Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
der zweite hat uns entschädigt. Die Fische haben ihr Futter bekommen.«
»Großartig«, meinte Vinnie. »Ist Angelo auch da?«
»Hier, direkt neben mir.«
»Gib ihn mir mal.«
Jetzt drang Angelos unverwechselbare Stimme durch den Lautsprecher. Da er kaum imstande war, die Lippen aufeinanderzupressen, waren seine Bs, Ds, Ms und Ps fast nicht zu verstehen.
»Angelo«, sagte Vinnie. »Was würdest du sagen, wenn ich dir verrate, dass Frau Dr. Laurie Montgomery … du erinnerst dich doch an sie, oder etwa nicht?«
Anstelle einer Antwort ließ Angelo lediglich ein eindeutig beißendes Lachen ertönen.
»Was würdest du sagen, wenn ich dir verrate, dass sie eine Gefahr für eine wichtige geschäftliche Angelegenheit darstellt und dass du ihr zusammen mit Franco ein bisschen Vernunft beibringen sollst, so wie ihr es gestern mit Mr Yang gemacht habt?«
Angelo lachte erneut, aber diesmal mit deutlich hörbarem Vergnügen. »Ich würde sagen, dass du mir nicht einmal Geld dafür geben musst. Das würde ich umsonst erledigen, vorausgesetzt, ich kann es auf meine Art erledigen.«
»Weißt du was? Es ist erst ein paar Minuten her, da hat Frankieboy hier im Neapolitan ›My Way‹ gesungen. Sieht fast so aus, als ginge dein Wunsch in Erfüllung.«
Vinnie steckte das Handy weg. Er legte Michael den Arm um die Schulter und führte ihn durch die Küche ins Restaurant zurück. »Sieht ganz so aus, als wäre heute auch dein Glückstag. Das Problem mit dem Acht-K hat sich erledigt, und wegen Laurie Montgomery brauchst du dir auch keine Sorgen mehr zu machen. Nicht schlecht für einen einzigen Arbeitsabend, oder?«
Michael nickte nur zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Er war sprachlos. Zwanzig Minuten später, nachdem er an Vinnies Tisch noch ein Glas Wein getrunken hatte, saß er in seinem Auto und war immer noch verwundert darüber, welch unverhoffte Wendungen das Leben mit sich bringen konnte.
Kapitel 14
3. April 2007, 21.45 Uhr
Adam Williamson saß in den Fahrersitz seines Range Rover geschmiegt wie eine Hand in einem perfekt sitzenden, kaschmirgesäumten Lederhandschuh. Seit mindestens hundertfünfzig Kilometern hörte er Ludwig van Beethovens eindrucksvolle Neunte Sinfonie, und der Einsatz des imposanten Schlusschors stand unmittelbar bevor. Adam hatte den Lautstärkeregler voll aufgedreht, sodass er das Gefühl hatte, als säße er inmitten des Berliner Philharmonie-Orchesters. Als der Chor dann plötzlich einsetzte, sang Adam den deutschen Text mit und übertönte mit seiner Stimme noch die der Gesangsprofis. Es war so bewegend, dass Adam spüren konnte, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken, die Arme und Beine entlanglief. Das war fast wie ein Orgasmus.
Die letzten Töne der Sinfonie waren fast genau in dem Augenblick verklungen, als Adam einen großen Dreihundertsechzig-Grad-Bogen vollendete, der vor einer Reihe von Maut-Häuschen endete, die die Einfahrt in den Lincoln-Tunnel von New Jersey nach New York versperrten.
Als Nächstes hatte er eine Bach-CD ausgewählt, und der zerbrechliche Klang der Streicher und des Cembalos bildete einen perfekten Kontrast zu Beethovens düsterer Dramatik. Adams Finger fingen an, im Takt der Musik über das Lenkrad zu hüpfen.
Es war eine angenehme Fahrt von Washington, D.C., hier herauf nach New York gewesen, aber jetzt wollte Adam endlich am Ziel sein, wollte seinen Auftrag erledigen. Er wusste fast nichts über seine Zielperson, und genau so hatte er es am liebsten, was wiederum seine Auftraggeber sehr zu schätzen wussten. Zu viel Wissen sorgte in seinem momentanen Arbeitsbereich nur für unnötige Komplikationen. Er brauchte nichts weiter als einen Namen, die Adresse einer Arbeitsstelle oder Privatwohnung sowie ein paar Fotos. Falls keine Fotos verfügbar waren, dann reichte ihm auch eine Beschreibung. Für Aufträge ohne Foto nahm er sich mehr Zeit. Adam war ein Mensch, der keine Fehler duldete, und daher nahmen seine Vorbereitungen immer relativ viel Zeit in Anspruch. Auch dieser Auftrag hier war einer von der fotolosen Sorte, deshalb hatte er insgesamt drei Tage eingeplant, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass es Schwierigkeiten mit der Identifizierung der Zielperson geben sollte.
Der Range Rover brach aus dem Tunnel hervor mitten ins Zentrum des mittleren Manhattan. Adam war seit seiner Rückkehr aus dem Irak nicht mehr in New York gewesen. Während er auf der Eighth Avenue nach Norden fuhr, betrachtete er die Stadt mit emotionslosem Blick, was
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