Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
ausgedehnt werden sollte, da es in der existierenden Fassung nur den Anschluss neuer Spezialkliniken an das Medicare-System untersagt hat.«
»Und was ist dann geschehen?«
»Mit einem Mal wurde das Moratorium aufgehoben, und zwar ohne große Erklärungen. Ich schätze, dass es da hinter den Kulissen ein Gerangel der Lobbyisten gegeben hat, mit der American Medical Association, also dem Interessensverband der Ärzte, auf der einen und der American Hospital Association sowie der Federation of American Hospitals auf der andere Seite. Wahrscheinlich haben die Ärzte mehr Geld springen lassen als die Interessenvertreter der Krankenhäuser.«
»Das ist doch schrecklich. Letztendlich dreht sich alles immer nur ums Geld. Ich schäme mich richtig für meinen Berufsstand.«
»Na ja, es ist ja nicht alles schlecht. Viele Patienten fühlen sich in den Spezialkliniken wohl, und bei Routineeingriffen bieten sie sicherlich mehr Komfort als andere.«
»Vielleicht sollten wir Ramona Torres fragen«, erwiderte Dr. Ravelo. »Vielleicht hätte sie zu der Frage, welche Klinikart die beste ist, auch etwas zu sagen: Eine Spezialklinik mit all ihrem Komfort oder ein wirklich umfassend ausgestattetes Krankenhaus. Wäre sie von Anfang an zu uns gekommen, dann hätte sie, wenn man unserer Statistik glauben darf, deutlich höhere Überlebenschancen gehabt.«
»Gutes Argument«, sagte Dr. Flanagan.
Kapitel 16
3. April 2007, 23.05 Uhr
»He, du Arschloch!«, rief Carlo und rüttelte Brennan plötzlich und heftig an der Schulter.
Brennan, der eingeschlafen und langsam immer weiter nach vorne gerutscht war, so lange, bis seine Knie das Armaturenbrett berührt hatten, erschrak heftig angesichts dieser rüden Ansprache und saß schlagartig kerzengerade auf seinem Sitz.
Voller Panik suchte er die unmittelbare Umgebung vor der Windschutzscheibe nach wilden Tieren oder Angreifern ab. Aber erst, als er Carlos Kichern in der Dunkelheit hörte, wurde ihm wieder klar, wo er war und mit wem. Als er gerade sagen wollte, dass er für diesen Abend jetzt endgültig die Schnauze voll hatte, deutete Carlo zur Windschutzscheibe hinaus.
»Ich glaube, die Zielpersonen kommen in den Hafen zurück«, sagte er. »Augen geradeaus!« Er hatte eineinhalb Jahre bei der Armee verbracht, bevor er unehrenhaft entlassen worden war. Das streng reglementierte Leben war ihm zwar zuwider gewesen, aber wenn sich eine Gelegenheit bot, bediente er sich trotzdem gerne einer militärischen Ausdrucksweise.
Brennan kniff die Augen zusammen, um in die Dunkelheit jenseits der Mole zu spähen. Ein silberner Mond hatte sich über der Skyline von New York erhoben und warf klar umrissene Spiegelbilder auf die Oberfläche des Hudson River.
Brennan und Carlo saßen immer noch in Carlos Denali, der erhöht am hintersten Ende des Parkplatzes am Hafen stand, und warteten auf Francos und Angelos Rückkehr.
»Ich kann sie nicht sehen«, sagte Brennan. Doch kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da glitt eine ziemlich große Jacht lautlos durch die schimmernde Fläche. »Okay. Ich sehe ein Boot. Woher weißt du, dass sie das sind?«
»Wie viele Boote haben wir heute Abend rausfahren sehen?«
»Trotzdem wissen wir nicht, ob sie es sind«, erwiderte Brennan und blickte durch das Fernglas. In der Vergrößerung wirkte es wie ein Geisterschiff, das durch den über der Wasseroberfläche schwebenden Nebel glitt. »Müssten die nicht eigentlich irgendwelche Lichter anhaben?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Was machen wir jetzt?«
»Wir bleiben hier sitzen und beobachten, wie sie wegfahren und ob sie immer noch in Begleitung dieser jungen Dame sind. Anschließend nehmen wir ihr Boot mal ein bisschen genauer unter die Lupe.«
Es schien endlos zu dauern, bis Franco und Angelo das Boot in die Liegebucht manövriert und festgemacht hatten. Als sie schließlich fertig waren, kamen sie den Hafendamm entlang.
Carlo ließ das Seitenfenster herunter. Selbst aus der Entfernung hörten Franco und Angelo sich an, als kämen sie gerade von einer Party. Lachend bestiegen sie Francos Flossen-Cadillac, knallten die Türen zu und fuhren weg.
»Das muss ja ein schöner Ausflug gewesen sein.«
»Auf Kosten des Mädchens«, bemerkte Carlo und ließ den Motor an. »Solche Schweine.«
»Das ergibt doch keinen Sinn. Ich möchte mal wissen, wer sie war. Wieso denn das ganze Theater? Sie hat ja nicht mal besonders gut ausgesehen.«
»Für uns ergibt es keinen Sinn, aber vielleicht kann sich ja Louie
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