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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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nicht.«
    »Aber jetzt ist es bald Mitternacht, und ich bin müde«, erwiderte Franco.
    Sie fuhren gerade im Lincoln-Tunnel nach New York zurück, und Franco wollte eigentlich Manhattan einfach nur durchqueren und direkt weiter in den Queens Midtown Tunnel fahren.
    »Ich möchte noch im Neapolitan vorbeischauen«, fuhr Franco fort. »Die Party ist bestimmt bald zu Ende, und ich möchte Vinnie gerne persönlich berichten, dass die Sekretärin Geschichte ist.«
    »Es sind doch nur zwanzig Straßenblocks. Ich will bloß wissen, ob sie immer noch da wohnt; falls das so ist, dann wird das Ganze ein Kinderspiel. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf freue, dass ich mich endlich rächen kann. Wegen dieser Schlampe hab ich zwei Runden im Knast gedreht, ihr gottverdammter Freund hat mich übel zusammengeschlagen, und außerdem ist sie schuld daran, dass mein Gesicht so aussieht, wie es aussieht.«
    Franco warf im Halbdunkel des Wageninneren einen Blick hinüber zu Angelo. Er hatte sich mit der Zeit an dessen grässlich vernarbtes Gesicht gewöhnt. Wenn das da sein eigenes Gesicht wäre … ob er sich jemals daran gewöhnen könnte?
    »Wie lange kann es schon dauern?«, fragte Angelo weiter. »Zehn Minuten vielleicht, allerhöchstens fünfzehn.«
    »Okay, okay«, gab Franco zögernd nach.
    Zwanzig Minuten später kroch Francos großes, schwarzes Auto durch die 19 th Street, während Angelo weit vornübergebeugt auf dem Beifahrersitz saß, um die Häuserfassaden besser erkennen zu können. Sein letzter Besuch hier war zehn Jahre her, aber das, was er damals erlebt hatte, hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis gebrannt. Er war sich sicher gewesen, dass er das Haus sofort erkennen würde, aber das war ein Irrtum.
    »Welches ist es denn, verdammt noch mal?«, wollte Franco wissen. Angelo hatte ihm für einen kurzen Augenblick leidgetan, und so hatte er sich entschlossen, die Zeit für den Umweg zu opfern, aber er fing bereits an, diesen Entschluss zu bereuen, weil Angelo Ewigkeiten brauchte, um das richtige Haus zu finden. Vorhin hatte er ihm noch versichert, dass das alles überhaupt kein Problem sei.
    »Das da ist es!«, rief Angelo plötzlich mit gerecktem Zeigefinger.
    »Bist du sicher?«, wollte Franco wissen. Er betrachtete das Haus, auf das Angelo zeigte. Ein Backsteingebäude, das die eine oder andere Renovierungsmaßnahme gut gebrauchen konnte, genau wie alle Häuser hier in der Straße. »Woher weißt du das?«
    »Vertrau mir! Ich weiß es!«
    Angelo stieg aus, und Franco erinnerte ihn daran, dass das hier nur eine kurze Stippvisite war. Angelo winkte ihm kurz über die Schulter hinweg zu, zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
    Angelo blickte bis zum Dach des Hauses hinauf. Im vierten und obersten Stockwerk brannte Licht. Laurie Montgomery hatte in der Wohnung gewohnt, die auf den Hinterhof zeigte: 5B. Angelo zog die Außentür auf und betrat den Hausflur. Im selben Augenblick musste er an seinen durchgeknallten Partner Tony Ruggerio denken, der in eben diesem Hausflur eine Frau umgemäht hatte, die sie beide für Laurie Montgomery gehalten hatten, die aber, wie sich später herausgestellt hatte, jemand ganz anderes gewesen war. Die Zusammenarbeit mit Tony war ein schweres Handicap für Angelo gewesen, aber er hatte keine andere Wahl gehabt, bis der Kerl schließlich ein Opfer seines eigenen Leichtsinns geworden war.
    Angelo las die Namen neben den Klingelknöpfen und Briefkästen. Zu seiner großen Enttäuschung stand neben dem Apartment 5B der Name Martin Soloway.
    Er hatte diesem Augenblick so sehr entgegengefiebert, dass er im ersten Moment eine lähmende Niedergeschlagenheit verspürte. Doch dann fiel ihm ein, dass er ja wusste, wo sie arbeitete, und seine Stimmung schlug schlagartig um, nur gedämpft durch die allerdings äußerst realistische Befürchtung, dass sie im Verlauf der letzten zehn Jahre nicht nur die Wohnung, sondern auch den Job gewechselt haben könnte. Hin und her gerissen zwischen ungezügelter Vorfreude und ungebremster Verzweiflung, kehrte Angelo zum Wagen zurück und stieg ein.
    Die Narben auf Angelos Gesicht ließen nur ein sehr begrenztes Mienenspiel zu, doch Franco hatte gelernt, auch winzige Veränderungen zu interpretieren. Er wusste sofort, dass Angelo keinen Erfolg gehabt hatte.
    »Sie wohnt nicht mehr da?«, erkundigte er sich.
    »Nein«, bestätigte Angelo. Dann erzählte er Franco von seiner Angst, dass sie vielleicht die Stadt verlassen haben

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