterdrückte, über die sie nicht reden oder nachdenken wollte. Ihre Eltern waren doch genauso, besonders ihre Mutter. Deren Umgang mit dem Thema Brustkrebs war typisch dafür. Laurie hatte diese Eigenschaft schon immer gehasst, doch nie zuvor hatte sie sich eingestanden, wie sehr sie doch ein Kind ihrer Eltern war. Gemerkt hatte sie es, weil sie über Rogers Ehe gar nicht so überrascht gewesen war, wie sie gern vorgegeben hätte. Es hatte Hinweise gegeben, doch Laurie hatte sich beharrlich gesträubt, sie wahrzunehmen. Sie hatte einfach nicht glauben wollen, dass er verheiratet war.
    An der Ecke zur 30 th Street blieb Laurie an der roten Ampel stehen und dachte darüber nach, was ihre neu erworbene Einsicht für ihr sich in Auflösung befindliches Verhältnis zu Jack bedeutete. Auf einmal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Sie wollte allein ihm die Schuld dafür geben, dass er in Bezug auf ihre gemeinsame Zukunft so unverbindlich war und das Thema Ehe und Kinder erfolgreich umging. Aber auch sie trug eine Mitschuld, weil sie das Thema ebenfalls gemieden hatte. Und mit seinem Angebot, mit ihr regelmäßig darüber zu sprechen, hatte er ihr doch zumindest schon den kleinen Finger gereicht, wenn auch nicht die ganze Hand. Aber wie sollte sie all das Jack mitteilen? Das letzte Mal hatten sie vor fünf Wochen über persönliche Dinge miteinander geredet.
    Als die Ampel auf Grün schaltete und Laurie die First Avenue überquerte, um die Stufen zum Gerichtsmedizinischen Institut hinaufzueilen, gestand sie sich bereits ein, dass durch Roger die ganze Sache noch komplizierter geworden war. Statt nur mit einem musste sie sich jetzt mit zwei Männern rumschlagen. Ihr waren zwar beide wichtig, aber ihre Liebe galt Jack, und sie sehnte sich nach seiner kompromisslosen Offenheit. Mit Roger war sie vor allem ausgegangen, um Jack eifersüchtig zu machen, doch der negative Beigeschmack ihrer pubertären Machenschaften wurde durch zwei Faktoren noch verstärkt: Laurie hatte nicht erwartet, dass erstens Roger eine so starke Anziehungskraft auf sie ausüben und zweitens die Masche mit der Eifersucht so gut funktionieren würde.
    Obwohl sie spürte, dass Jack sie liebte, war sie durch seine beharrliche Abneigung, die von ihr gewünschte Bindung einzugehen, überzeugt, dass seine Liebe nicht von gleicher Intensität wie die ihre war. Vor allem hatte er ihr nie das Gefühl gegeben, dass er ihrer Beziehung denselben Wert beimaß wie sie. Sie war überzeugt, dass er sich nie ändern würde und unfähig zur Eifersucht sei.
    Doch jetzt, nachdem ihr Verhältnis immer schlechter geworden war, hatte sie ein ganz anderes Gefühl. Nach ihrem Auszug aus seiner Wohnung hatte er seinen schnoddrigen Sarkasmus spielen lassen und ihn sogar noch um ein paar Grade verschärft, als Laurie anfing, sich mit Roger zu treffen. Vor etwa einem Monat hatte Jack gefragt, ob sie Lust habe, mit ihm essen zu gehen, aber nachdem sie geantwortet hatte, sie habe am fraglichen Abend vor, mit Roger in ein Symphoniekonzert zu gehen, hatte er ihr lediglich viel Spaß auf ihrem weiteren Lebensweg gewünscht – was hieß, dass er ihr auch

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