Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
Telefon zu erfahren und dieses langwierige Procedere zu umgehen.
»Heute wurde mir für dreizehn Uhr ein Termin abgesagt«, fuhr Anne fort. »Es wäre schön, wenn das bei Ihnen passt. Wenn nicht, hätte ich heute in einer Woche wieder Zeit.«
Laurie schloss die Augen und holte noch einmal tief Luft. Sie wollte auf keinen Fall eine ganze Woche lang im Ungewissen bleiben. Obwohl sie davon ausging, dass der Telefonanruf ein positives Testergebnis bedeutete, wollte sie auf Nummer sicher gehen. Sie blickte auf ihre Uhr. Viertel vor zwölf. Es gab keinen Grund, nicht schnell hinüber ins Manhattan General zu gehen. Vielleicht könnte sie mit Roger oder Sue zu Mittag essen. »Dreizehn Uhr passt«, stimmte sie schließlich resigniert zu.
»Wunderbar. Mein Büro liegt in derselben Abteilung, in der Sie zur Blutabnahme waren.«
Laurie legte auf. Mit geschlossenen Augen beugte sie sich über den Schreibtisch und kratzte sich mit beiden Händen am Kopf, als ihr alle üblen Folgen in Zusammenhang mit dem BRCA1-Gen einfielen. Sie war traurig. Was sie besonders quälte, war das Wissen, dass sie, wie sie es nannte, eine »abschließende Entscheidung« treffen musste, eine Entscheidung, bei der alles eindeutig geklärt war. Zum Beispiel, ob sie Kinder bekommen wollte.
»Klopf, klopf!«, rief jemand hinter ihr.
Als Laurie den Kopf hob, blickte sie in das lächelnde Gesicht von Detective Lieutenant Lou Soldano. Er war ausgesprochen adrett gekleidet – weißes, gebügeltes Hemd und neue Krawatte. »Hey, Laurie«, grüßte er fröhlich. Vor zwölf Jahren war Laurie kurz mit Lou zusammen gewesen. Sie hatten sich nicht gestritten, sondern vielmehr gemerkt, dass sie nicht füreinander geschaffen waren. Respekt, Verständnis und Bewunderung für den anderen war eine Sache, aber mit der Leidenschaft hatte es nicht funktioniert. So hatte sich stattdessen über die Jahre eine enge Freundschaft zwischen ihnen entwickelt.
»Was ist los?«, fragte Lou. Laurie hatte anfangen wollen zu reden, stattdessen aber feuchte Augen bekommen und den Daumen und Zeigefinger einer Hand gegen ihre Schläfen gepresst.
Lou schloss die Tür, setzte sich auf Rivas Stuhl, den er an Lauries Schreibtisch zog, und legte seine Hand auf Lauries Schulter.
»Hey, komm schon. Erzähl, was ist los?«
Laurie nahm ihre Hand wieder runter. Sie hatte immer noch feuchte Augen, aber sie weinte nicht. Dann blies sie die Backen auf und brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Entschuldige«, sagte sie.
»Entschuldigung? Wovon redest du? Da gibt es nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Komm, erzähl schon, was ist los? Warte! Ich glaube, ich weiß es.«
»Ehrlich?«, fragte Laurie skeptisch und nahm ein Taschentuch aus der Schublade, um sich die Augen abzutupfen. »Woher willst du wissen, um was es geht?«
»Ich habe euch im Laufe der Jahre kennen gelernt – dich und Jack. Ich weiß auch, dass ihr zwei auseinander seid. Das ist ja schließlich kein Geheimnis.«
Laurie wollte schon protestieren, doch Lou nahm seine Hand von ihrer Schulter und hielt den Zeigefinger vor seinen Mund. »Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an, aber andererseits tut es das doch, weil ich auf euch beide große Stücke halte. Ich weiß, dass du mit irgendeinem anderen Arzt zusammen bist, aber ich glaube, ihr, also du und Jack, ihr solltet die Sache wieder kitten. Ihr seid füreinander geschaffen.«
Laurie konnte ihr Lächeln nicht unterdrücken. Lou war wirklich ein Schatz. Als sie und Jack miteinander angebandelt hatten, hatte sie befürchtet, er könnte eifersüchtig sein, da sie zu dritt eine enge Freundschaft entwickelt hatten. Doch er hatte die beiden und ihre Beziehung von Anfang an unterstützt. Jetzt war es Laurie, die ihre Hand auf Lous Schulter legte. »Ich weiß dein Mitgefühl echt zu schätzen«, sagte sie voller Ernst. Wenn er glaubte, dass ihr kleiner Gefühlsausbruch mit Jack zu tun hatte, sollte ihr das recht sein. Auf eine Diskussion mit Lou über das BRCA1-Problem hatte sie nun wirklich keine Lust.
»Ich weiß, dass Jack schier wahnsinnig wird, weil du dich mit diesem Typen triffst.«
»Ehrlich?«, fragte Laurie nach. »Weißt du was, Lou? Das überrascht mich wirklich. Ich hätte nicht gedacht, dass sich Jack um irgendwas schert.«
»Wie kannst du so was nur denken?«, fragte Lou ungläubig. »Hast du vergessen, wie Jack reagiert hat, als du dich beinahe mit Sutherland, diesem Waffenhändler, verlobt hast? Jack war mit den Nerven völlig am
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