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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sondern eigentlich stolz auf Sie sein müssen. Aber inwiefern hat das alles Sie zum Medizinstudium gebracht?«
    »Mein Vater war Zahnarzt, ein ziemlich guter und erfolgreicher sogar, aber einmal hat er mir in einem seiner seltenen Anfälle von Aufrichtigkeit gestanden, dass er eigentlich Arzt werden wollte, dass er aber nicht zum Medizinstudium zugelassen worden sei. Als ich zehn oder elf Jahre alt war, da wollte ich ihn irgendwie trösten und habe zu ihm gesagt, dass ich Medizin studieren würde. Das war auch nicht allzu verwunderlich, schließlich habe ich als Kind sehr gerne Krankenschwester oder Ärztin gespielt, was damals für mich sowieso das Gleiche war.«
    »Da haben Sie sehr viel Weitsicht bewiesen. Die beiden Berufe werden sich jedes Jahr ein bisschen ähnlicher. Der Hauptunterschied besteht mittlerweile darin, dass Krankenschwestern härter arbeiten und Ärzte mehr verdienen.«
    Angela lächelte, war aber in Gedanken noch bei ihrer Geschichte. Noch nie zuvor hatte sie so eindringliche Worte dafür gefunden, nicht einmal sich selbst gegenüber.
    »Dann wollten Sie also unter anderem deshalb Medizin studieren, weil Sie damit Ihren Vater ärgern konnten?«, wollte Chet wissen.
    »Zum Teil schon. So konnte ich mich rächen und hatte gleichzeitig selbst etwas davon. Mein Doktortitel hat ihn so wütend gemacht, dass er nicht einmal zur Promotionsfeier gekommen ist.«
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen diese Theorie wirklich abnehmen kann«, meinte Chet.
    »Wieso denn nicht?«
    »Sie haben im Anschluss an die Promotion den Facharzt für Innere Medizin gemacht, eine der anspruchsvollsten Facharztausbildungen überhaupt. Dazu braucht man eine hohe persönliche Motivation.«
    »Aber ich praktiziere nicht.«
    »Und wieso nicht?«
    »Um ehrlich zu sein, weil ich mit meiner Praxis buchstäblich pleitegegangen bin. Ich habe einen riesigen Schuldenberg angehäuft, weil die staatliche Krankenversicherung entweder zu spät oder gar nicht gezahlt hat und die Unterstützungsleistungen für die sozial Schwachen zu gering waren, um den Ausfall auszugleichen.«
    »Mannomann«, erwiderte Chet. »Im Vergleich zu Ihrem Leben ist meines der reinste Waldspaziergang gewesen. Mein schlimmstes Kindheitserlebnis war, als ein paar ältere Kinder meinem Halloweenkürbis das Gesicht eingetreten haben. Meine Eltern sind immer noch verheiratet, und mein Vater war bei jedem Sportwettkampf und jeder Abschlussprüfung dabei, vom Kindergarten an bis heute.«
    »Aber wie sind Sie bei einer so stabilen familiären Basis zum Casanova geworden? Ich hoffe, die Frage ist Ihnen nicht zu direkt, zumal ich nicht einmal weiß, ob es überhaupt stimmt. Sie haben so einen lockeren Eindruck gemacht, als Sie mich gestern Abend angesprochen haben, und die Sprüche gehen Ihnen so glatt über die Lippen.«
    Chet lachte. »Ich tue ja bloß so. Innerlich bin ich jedes Mal total nervös und habe Angst vor einer Zurückweisung. Mich einen Casanova zu nennen, wäre wirklich zu viel der Ehre. Casanova hatte Erfolg, ich für gewöhnlich nicht. Allerdings ist es schon so, dass ich nach der sechsten Verabredung mit ein und derselben Frau merke, wie mich das Jagdfieber wieder packt. Ob das ein echtes Problem darstellt oder nicht, keine Ahnung. Es hat während des Medizinstudiums angefangen, als ich nebenbei noch Geld verdienen musste. Da hatte ich keine Zeit für eine richtige Beziehung, und für eine richtige Beziehung braucht man eben Zeit.« Chet zuckte die Schultern. »Schon damals wurde also der Samen gelegt.«
    »Tja, das hört sich ehrlich an.«
    »Ehrlich schon, bewundernswert eher nicht. Ich würde ja gerne sagen, dass ich einfach noch nicht die Richtige getroffen habe, aber das kann ich nicht, weil ich in der Regel gar nicht lange genug bei einer bleibe, um das herauszufinden.«
    »Haben Sie jemals eine längere Beziehung gehabt?«
    »Oh, ja! Praktisch während der gesamten Collegezeit. Meine Freundin und ich haben schon gemeinsame Pläne geschmiedet, sie wollte auch nach Chicago kommen, wo ich studiert habe, aber dann hat sie mich im letzten Moment verlassen, wegen irgendeines Typen hier in New York.«
    »Das tut mir leid.«
    »In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt.«
    »Vielleicht hat Ihnen diese Geschichte mehr zu schaffen gemacht, als Sie zugeben wollen.«
    »Vielleicht«, erwiderte Chet und sagte dann, um das Gespräch wieder auf sie zu lenken: »Sie haben erwähnt, dass Sie geschieden sind. Wollen Sie darüber reden?«
    Angela zögerte. Normalerweise

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