Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
hatte.
Im dritten Stock spähte Laurie vorsichtig ins toxikologische Labor, um zu vermeiden, dass sie dem temperamentvollen Laborleiter in die Arme lief. Aber zum Glück hielt der sich lieber ein Stockwerk tiefer im allgemeinen Labor auf. Wie eine Katze mit angelegten Ohren huschte Laurie in Peters winziges Büro und war froh, dass niemand ihren Namen rief. Noch besser gefiel ihr, dass Peter an seinem Schreibtisch saß, sie ihn also nicht zu suchen brauchte.
»O nein!«, stöhnte Peter zum Spaß, als er den Kopf hob und die Proben in Lauries Arm erblickte.
»Ich weiß, dass du dich nicht freust, mich zu sehen«, räumte Laurie ein. »Aber du bist genau der Richtige! Ich brauche dich mehr denn je. Ich habe gerade zwei weitere Leichen obduziert, die verblüffende Parallelen zu den anderen beiden aufweisen. Jetzt sind es sechs.«
»Ich weiß nicht, wie du behaupten kannst, ich sei der Richtige. Schließlich habe ich bis jetzt rein gar nichts gefunden.«
»Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, also darfst du das auch nicht.« Laurie ließ die Probenfläschchen auf Peters Schreibtisch fallen. Peters Hand schnellte nach vorn, um zu verhindern, dass sie vom Schreibtisch rollten. »Dass es jetzt sechs Fälle sind, erhärtet die Mordtheorie. Peter, du musst was finden.«
»Laurie, ich habe mit den anderen vier Fällen alles angestellt, was mir eingefallen ist, und nach allen bekannten Substanzen gesucht, die den Herzrhythmus beeinflussen können.«
»Es muss aber was geben, woran du nicht gedacht hast«, beharrte Laurie.
»Na ja, ein paar Sachen gibt es tatsächlich noch.«
»Zum Beispiel?«
Peter verzog sein Gesicht und kratzte sich am Kopf. »Das ist aber alles völlig an den Haaren herbeigezogen.«
»Trotzdem. Wir müssen kreativ sein. Woran denkst du?«
»Ganz dunkel erinnere ich mich aus der Schule, dass wir mal über einen Giftfrosch aus Kolumbien geredet haben, den Phyllobates terribilis.«
Laurie verdrehte die Augen. »Zugegeben, das ist tatsächlich weit hergeholt. Aber das ist schon okay. Was ist mit diesen Fröschen?«
»Sie verfügen über eines der stärksten bekannten Gifte. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, kann es zum Herzstillstand führen.«
»Klingt interessant! Hast du danach gesucht?«
»Nein. Zum Töten braucht man so wenig davon, ein millionstel Gramm oder so. Ich weiß nicht, ob das unsere Geräte überhaupt anzeigen würden. Ich muss herausfinden, wo ich suchen soll.«
»Das ist die richtige Einstellung. Ich bin sicher, dass du was finden wirst, besonders bei diesen zwei weiteren Fällen.«
»Ich werde mal im Internet schauen, ob ich dort was in Erfahrung bringe.«
»Ich danke dir«, erwiderte Laurie. »Und halte mich auf dem Laufenden!« Sie schnappte sich die DNS-Proben und wollte schon gehen, blieb aber noch einmal stehen. »Ach, übrigens, bei einer der Leichen gab es eine kleine Abweichung. Lass mich mal nachsehen, bei welcher.« Sie öffnete die Sobczyk-Akte und verglich die Zugangsnummer mit den Probenfläschchen. Als sie das richtige Fläschchen fand, stellte sie es direkt vor Peter. »Diese hier. Sie war die einzige Patientin von den sechs, bei denen noch Herz- und Lungenaktivität vorhanden war, als sie gefunden wurde. Ich weiß nicht genau, was ich daraus schließen soll, aber ich dachte, du solltest es wissen. Wenn es ein instabiles Gift war, müsste bei ihr im Vergleich zu den anderen Fällen die höchste Konzentration an Gift vorliegen, weil es sich noch nicht zersetzt hat.«
Peter zuckte mit den Schultern. »Ich werde dran denken.«
Laurie spähte ins Labor hinaus – die Luft war rein. Sie winkte Peter zum Abschied, huschte hinaus in den Flur und ging die Treppe in den fünften Stock hinauf. Auf halbem Weg blieb sie stehen. Ganz plötzlich machte sich dieses Ziehen rechts unten im Bauch erneut bemerkbar. Wieder tastete sie mit den Fingern den Bereich ab. Das Ziehen wurde rasch stärker, sodass Laurie es schon fast als richtigen Schmerz empfand, aber dann war es genauso schnell verschwunden, wie es gekommen war. Fieber hatte sie nicht, wie sie mit einem Griff an ihre Stirn feststellte. Mit einem Schulterzucken tat sie die Sache ab und ging weiter.
Im fünften Stock lag das DNS-Labor. Im Gegensatz zum Rest des Gebäudes entsprach es modernsten Anforderungen. Es war noch keine sechs Jahre alt, an den Wänden glänzten weiße Kacheln und weiße Schränke, auch der Fußboden war weiß, und überall standen nur die neuesten Geräte herum. Der Leiter, Ted
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