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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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dröhnte schmerzhaft in Michaels Ohren. Er packte das einzige vorhandene Waschbecken zu beiden Seiten und spannte die Muskeln an, als wollte er es gleich aus der Wand reißen. Langsam hob er den Blick und starrte sein Spiegelbild an. Er sah furchtbar aus. Seine mit Haargel getränkten Haare reckten die Spitzen in die Höhe, als ob zehntausend Volt in ihn gefahren wären, und seine Augen sahen aus wie die von Dracula.
    Dann stieß er den Atem aus. Er war fuchsteufelswild, aber er hatte sich im Griff. Seine biestige Ex hatte ihm gerade wieder mal eines ihrer Probleme vor die Füße geworfen, als wäre er eine Art minderwertiger Handlanger. Hätte er nicht schon bis zu den Augenbrauen in der ganzen Sache dringesteckt, er hätte ihr ganz einfach und mit großer Freude mitgeteilt, dass sie ihn am Arsch lecken sollte, aber das war leider nicht möglich. Er musste das regeln, und es gab keine andere Möglichkeit, als nach Queens rauszufahren und noch einmal Vinnies auf Hochglanz polierte, spitze Stiefelspitzen zu küssen.
    Nun gab er seinem inneren Drang doch noch nach und hämmerte gegen die Wand, war aber immerhin so schlau, nicht die Faust zu nehmen, sondern die Handfläche. So verteilte sich die Energie des Stoßes auf eine größere Fläche. Trotzdem tat ihm hinterher die Hand weh.
    Durch den Schlag etwas ruhiger geworden, klappte er sein Handy auf. Mit zitternden Fingern tippte er die Nummer von Vinnies privatem Handy ein. Dieses Telefon hatte Vinnie Tag und Nacht bei sich.
    »Sag, dass du zur Abwechslung mal eine gute Nachricht für mich hast.« Vinnies Stimme hatte genau jenen übertrieben ruhigen Klang, den Michael so sehr fürchtete. Einmal hatte Vinnie mit genau dieser Stimme einen Typen verabschiedet. Sobald der Kerl verschwunden war, hatte er einfach nur Franco zugenickt, und der war ebenfalls rausgegangen. Das war das Ende dieses Typen gewesen. Jedenfalls hatte ihn danach nie wieder jemand gesehen.
    »Ich muss mit dir reden«, sagte Michael so gefasst wie möglich.
    »Jetzt?«, erwiderte Vinnie feierlich. Im Hintergrund konnte Michael fröhliches Geplapper und Frank Sinatras markante Stimme hören, ein sicheres Zeichen dafür, dass Vinnie immer noch im Neapolitan war.
    »Je früher, desto besser«, sagte Michael. »Tut mir wirklich leid, aber wenn es nicht wichtig wäre, würde ich dich um diese Zeit nicht belästigen.«
    »Tja, wie du meinst, Michael, aber dann trödel nicht rum. Je später der Abend, desto geringer mein Verständnis für irgendwelche Pleiten, falls es um etwas in der Art gehen sollte.«
    Michael legte den Turbo ein. Er jagte in den Club zurück, der abgesehen von seinen Kumpels und den drei Mädchen aus Jersey leer war, weil hier vor elf sowieso nichts los war. Er sagte, er müsse schnell noch zu einer dringenden Sitzung, werde aber bestimmt zurückkommen. Dann stürzte er die Feuerleiter hinunter, die man zum Betreten des Clubs erklimmen musste, sprang in seinen auf der anderen Straßenseite abgestellten Mercedes und fuhr davon. Da er sich ziemlich weit südlich befand, nahm er die Williamsburgh Bridge und dann die Schnellstraße bis hinauf zur 108 th Street in Corona. Nach etwas mehr als zwanzig Minuten sah er das Neapolitan vor sich liegen.
    Während der kurzen Fahrt war Michael deutlich ruhiger geworden. Er hatte sogar über einen möglichen Plan B nachgedacht, für den Fall, dass Vinnie seine Hilfe einfach verweigerte, so wie heute Morgen. Aber ihm war keine sinnvolle Alternative eingefallen, und das bedeutete, er musste Vinnie davon überzeugen, ihm zu helfen. Solange Michael im Auto gesessen hatte, waren diese Gedankenspielereien schön und gut gewesen, aber jetzt, als er die Straße überquerte und kurz davorstand, Vinnie alles zu erzählen, schlugen seine Ängste umso erbarmungsloser über ihm zusammen.
    Vor der Tür blieb er noch einmal stehen und überlegte, wie er es wohl am besten anstellen sollte. Sollte er Vinnie bei seiner Eitelkeit packen? Groß genug war sie jedenfalls. Mit diesem Gedanken im Kopf trat Michael durch die Tür und schlüpfte durch den Vorhang.
    Das Restaurant war voller Geburtstagsgäste. Die Decke war vor Luftballons gar nicht mehr zu sehen, und überall hingen Luftschlangen herum. Die winzige Tanzfläche war mit Konfetti übersät, und hinter der Theke hing ein großes Transparent mit den Worten Happy Birthday Victorio. Vinnie saß am selben Tisch wie nachmittags, Carol saß neben ihm. Seine anderen Freunde kannte Michael nicht. Frank Sinatra dröhnte immer

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