Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
vermied sie jedes Gespräch über ihre Scheidung, und das nicht nur, weil sie von Natur aus mit persönlichen Dingen sehr zurückhaltend war, sondern auch, weil diese ganze traurige Affäre sie selbst nach sechs Jahren noch wahnsinnig wütend machen konnte. Doch da Chet so offen gewesen war und sie selbst bereits noch viel persönlichere Dinge preisgegeben hatte, unterdrückte sie ihren Abwehrreflex und sagte: »Als ich mit dem Medizinstudium beinahe fertig war, da habe ich mich wahnsinnig in einen Mann verliebt, der, so dachte ich, das glatte Gegenteil von meinem Vater war. Bedauerlicherweise war das ein Irrtum. Auch für ihn war mein Doktortitel letztendlich eine Bedrohung. Auch er hatte seine Affären und, was am schlimmsten war, er hat irgendwann angefangen, mich zu schlagen.«
    »Aua«, sagte Chet und verzog das Gesicht. »Häusliche Gewalt. Das ist absolut inakzeptabel und nicht zu entschuldigen. Leider bekommen wir in der Gerichtsmedizin mehr solche Fälle zu Gesicht als man allgemein annimmt.«
    Da tauchte plötzlich der Kellner an ihrem Tisch auf, räumte die Teller ab und erkundigte sich, ob sie noch ein Dessert wünschten. Chet blickte Angela an.
    »Ich mache mir nicht so viel aus Nachtisch«, gestand sie.
    »Ich auch nicht«, meinte Chet, »aber ein Cappuccino wäre jetzt genau das Richtige.«
    »Dann mache ich den Wein leer«, sagte Angela und deutete auf die Flasche. Zufrieden schenkte der Kellner ihr den Rest ein und nahm die leere Flasche mit.
    »Also gut«, meinte Chet dann und lehnte sich zurück. »Ihre Praxis in der Innenstadt ist also pleitegegangen. Wann war das?«
    »2001«, erwiderte Angela. »Ich hoffe, dass dieses Jahr mein persönlicher Tiefpunkt bleiben wird. Ich meine, viel schlimmer kann es eigentlich nicht mehr kommen. Meine Arztpraxis hat Konkurs angemeldet, und ich habe eine Scheidung mitgemacht – zwei schreckliche Erfahrungen, die ich niemandem wünsche. Das ist das einzige Jahr meines Lebens, das ich nicht noch einmal erleben möchte.«
    »Kann ich mir gut vorstellen. Aber wie haben Sie den Sprung von einer privaten Arztpraxis in die Geschäftsführung eines großen Unternehmens geschafft? Und überhaupt, was machen Sie da eigentlich genau? Sind Sie so was wie eine medizinische Beraterin?«
    »Ich habe das Unternehmen gegründet und bin die Vorstandsvorsitzende.«
    Chet zeigte wieder sein ironisches Lächeln und schüttelte dabei ungläubig den Kopf. »Sie sind ja der reinste Wahnsinn. Unternehmensgründerin und Vorstandsvorsitzende! Ich verneige mich in Ehrfurcht. Wie ist das denn passiert?«
    »Die Praxispleite war ein demütigendes Fiasko, hatte aber auch einen positiven Aspekt. Sie hat mir die destruktive Kraft der wirtschaftlichen Zwänge im Gesundheitswesen deutlich gemacht. Ich meine, ich hatte auch schon vor dem Konkurs eine ungefähre Vorstellung davon, aber nicht so klar und anschaulich wie hinterher. Jedenfalls wollte ich etwas dagegen unternehmen, aber im Medizinstudium erfährt man ja nicht das Geringste über die Führung eines ärztlichen Betriebes. Ich hatte tatsächlich keine Ahnung von wirtschaftlichen oder geschäftlichen Dingen, von denen das gesamte Gesundheitswesen aber mittlerweile leider vollkommen abhängig geworden ist. Also habe ich noch einmal angefangen zu studieren und an der Columbia einen MBA gemacht.«
    Chet legte den Kopf in den Nacken und klatschte sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Genug«, jammerte er. »Mehr kann ich nicht ertragen. Sie geben mir ja jetzt schon das Gefühl, als wäre ich ein absolutes Nichts.«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?«
    »Doch«, gestand er zögerlich. »Verehrteste, Sie haben einen verdammt beeindruckenden Lebenslauf.«
    Der Kellner brachte Chets Cappuccino.
    »Ich möchte Ihnen noch eine Frage stellen«, sagte Angela, die urplötzlich erkannt hatte, dass sie so sehr ins Gespräch vertieft gewesen waren, dass sie noch gar nicht auf den Punkt zu sprechen gekommen waren, der für sie der eigentliche Anlass für dieses Essen war.
    »Raus damit«, sagte Chet.
    »Ich wollte Sie noch nach Frau Dr. Laurie Montgomery fragen.«
    »Was möchten Sie wissen?«
    »Würden Sie sie eher als hartnäckig und zielstrebig charakterisieren oder eher als Person mit einer lockeren Arbeitseinstellung?«
    »Auf jeden Fall das Erste. Ehrlich gesagt, sie und ihr Mann gehören zu den hartnäckigsten Menschen, die ich kenne. Ein paar meiner Kollegen finden sogar, dass sie durch ihre zwanghafte Arbeitswut uns andere manchmal wie

Weitere Kostenlose Bücher